# taz.de -- Xavier Naidoos Musikerkarriere: Mannheims verlorener Sohn
       
       > Xavier Naidoo wollte ein auf Deutsch singender Soulinterpret werden. Aber
       > dann ging in seinem Kopf zu viel durcheinander.
       
 (IMG) Bild: Xavier Naidoo, hier während eines Konzerts in Berlin
       
       Eigentlich hat Xavier Naidoo eine gute Stimme! Bevor Sie jetzt gleich in
       die Luft gehen: Die Betonung liegt auf dem Wort „eigentlich“. Denn Xavier
       Naidoo ist seit Langem ein Fall für Antisemitismusbeauftragte und
       Initiativen, an die sich jene wenden, die [1][von dem rassistischen und
       homophoben Gebaren] des finsteren Verschwörungsapostels verstört werden.
       
       Schon bevor er circa 2007 in den braunen Schlick abgedriftet war, wurden
       Naidoos rührselige Musik und messianische Texte verballhornt. Er hat immer
       polarisiert. Naidoo gehört zur ersten westdeutschen Generation, die HipHop
       „gelebt“ hat. HipHop – wir erinnern uns – ist minoritäre Popmusik,
       [2][entstanden in den afroamerikanischen Ghettos]. In Texten, in der
       Haltung, im Sound drückt sich Protest gegen Diskriminierung und
       rassistische Stereotype aus. Das Selbstbewusstsein der vielfältigen
       afroamerikanischen Kultur wurde zeitgemäß aufgebohrt.
       
       Als US-HipHop Mitte der 1990er Jahre auch in Deutschland Massenkultur
       wurde, ging beim Transfer viel durcheinander. Das Land steckte damals in
       der nationalistischen Phase nach der Wiedervereinigung fest, Neonazis
       schlugen brutal zu. Naidoo war sogar beim afrodeutschen Antifa-Projekt
       Brothers Keepers mit dabei. Aber dann hatte er sich in den Kopf gesetzt,
       ein deutschsingender Soulinterpret zu werden, der sich mit den Mitteln von
       HipHop zum R&B-Star inszeniert. Damit ist er bald gescheitert.
       
       Erinnert sei auch an [3][Mannheim, eine proletarisch und migrantisch
       geprägte Industriestadt], in der Naidoo geboren wurde und zeitweilig als
       Türsteher gearbeitet hat. So wie das gesamte Rhein-Main-Neckar-Gebiet wurde
       Mannheim durch die US-Army musiksozialisiert. Heute findet man dort eine
       renommierte „Pop-Akademie“, die Talente ausbildet und sie Bühnencharisma
       und Medienkompetenz lehrt.
       
       Xavier Naidoo, der verlorene Sohn Mannheims, war da leider nicht. Er wollte
       größer hinaus. Jetzt muss er erstmal deprogrammiert werden. Vielleicht kann
       er dann irgendwann wieder singen.
       
       21 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Naidoos-Abkehr-vom-Verschwoerungsglauben/!5846586
 (DIR) [2] /Antonia-Baum-ueber-Eminem/!5731061
 (DIR) [3] /Mannheim-vor-der-Landtagswahl/!5752887
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julian Weber
       
       ## TAGS
       
 (DIR) HipHop
 (DIR) Xavier Naidoo
 (DIR) Mannheim
 (DIR) Rechtsradikalismus
 (DIR) Xavier Naidoo
 (DIR) Xavier Naidoo
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2021
 (DIR) Kolumne Der rechte Rand
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Entschuldigung in Pop und Politik: Sorry übrigens
       
       Popsänger Xavier Naidoo hat Abbitte für seinen Verschwörungsquatsch
       geleistet. Muss ihm die Gesellschaft verzeihen? Und was ist mit Politikern?
       
 (DIR) Meinungsfreiheit und Xavier Naidoo: „Antisemit“ ist ein Werturteil
       
       Der Beschluss des Verfassungsgerichts in der Causa Naidoo ist gut und
       wichtig. Man sollte aber nicht vergessen, dass ein Björn Höcke gefährlicher
       ist.
       
 (DIR) Parteigründer Jürgen Todenhöfer: Ein unfassbarer Typ
       
       Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Todenhöfer ist der
       rätselhafteste Politiker Deutschlands. Nicht alles, was er sagt, ist
       harmlos.
       
 (DIR) Xavier Naidoo singt mit Bremer Hooligan: Gemeinsame Sache mit Rechtsextremen
       
       Xavier Naidoo lässt den Sänger der Bremer Band Kategorie C bei seinem neuen
       Projekt mitmachen. Damit ist Naidoo in der militanten Rechten angekommen.