# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: EU-Beitritt wird im Juni bewertet
       
       > Die EU-Kommission will ihre Stellungnahme zum Beitritt der Ukraine im
       > Juni abgeben. EU-Ratspräsident Michel bringt sich in Odessa vor
       > Raketenangriff in Sicherheit.
       
 (IMG) Bild: Solidaritätsbekundung in Brüssel
       
       ## EU-Ratspräsident Michel muss sich in Odessa vor Raketenangriff in
       Sicherheit bringen
       
       EU-Ratspräsident Charles Michel hat sich während eines Besuchs in der
       ukrainischen Hafenstadt Odessa vor Raketenangriffen in Sicherheit bringen
       müssen. Michel habe am Montag ein Gespräch mit dem ukrainischen
       Regierungschef Denys Schmyhal unterbrochen, „um Schutz zu suchen, als
       erneut Raketen in der Region Odessa einschlugen“, sagte ein EU-Vertreter.
       
       Michel schrieb im Onlinedienst, Anlass seines öffentlich nicht
       angekündigten Besuchs in der südukrainischen Stadt sei der Europatag, den
       die EU alljährlich am 9. Mai begeht. „Ihr seid nicht allein. Die EU steht
       an eurer Seite“, erklärte der Ratspräsident und verurteilte die „russische
       Aggression“ gegen die Ukraine.
       
       Nach Angaben des EU-Vertreters beklagte Michel bei seinem Besuch in Odessa
       auch „die Auswirkungen des russischen Krieges auf die globalen
       Lieferketten“, insbesondere im Hinblick auf Getreidelieferungen, die wegen
       der „russischen Blockade des Schwarzen Meers im Hafen festsitzen“. Diese
       Blockade schade nicht nur der ukrainischen Wirtschaft, sondern gefährde
       auch „die globale Ernährungssicherheit“, erklärte der EU-Vertreter. (afp)
       
       ## EU-Kommission will Beitrittsantrag der Ukraine im Juni bewerten
       
       Die EU-Kommission will den Beitrittsantrag der Ukraine voraussichtlich im
       Juni offiziell bewerten. „Die Kommission beabsichtigt, ihre Stellungnahme
       im Juni abzugeben“, schrieb Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am
       Montag nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir
       Selenski im Onlinedienst Twitter. Sollte Brüssel den 27 Mitgliedstaaten den
       Kandidatenstatus empfehlen und alle Länder zustimmen, könnten die
       eigentlichen Beitrittsverhandlungen beginnen.
       
       Selenski hatte den EU-Beitritt kurz nach dem russischen Einmarsch in sein
       Land beantragt. Auch Georgien und Moldau hoffen auf eine Aufnahme in die
       Europäische Union. Diese beiden ehemaligen Sowjetrepubliken sehen sich
       ebenfalls als mögliches Ziel russischer Aggression. (afp)
       
       ## 🐾 Pervertiertes Gedenken
       
       Über den Tag der Befreiung herrschte lange Konsens. Jetzt wird der Zweite
       Weltkrieg zur Begründung für eine neue Menschenschlächterei herangezogen.
       [1][Kommentar von Klaus Hillenbrand.]
       
       ## Selenski rechnet mit baldigem Sieg der ukrainischen Truppen
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat am Montag in einer
       Videoansprache einen baldigen Sieg seines Landes gegen die angreifenden
       russischen Truppen angekündigt. Die Ukraine werde dann zwei Tage des Sieges
       feiern, sagte Selenski am Montag in Anspielung auf den 9. Mai, an dem in
       Russland und anderen Ländern der Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten
       Weltkrieg gefeiert wird.
       
       „Wir werden nie vergessen, was unsere Vorfahren im Zweiten Weltkrieg getan
       haben“, sagte Selenski. Mehr als acht Millionen Ukrainer und insgesamt
       mindestens 50 Millionen Menschen seien ums Leben gekommen. „Wir haben
       damals gewonnen, wir werden auch jetzt gewinnen.“ (ap)
       
       ## Xi: Eskalation von Ukraine-Konflikt verhindern
       
       Der chinesische Präsident Xi Jinping dringt in einer Video-Konferenz mit
       Bundeskanzler Olaf Scholz darauf, eine Verschärfung und Ausweitung des
       Konfliktes in der Ukraine zu verhindern. Es müssten alle Anstrengungen
       unternommen werden, damit der Konflikt nicht zu „einer unkalkulierbaren
       Situation“ werde, zitieren staatliche chinesische Medien Xi. Er erklärt
       demnach zudem, dass es zwischen China und Europa mehr gemeinsame Interessen
       als Differenzen gebe.
       
