# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukraine-Krieg +++: Klitschko: Brauchen schnell Waffen
       
       > Italien und Spanien verlegen ihre Botschaften zurück nach Kiew.
       > Sanktionen gegen Russland spürt das Land deutlich.
       
 (IMG) Bild: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko: „Wir brauchen sofort Waffen aus Deutschland“
       
       ## Klitschko fordert schwere Waffen aus Deutschland
       
       Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, fordert erneut die Lieferung
       schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine. „Wir brauchen die schweren
       Waffen aus Deutschland sofort“, sagte er der Bild-Zeitung (Montagsausgabe).
       „Jede Verzögerung kostet Menschenleben. Das sollte jedem klar sein. Ich
       kann diese Debatte nicht verstehen.“
       
       Zu Details äußerte sich Klitschko nicht. In einem weiteren Interview sagte
       er: „Ich bin kein Waffenexperte, aber wir brauchen Panzer und Flugzeuge.“
       
       Die Bundesregierung liefert bislang keine schweren Waffen an die Ukraine.
       Zur Begründung verweist sie unter anderem auf notwendige Absprachen mit
       Partnerländern sowie darauf, dass ukrainische Soldaten nicht für die Geräte
       ausgebildet seien. Während in der Ampelkoalition vor allem Politikerinnen
       und Politiker von Grünen und FDP für die Lieferung schwerer Waffen
       plädieren, ist die SPD von Kanzler Olaf Scholz eher skeptisch.
       
       Den Sendern RTL und ntv sagte Klitschko zur ukrainischen Absage an einen
       Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Es war ein
       diplomatischer Fehler. In dieser Zeit müssen wir Einigkeit demonstrieren.“
       Klitschko lud zugleich Bundeskanzler Scholz ein, Kiew zu besuchen. (afp)
       
       ## Italien und Spanien verlegen Botschaften wieder nach Kiew
       
       Trotz des anhaltenden Krieges in der Ukraine verlegen Italien und Spanien
       ihr Botschaftspersonal wieder nach Kiew. Die Botschaft Italiens wurde
       bereits am Montag wieder eröffnet, nachdem sie im März aus
       Sicherheitsgründen von Kiew ins westliche Lwiw verlegt worden war, wie aus
       übereinstimmenden Quellen verlautete. Spanien werde ebenfalls „in Kürze“
       seine Botschaft wieder eröffnen, kündigte Ministerpräsident Pedro Sánchez
       an.
       
       „Wir werden die spanische Botschaft in Kiew in der Ukraine in den kommenden
       Tagen wiedereröffnen, als weiteres Zeichen des Engagements der spanischen
       Regierung und der spanischen Gesellschaft für das ukrainische Volk“, sagte
       Sánchez in einem Interview mit dem Sender Antena 3. Spanien hatte sein
       Botschaftspersonal kurz nach dem Einmarsch Russlands nach Polen gebracht.
       
       Italiens Außenminister Luigi Di Maio hatte am Freitag erklärt, dass der
       Botschafter in Kiew eingetroffen sei und die italienische Vertretung „ab
       Montag wieder voll funktionsfähig“ sein werde. „Es ist ein Symbol für ein
       Italien, das keine Zeit verliert, das nicht aufhört, an die Diplomatie zu
       glauben und ständig den Frieden sucht“, fügte er hinzu.
       
       Beide Länder hatten wie viele andere nach dem russischen Einmarsch in die
       Ukraine ihre Botschaften in Kiew angesichts der Sicherheitslage
       geschlossen. Zuletzt entschieden jedoch immer mehr Länder, wieder nach Kiew
       zurückzukehren. So verlegte die Türkei ihre Botschaft in der Ukraine zurück
       nach Kiew. Frankreich kündigte vergangene Woche ebenfalls eine
       Rückverlegung seiner Vertretung von Lwiw nach Kiew an.
       
       Die deutsche Botschaft in Kiew ist nach Angaben des Auswärtigen Amts
       derzeit nicht besetzt. (afp)
       
       ## Sanktionen haben Folgen für russische Wirtschaft
       
       Die weltweiten Sanktionen gegenüber Russland bleiben nicht ohne Folge für
       die russische Wirtschaft. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin befürchtet
       der Tagesschau zufolge einen Verlust von 200.000 Arbeitsplätzen allein in
       der russischen Hauptstadt. Grund sei die Einstellung von
       Geschäftsaktivitäten ausländischer Unternehmen.
       
       Die Stadtverwaltung wolle Arbeitslose mit Schulungen und gesellschaftlich
       wichtigen Aufgaben unterstützen, schreibt Sobjanin in seinem Blog.
       