       Dem Bundespresseamt zufolge sprachen Scholz und Xi auch über die
       Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine auf die globale
       Nahrungsmittelversorgung und die Energiesicherheit. Themen seien auch eine
       weitere Vertiefung der bilateralen Beziehungen und die Zusammenarbeit im
       Wirtschaftsbereich gewesen. (rtr)
       
       ## Kriegskritische Botschaften in russischem Fernsehen
       
       Im russischen Satellitenfernsehen wurden am Montag kriegskritische
       Botschaften verbreitet, wie auf sogenannten Screenshots, also
       Bildschirmaufnahmen, zu sehen ist. Demnach wurden Sender-Menüs verändert,
       so dass kurz vor Beginn der Militärparade auf dem Roten Platz zur Feier des
       Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg verschiedene Slogans zu
       sehen waren.
       
       „An euren Händen klebt das Blut Tausender Ukrainer und Hunderter toter
       Kinder“, lautete einer davon, „Das TV und die Behörden lügen. Nein zum
       Krieg“, lautete ein anderer Slogan. Es war zunächst nicht klar, wie die
       Slogans auf die Bildschirme gelangten. Der Nachrichtenagentur Interfax
       zufolge tauchten die Slogans auch im Kabelfernsehen auf. Sie sprach von
       Hacking. (rtr)
       
       ## Baerbock dämpft Erwartung eines raschen EU-Beitritts der Ukraine
       
       Außenministerin Annalena Baerbock dämpft die Erwartung eines raschen
       [2][EU-Beitritts der von Russland angegriffenen Ukraine]. Die
       Grünen-Politikerin bekräftigte zwar am Montag in Frankfurt an der Oder:
       „Die Ukraine gehört zum Haus Europa.“ Doch fügte sie auf eine Frage nach
       dem EU-Beitritt hinzu: „Wir wissen nicht, wann der Schritt erfolgen kann
       und wie er erfolgen kann, weil sie gerade in einem furchtbaren Krieg sind.“
       
       Die Ukraine hatte nach dem russischen Angriff vom 24. Februar um einen
       schnellen Beitritt zur Europäischen Union gebeten und bereits Unterlagen
       eingereicht, die Grundlage für Beitrittsgespräche sein könnten. Baerbock
       hatte sich schon Ende Februar zurückhaltend zu dem Beitrittsgesuch geäußert
       und darauf verwiesen, dass ein solches Verfahren normalerweise Jahre
       dauert.
       
       Bei ihrem Auftritt an der Frankfurter Universität Viadrina sagte sie am
       Montag: „Wir dürfen nie wieder leere Versprechungen machen.“ Deshalb
       müssten noch in diesem Halbjahr die längst angebahnten Beitrittsgespräche
       mit Nordmazedonien und Albanien eröffnet werden.
       
       Baerbock bekräftigte die Forderung an Russland, den Ukrainekrieg sofort zu
       beenden. In einer Rede schlug die Außenministerin den Bogen zur
       europäischen Einigung. „Russlands Krieg verneint all das, wofür unser nach
       1945 und nach 1989 geschaffenes Europa steht: Frieden und Freiheit,
       Demokratie und Menschenwürde“, sagte sie.
       
       Deutschland stehe fest an der Seite der mittel- und osteuropäischen
       Verbündeten und nehme seine Verantwortung auch mit der Stationierung
       weiterer Soldaten an der Nato-Ostflanke wahr. Doch gehe die Stärke Europas
       weit über militärische Unterstützung hinaus und umfasse insbesondere
       gesellschaftliche Vernetzung.
       
       „Dann heißt das eben, dass Europa nicht nur eine Wirtschafts-, sondern auch
       eine Werteunion ist“, sagte Baerbock. Es sei eine fatale Illusion gewesen
       zu glauben, dass wirtschaftliche Vernetzung alleine schon Demokratisierung
       und Werte bringe. „Das haben wir jetzt an diesem Angriffskrieg gesehen“,
       sagte Baerbock. „Wirtschaftliche Interessen und Werte gehören aufs Engste
       zusammen.“ Gerade jetzt müsse auch Europa weiter vertieft werden. „Das
       heißt, ein klares Wertefundament weiter zu bauen“, fügte sie hinzu. (dpa)
       
       ## Brandenburger Tor wird am Montagabend in Ukraine-Farben angesstrahlt
       
       Zum Europatag wird das Brandenburger Tor am Montagabend in den blau-gelben
       Farben der Ukraine angestrahlt. Dazu habe sich die Bundesregierung zusammen
       mit dem Land Berlin entschlossen, sagte Vize-Regierungssprecher Wolfgang
       Büchner am Montag. Es gehe um ein „Zeichen der Solidarität mit der
       Ukraine“, das auf eine Initiative der französischen EU-Ratspräsidentschaft
       zurückgehe. Zeitgleich würden „in ganz Europa Wahrzeichen und
       Regierungsgebäude in den Nationalfarben der Ukraine beleuchtet“.
       
       „Unser Signal ist ganz klar“, sagte Büchner. „Die Europäische Union steht
       an der Seite der Ukraine und ihrer Bevölkerung.“ Büchner wies zurück, dass
       die Aktion eine Reaktion auf die Kontroverse auf das Berliner Verbot
       ukrainischer Flaggen zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am
       Sonntag sowie am Montag ist. „Das war schon länger geplant“, sagte er.
       Beide Dinge stünden „miteinander nicht in irgendeiner Form in Verbindung“.
       
       Der Berliner Senat hatte im Vorfeld der Gedenktage am Sonntag und Montag
       ein Verbot von Flaggen und militärische Symbole für insgesamt 15 Gedenkorte
       der Hauptstadt angeordnet. Dies sorgte für heftige Kritik unter anderem des
       ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk. Die Landesregierung verteidigte
       ihr Vorgehen damit, dass so ein „würdevolles, friedliches Gedenken“
       ermöglicht werden sollte. (afp)
       
       ## Putin wirft Nato Planung einer „Invasion historischer Gebiete“ vor
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Gedenktag zum Sieg über
       Nazi-Deutschland vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs gewarnt. Es müsse
       alles getan werden, um diesen „Schrecken“ zu verhindern, sagte Putin bei
       der traditionellen Militärparade am Montag auf dem Roten Platz in Moskau.
       Anders als von westlichen Beobachtern befürchtet kündigte der Kreml-Chef
       keine Ausweitung des Militäreinsatzes in der Ukraine an.
       
       Stattdessen rechtfertigte Putin den Einsatz unter anderem auch mit dem
       Weltkriegsgedenken: „Ihr kämpft für das Vaterland, für seine Zukunft, damit
       niemand die [3][Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg] vergisst“, sagte er an
       die Soldaten gerichtet, von denen einige in der Ukraine im Einsatz gewesen
       waren. Sie hätten dort das „Vaterland“ vor der „inakzeptablen Gefahr“
       verteidigt, die das vom Westen unterstützte Nachbarland für Russland
       darstelle.
       
       Russland feiert [4][am 9. Mai] traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland.
       Rund 11.000 Soldaten marschierten in diesem Jahr auf dem Roten Platz auf
       und präsentierten über 130 Panzer sowie schweres Geschütz wie
       Langstreckenraketenwerfer. Eine geplante Schau der Luftwaffe wurde nach
       offiziellen Angaben wetterbedingt abgesagt.
       
       In seiner Rede warf Putin der Ukraine und der Nato vor, „eine Invasion
       unserer historischen Gebiete“ geplant zu haben, darunter der 2014 von
       Russland annektierten Krim-Halbinsel und der mehrheitlich
       russischsprachigen Donbass-Region in der Ostukraine. Auch strebe Kiew nach
       der Atombombe. Russland habe daher keine andere Wahl gehabt, als präventiv
       zu agieren. Der Ukraine-Einsatz sei „die einzig richtige Entscheidung“ für
       ein „souveränes, starkes und unabhängiges Land“.
       