       Die Sanktionen des Westens gegen Russland haben weitreichende
       wirtschaftliche Folgen. Zahlreiche Unternehmen haben ihre Geschäfte in
       Russland eingeschränkt, ausgesetzt oder ziehen sich komplett zurück.
       Russland versucht, mit verschiedenen Schritten gegen die Folgen der Finanz-
       und Wirtschaftssanktionen vorzugehen und die Auswirkungen auf die
       Unternehmen des Landes zu dämpfen.
       
       Unterdessen verlassen zahlreiche junge Menschen, darunter vor allem gut
       ausgebildete Akademiker:innen und IT-Kräfte, das Land. Sie sehen keine
       großen Chancen mehr, im Land zu arbeiten. (taz)
       
       ## IOC will keine russischen Funktionäre ausschließen
       
       Das Internationale Olympische Komitee will weiterhin keine russischen
       Funktionäre ausschließen und hat dabei auf seine olympische Charta
       verwiesen. Demnach seien die IOC-Mitglieder „keine Vertreter ihres Landes
       innerhalb des IOC. Sie werden vielmehr als Einzelpersonen vom IOC gewählt
       und dann als Botschafter des IOC an die Sportorganisationen ihres Landes
       delegiert“, teilte das IOC am Montag auf Anfrage mit. Auf jeden Fall würden
       derzeit keine IOC-Sitzungen stattfinden, an denen russische IOC-Mitglieder
       teilnehmen, hieß es weiter.
       
       Zuvor hatte sich die Schweiz wegen des russischen Angriffskrieges in der
       Ukraine für den Ausschluss von Funktionären aus Russland und Belarus aus
       Spitzenämtern in internationalen Sportverbänden eingesetzt. Das ging aus
       einem Brief von Sport- und Verteidigungsministerin Viola Amherd an das IOC
       hervor. Angesichts der Situation in der Ukraine reiche es nicht mehr aus,
       Athletinnen und Athleten aus den beiden Ländern von Wettkämpfen im Ausland
       auszuschließen, hieß es in dem Brief unter anderem.
       
       In der Schweiz sind zahlreiche Spitzenverbände angesiedelt, darunter neben
       dem IOC auch die Fußballverbände FIFA und UEFA, ebenso der Europäische
       Leichtathletikverband, der Basketball-Weltverband, die internationalen
       Reitsport-, Fecht- und Schwimmverbände und viele andere. Diese sind in der
       Regel privatwirtschaftlich organisiert. Die Schweizer Regierung glaube,
       dass das IOC Druck auf die Verbände ausüben könne, etwa mit der Drohung,
       sie aus der olympischen Familie auszuschließen, wie der Sprecher des
       Bundesamtes für Sport sagte.
       
       Das IOC will laut eigener Aussage weiterhin Personen und Organisationen
       „anprangern, die für diesen Krieg verantwortlich sind und den olympischen
       Frieden verletzen. Gleichzeitig beobachtet das IOC die Situation weiterhin
       genau und behält sich das Recht vor, die Maßnahmen je nach weiteren
       Entwicklungen anzupassen“. (dpa)
       
       ## Explosionen in Kiew, Dnipropetrowsk und Lwiw
       
       Ein Reuters-Reporter berichtet von mehreren Detonationen in Kiew. Auch in
       den Regionen Lwiw im Westen der Ukraine und im östlichen Landesteil sind
       nach Angaben örtlicher Behörden mehrere Explosionen zu hören. Dabei sind in
       Lwiw mindestens sechs Menschen getötet worden, darunter ein Kind.
       
       Mindestens acht weitere Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden,
       erklärte der Gouverneur der Region Lwiw, Maxym Kosyzky, im Messengerdienst
       Telegram. Die Stadt nahe der polnischen Grenze war nach ukrainischen
       Angaben am Morgen von russischen Raketen getroffen worden. Der
       Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, teilt mit, in der Stadt seien fünf
       Raketen eingeschlagen. Rettungsdienste seien im Einsatz.
       
       Lwiw und der Rest des Westens der Ukraine sind bislang weniger stark von
       den Kämpfen infolge der russischen Invasion betroffen. Sie gelten als
       relativ sicherer Hafen in dem Krieg. Der Sender Suspilne berichtet, bei
       Luftangriffen in der Region Dnipropetrowsk seien zwei Menschen verletzt
       worden. (ap/rtr)
       
       🐾 Während sich China hinter Russland stellt, übersetzen chinesische Expats
       internationale Nachrichten, um der Propaganda entgegenzuwirken. Darüber
       schreibt [1][Shi Ming in seiner taz-kolumne „Fernsicht“].
       