       Im Westen war befürchtet worden, dass Putin anlässlich des
       Weltkriegsgedenkens den Einsatz in der Ukraine ausweiten und etwa eine
       Generalmobilmachung verkünden könnte. Der Kreml hatte derartige
       Spekulationen im Voraus zurückgewiesen. (afp)
       
       ## Britischer Minister: Angriff auf Ukraine gleicht Nazi-Gräueln
       
       Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat am russischen „Tag des
       Sieges“ über den Faschismus Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine mit
       den Nazi-Gräueltaten verglichen. In einer Rede am Montag wollte Wallace
       fordern, dass Putin und seinen Generälen ein Prozess vor einem
       internationalen Kriegsverbrechertribunal gemacht wird wie der Nazi-Führung
       nach dem Zweiten Weltkrieg. Das berichteten britische Medien am Montag
       unter Berufung auf Auszüge des Redemanuskripts.
       
       „Mit ihrer Invasion in der Ukraine spiegeln Putin, sein engster Kreis und
       seine Generäle nun den Faschismus und die Tyrannei von vor 70 Jahren wider
       und wiederholen die Fehler der totalitären Regime des letzten
       Jahrhunderts“, hieß es demnach in der Rede von Wallace. „Ihr Schicksal muss
       ebenfalls dasselbe sein.“ Russlands Opfer der Vergangenheit dürften nicht
       vergessen werden, „aber auch nicht die Lehren, was den Tätern solch nicht
       provozierter Brutalität bevorsteht“, betonte er.
       
       Die Rede im National Army Museum in London fiel auf den „Tag des Sieges“,
       mit dem Russland jährlich am 9. Mai den Sieg über Nazi-Deutschland im
       Zweiten Weltkrieg begeht. Die russische Führung behauptet in ihrer
       Kriegspropaganda immer wieder fälschlicherweise, dass die ukrainische
       Führung von Nazis beherrscht werde. Präsident Putin hat den Angriff auf das
       Nachbarland auch mit dem Ziel einer „Entnazifizierung“ der Ukraine
       begründet.
       
       Putin und seine Militärs „zerreißen sowohl Russlands Vergangenheit als auch
       seine Zukunft“, so Wallace. Die Generäle in ihren „gepflegten
       Paradeuniformen“ trügen eine Mitschuld „an Putins Missbrauch der stolzen
       Geschichte ihrer Vorfahren“ im Widerstand gegen den Faschismus. Der Angriff
       auf die Ukraine und auf Zivilisten „korrumpieren die Erinnerung an
       vergangene Opfer und Russlands einst stolzen globalen Ruf“. (dpa)
       
       ## Ikea entlohnt trotz geschlossener Filialen russische Mitarbeiter
       
       Der schwedische Möbel-Riese Ikea will seine rund 15.000 Mitarbeiter in
       Russland trotz geschlossener Filialen vorerst weiter bezahlen. Ikea habe
       eine entsprechende Regelung um drei Monate bis August verlängert, sagte
       Tolga Oncu, Manager des Ikea-Hauptfranchise-Nehmers Ingka Group, am Montag.
       Ikea hatte seine Möbelhäuser in Russland Anfang März vorübergehend
       geschlossen.
       
       Viele Unternehmen haben sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine
       und den folgenden westlichen Sanktionen aus dem Land zurückgezogen oder
       lassen ihre Geschäfte dort ruhen. Zahlreiche Konzerne wie etwa Henkel,
       McDonalds oder Renault zahlen aber momentan weiter für ihre Beschäftigten.
       (rtr)
       
       ## Russland begeht Feierlichkeiten zum 9. Mai
       
       Überschattet von seinem Krieg gegen die Ukraine hat Russland [5][77 Jahre
       nach Ende des Zweiten Weltkriegs] mit ersten Militärparaden im äußersten
       Osten des Landes den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland gefeiert.
       Auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka, auf der Insel Sachalin, in der
       Großstadt Wladiwostok am Pazifik und in weiteren Orten beteiligten sich
       Hunderte Soldaten an den Paraden zur Erinnerung an den Großen
       Vaterländischen Krieg. Das Verteidigungsministerium in Moskau
       veröffentlichte dazu am Montag zahlreiche Fotos – in Wladiwostok fuhren
       auch die Weltkriegspanzer vom Typ T-34 in der Kolonne mit.
       
       Im ganzen Land waren 28 Paraden geplant, die mit Abstand größte ist in der
       Hauptstadt Moskau für 9.00 Uhr MESZ (10.00 Uhr Ortszeit) angesetzt. Mit
       Spannung erwartet wurde eine Rede von Kremlchef Wladimir Putin, dem
       Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte, auf dem Roten Platz. Putin
       dürfte sich auch zum Krieg gegen die Ukraine äußern. Dieses Mal wird kein
       ausländischer Staatschef bei der Parade zu Gast sein. Die mit einem
       Großaufgebot an Uniformierten gesicherte Innenstadt glich einer Festung.
       
       Über den Roten Platz und durch die Metropole rollen bei der Parade Panzer
       und andere Kampftechnik sowie mit Atomsprengköpfen bestückbare Raketen.
       Geplant war auch eine Flugshow. Acht Kampfflugzeuge sollen am Himmel den
       Buchstaben „Z“ formen, der das offizielle Symbol für Russlands
       Militäreinsatz in der Ukraine ist. An dem Angriffskrieg beteiligte Soldaten
       gratulierten in einem vom Verteidigungsministerium am Morgen
       veröffentlichten Video zum „Tag des Sieges“.
       
       Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der
       deutschen Wehrmacht zu Ende gegangen. Russland begeht am 9. Mai mit dem
       „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland seinen wichtigsten Feiertag. (dpa)
       
       ## Ukraine warnt vor russischen Raketenangriffen
       
       Das ukrainische Militär hat vor der russischen Militärparade in Moskau
       anlässlich des Tags des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg
       vor einer hohen Wahrscheinlichkeit für russische Raketenangriffe gewarnt.
       
       Der ukrainische Generalstab erklärte am Montag zudem, in von Russland
       kontrollierten Gebieten in der Region Saporischschja hätten russische
       Truppen damit begonnen, „persönliche Dokumente der lokalen Bevölkerung ohne
       triftigen Grund zu beschlagnahmen.“ Mit den Beschlagnahmungen sollten die
       Menschen dort zur Teilnahme an Gedenkfeiern zum Tag des Sieges gezwungen
       werden, hieß es.
       
       Das ukrainische Militär warnte auch davor, dass Russland etwa 19 taktische
       Bataillonsgruppen in der russischen Region Belgorod direkt hinter der
       Grenze stationiert habe. Diese Gruppen bestehen Schätzungen zufolge aus
       etwa 15.200 Soldaten mit Panzern, Raketenbatterien und anderen Waffen. (ap)
       
       ## Kämpfe gehen weiter
       
       Die Kämpfe in verschiedenen Teilen der Ukraine gingen unterdessen weiter.
       Im Süden gab das ukrainische Militär an, am Sonntag 51 russische Soldaten
       getötet sowie zwei Raketenwerfer und einen Hubschrauber zerstört zu haben.
       Die ukrainische Luftabwehr schoss nach eigenen Angaben fünf unbemannte
       Flugapparate und drei russische Marschflugkörper ab. Die Informationen
       konnten nicht unabhängig überprüft werden. (dpa)
       
       ## UN-Generalsekretär entsetzt über Luftangriff auf Schule
       
       UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „entsetzt“ über einen
       [6][Luftangriff auf ein Schulgebäude] im Gebiet Luhansk, bei dem
       möglicherweise bis zu 62 Menschen ums Leben kamen. Die Attacke zeige
       erneut, dass Zivilisten in diesem Krieg den höchsten Preis zahlten. In der
       Schule hatten ukrainischen Behörden zufolge rund 90 Personen Schutz
       gesucht. Durch den Bombenabwurf brach ein Feuer aus und das Gebäude stürzte
       zusammen. Zunächst war von 30 Geretteten und zwei geborgenen Toten die
       Rede. (dpa)
       
       ## Ukraine: Berlin hat mit Flaggenverbot einen Fehler gemacht
       
       Die Ukraine hat mit deutlicher Kritik auf das Flaggenverbot beim
       Weltkriegsgedenken in Berlin am Sonntag reagiert. „Mit dem Verbot
       ukrainischer Symbole hat Berlin einen Fehler gemacht“, teilte Außenminister
       Dmytro Kuleba mit. Es sei sehr falsch, sie ebenso zu behandeln wie
       russische Symbole. Friedlichen Protestierenden eine ukrainische Flagge
       wegzunehmen, sei ein Angriff auf jeden, der Europa und Deutschland mit
       dieser Flagge in der Hand gegen russische Aggression verteidige.
       
       Die Berliner Polizei hatte anlässlich des Gedenkens an das europäische
       Weltkriegsende am Sonntag und am Montag in Berlin für 15 Gedenkorte
       Auflagen erlassen, unter anderem ein Verbot von russischen und ukrainischen
       Fahnen. Dennoch wurden vereinzelt ukrainische und rote Flaggen mit
       Sowjet-Bezug gezeigt.
       