       ## Schwesig wegen Nord Stream 2 immer weiter unter Druck
       
       Das Siegerlächeln ist aus Manuela Schwesigs Gesicht verschwunden. Bei der
       Landtagswahl im September hatte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin
       die Sozialdemokraten noch zu einem fulminanten Erfolg geführt, die Macht im
       Land zementiert und ihre eigene Position in der SPD-Spitze gefestigt. Gut
       sechs Monate und viele Tausend russische Granaten und Raketen auf die
       Ukraine später ist Schwesig in Erklärungsnot.
       
       „Putin-Helferin“, „Handlanger von Gazprom“ – so lauten nur zwei der vielen
       Schlagzeilen über die 47-Jährige in jüngster Zeit. Die Ministerpräsidentin
       aus Schwerin, die noch vor Kurzem unangreifbar schien, muss nun um ihr Amt
       in der Staatskanzlei bangen. Auch Forderungen nach ihrem Rücktritt gibt es
       schon. „Wenn die zuletzt in Medien beschriebenen Sachverhalte zutreffen,
       dann kann Frau Schwesig nicht im Amt bleiben; das ist völlig
       ausgeschlossen“, sagte der Bundestagsabgeordnete und CDU-Außenexperte
       Norbert Röttgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
       
       Die frühere Bundesfamilienministerin erhält nun die Quittung für ihr lange
       Zeit sehr entgegenkommendes Agieren gegenüber Russland. Vehement hatte sie
       den Bau der Ostsee-Erdgasleitung Nord Stream 2, durch die unter Umgehung
       der Ukraine weiteres russisches Gas nach Deutschland fließen sollte, gegen
       alle Kritik aus dem In- und Ausland verteidigt: Man müsse mit Russland im
       Gespräch bleiben und Gas sei eine wichtige Brückentechnologie, sagte sie
       immer wieder. Eine Argumentation, mit der Schwesig unter Politikern nicht
       allein stand und die Umfragen zufolge auch von der Mehrheit der Bevölkerung
       im Nordosten lange Zeit mitgetragen wurde. (dpa)
       
       🐾 Lesen Sie dazu auch den [2][Text der taz-Kollegin Susanne Schwarz].
       
       ## Selenskyj: Fünf Tote durch Bombenangriffe in Charkiw
       
       Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat es bei der
       Bombardierung der Innenstadt von Charkiw fünf Tote und 15 Verletzte
       gegeben. Der Präsident erklärt außerdem, dass sich russische Truppen
       weiterhin auf eine Offensive im Osten des Landes vorbereiten würden: „Wir
       tun alles, um die Verteidigung zu gewährleisten.“ (rtr)
       
       ## Selenskyj wirft russischen Truppen Folter vor
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den russischen Truppen im
       Süden der Ukraine Folter und Entführungen vorgeworfen. Er rief die Welt
       auf, zu reagieren. „Folterkammern werden dort gebaut“, sagte er in einer
       abendlichen Ansprache an die Nation. „Sie entführen Vertreter lokaler
       Regierungen und jeden, der als sichtbar für lokale Gemeinden erachtet
       wird.“
       
       Selenskyj sagte, humanitäre Hilfsgüter seien gestohlen worden, was zu
       Hunger führe. In besetzten Teilen der Regionen Cherson und Saporischschja
       gründeten die Russen separatistische Staaten und führten den Rubel ein,
       erklärte er.
       
       Allein in den vergangenen vier Tagen seien bei verstärktem Beschuss der
       zweitgrößten Stadt des Landes, Charkiw, 18 Menschen getötet und 106
       verletzt worden. „Dies ist nichts als vorsätzlicher Terror. Mörser,
       Artillerie gegen gewöhnliche Wohnviertel, gegen gewöhnliche Zivilisten“,
       sagte er. Eine geplante russische Offensive im Osten der Ukraine „wird in
       der nahen Zukunft beginnen.“
       
       Selenskyj forderte erneut verschärfte Sanktionen gegen Russland,
       einschließlich des gesamten Bankensektors und der Ölindustrie. „Jeder in
       Europa und Amerika sieht bereits, dass Russland offen Energie einsetzt, um
       westliche Gesellschaften zu destabilisieren“, sagte er. „All dies erfordert
       von westlichen Ländern größere Geschwindigkeit bei der Vorbereitung eines
       neuen, kraftvollen Sanktionspakets.“ (ap)
       
       🐾 Hier finden Sie den [3][Ukraine-Liveticker vom Sonntag, den 17. April
       2022.]
       
       18 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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