       Laut Polizeiangaben sind Beamte immer wieder eingeschritten, unter anderem
       beim Entrollen einer etwa 25 Meter langen Ukraine-Fahne. Ausgenommen von
       dem Verbot waren unter anderem Diplomatinnen und Diplomaten sowie Veteranen
       des Weltkriegs.
       
       Der Senat hatte die Auflagen verteidigt. Es gelte, an den Gedenkorten, die
       sowohl an russische als auch an ukrainische Gefallene erinnerten, „jede
       Konfrontation zu verhindern“. (dpa)
       
       ## Außenministerin Baerbock mit Eiern beworfen
       
       Bei einem Wahlkampfauftritt für die Grünen in Nordrhein-Westfalen ist auf
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit einem rohen Ei geworfen worden.
       Bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag in Wuppertal habe das Ei sein
       Ziel verfehlt, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Die Personalien
       der Eierwerferin seien aufgenommen und es sei eine Strafanzeige ausgestellt
       worden. Zuvor hatten Spiegel und der WDR berichtet.
       
       Sicherheitsbeamte liefen nach dem Eierwurf auf die Bühne, um die Ministerin
       abzuschirmen. Die Politikerin setzte danach aber ihren Auftritt fort und
       hielt der Werferin vor, beim Recht auf Meinungsfreiheit einen zweifelhaften
       Weg zu gehen.
       
       Die Bundesregierung steht in Kreisen von Friedensaktivisten und auch in
       anderen Teilen der Bevölkerung in der Kritik, weil sie die Lieferung
       schwerer Waffen aus Deutschland in die Ukraine befürwortet. Die Grünen
       waren jahrzehntelang gegen Waffenlieferungen. Russlands
       völkerrechtswidriger Angriffskrieg hat bei führenden Grünen-Vertretern zu
       einem Umdenken geführt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)
       musste Ende April bei einem Wahlkampfauftritt in Bielefeld ein Pfeifkonzert
       über sich ergehen lassen. In Nordrhein-Westfalen wird am kommenden Sonntag
       (15. Mai) ein neuer Landtag gewählt. (dpa)
       
       ## Japan will auf russisches Öl verzichten
       
       Im Einklang mit den Maßnahmen der G7-Industrienationen wegen des Kriegs in
       der Ukraine will Japan schrittweise auf den Import von russischem Öl
       verzichten. Staats- und Regierungschefs der G7-Länder hatten am Sonntag
       virtuell konferiert und ihre Entschlossenheit verkündet, wegen der
       russischen Aggression gegen die Ukraine Ölimporte aus Russland zu verbieten
       oder schrittweise daraus auszusteigen.
       
       „Es ist eine extrem schwere Entscheidung für ein Land, das weitgehend von
       Energieimporten abhängig ist, einschließlich Öl“, sagte der japanische
       Ministerpräsident Fumio Kishida am Montag. „Aber die Einheit der G7 ist im
       Moment am wichtigsten.“
       
       Kishida sprach von einem schrittweisen und langsamen Prozess des Ausstiegs
       aus dem Import von russischem Öl. Über Details und einen Zeitplan werde
       später entschieden, weil der Prozess die Sicherung alternativer
       Energiequellen erfordere. Japan hat auch den schrittweisen Ausstieg aus
       russischer Kohle verkündet.
       
       Japan werde Importe aus eigenen Beteiligungen an Öl- und Erdgasprojekten in
       Russland, einschließlich derjenigen in Sachalin, jedoch nicht verbieten,
       sagte Kishida. (ap)
       
       9 May 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [6] /Krieg-in-der-Ukraine/!5853213
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Treblin
       
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 (DIR) Zum Tag der Befreiung: Das Klammern an den Sieg
       
       Mit dem Gedenken an den Tag der Befreiung 1945 kapert der Kreml die
       Erinnerung und instrumentalisiert sie 77 Jahre nach Kriegsende.
       
 (DIR) Rede von Olaf Scholz zum 8. Mai: „Angst darf uns nicht lähmen“
       
       Kanzler Olaf Scholz rechtfertigt in einer Rede zum 8. Mai seine
       Ukraine-Politik. Und sichert dem Land mehr Unterstützung zu.