# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Dimitro Kuleba zu Besuch in Berlin
       
       > Der ukrainische Außenminister wirbt in Deutschland um Unterstützung für
       > den EU-Beitritt der Ukraine. SPD-Co-Chef Klingbeil spricht sich dafür
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Dimitro Kuleba und Lars Klingbeil beim gemeinsamen Statement
       
       ## Bundeswehr fliegt kriegsverletzte Ukrainer nach Deutschland
       
       Die Bundeswehr hat mit einem weiteren Evakuierungsflug kriegsverletzte
       Ukrainer aus Polen nach Deutschland gebracht. Das Spezialflugzeug A310
       MedEvac der Luftwaffe landete am Donnerstag mit mehr als 20 Patienten an
       Bord auf dem Flughafen Frankfurt/Main, wie die Deutsche Presse-Agentur
       erfuhr. Die Luftwaffe hatte die Ukrainer und mehrere Begleiter dem
       Flughafen der polnische Stadt Rzeszow – etwa 90 Kilometer von der Grenze
       zur Ukraine entfernt – an Bord genommen.
       
       Mit dem in Köln stationierten Flugzeug wurden in den vergangenen Wochen
       wiederholt schwer verletzte Kinder und Erwachsene zur Behandlung nach
       Deutschland geholt, um sie besser medizinisch versorgen zu können. Der A310
       MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden
       in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt. (dpa)
       
       ## EU-Kommission sucht neue Exportwege für ukrainisches Getreide
       
       Angesichts stockender Getreideausfuhren aus der Ukraine durch Russlands
       Blockade ukrainischer Häfen will die EU-Kommission neue Exportwege über den
       Landweg finden. Da die Blockade der Häfen die weltweite
       Lebensmittelsicherheit bedrohe, „besteht dringender Bedarf, alternative
       Logistikrouten zu schaffen“, erklärte die EU-Kommission am Donnerstag.
       Dabei setzt die Brüsseler Behörde auf Lastwagen und Güterzüge.
       
       Um Ausfuhren von Weizen, Sonnenblumenöl und Mais aus der Ukraine zu
       ermöglichen, schlug die Kommission vor, an den Grenzen zur EU das Personal
       zu verstärken, um rund um die Uhr Lastwagen abfertigen zu können. Zudem
       appellierte die Brüsseler Behörde an die Betreiber der Schienennetze in
       Europa, Exporten aus der Ukraine „zeitlich befristet“ Vorrang einzuräumen
       und ihnen Zeitfenster auf der Schiene bereitzustellen.
       
       Denn die Lage ist dringend geworden, um die Ernten von den ukrainischen
       Feldern nicht verkommen zu lassen: Nach Angaben der Kommission warteten an
       den Grenzübergängen zwischen der Ukraine und der EU „tausende Waggons und
       Lastkraftwagen auf ihre Abfertigung“. Derzeit würden Waggons
       durchschnittlich zwischen 16 und 30 Tage auf ihre Abfertigung warten.
       
       Eine der Herausforderungen dabei seien die unterschiedlichen Spurweiten der
       Schienen in der Ukraine und in der EU, „sodass die meisten Güter auf
       Lastwagen oder Waggons umgeladen werden müssen“, die den Abständen der
       EU-Schienen entsprechen. (afp)
       
       ## Ukrainischer Außenminister Kuleba in Berlin
       
       Kiew geht nach den Sticheleien gegen Deutschland nun in die
       Charmeoffensive. Der ukrainische Außenminister Dimitro Kuleba war
       Donnerstag in Berlin zu Gast und tourte zunächst durch die
       Bundestagsfraktionen. Den Anfang machte er am Morgen bei der SPD-Fraktion.
       Eigentlich selbstverständlich bei der Kanzlerpartei zu starten, aber auch
       ein Signal. Denn bei dem Gespräch war neben dem Fraktionsvorsitzenden Rolf
       Mützenich auch Parteichef Lars Klingbeil zugegen, die SPD in Breite also.
       
       Auf die Sozialdemokraten waren die ukrainischen Politiker:innen
       [1][wegen ihrer russlandfreundlichen Politik] in der Vergangenheit
       besonders sauer. Eine Politik, die ja nun Vergangenheit sei, versicherte
       der ukrainische Außenminister, als er nach dem 60-minütigen Gespräch
       zusammen mit Mützenich und Klingbeil vor die Presse trat. Kanzler Olaf
       Scholz habe eine Kehrtwende eingeleitet, er lobte das als ein Zeichen der
       Stärke. Insgesamt sehe er eine positive Dynamik in den deutsch-ukrainischen
       Beziehungen.
       
       Worum es Kuleba geht, machte er auch klar, nämlich die Unterstützung
       Deutschlands [2][beim angestrebten EU-Beitritt]. Ende Juni entscheidet die
       EU, ob die Ukraine Beitrittskandidatin wird. „Die EU braucht die Ukraine so
       sehr wie die Ukraine die EU“, bekräftigte Kuleba. Vor laufenden Kameras
       sagte Klingbeil die geforderte Unterstützung zu. „Wir wollen, dass die
       Ukraine Mitglied wird und den Kandidatenstatus bekommt.“ Gleich danach
       ging's für Kuleba weiter zur FDP. Nur einer empfing ihn an diesem Tag
       nicht: Olaf Scholz. Ein Besuch im Kanzleramt sei nicht vorgesehen, hieß es
       aus der SPD. Beschweren wird sich Kuleba darüber wohl nicht. (ale)
       
       ## 🐾 Lieber hungern als nach Tegel
       
       Viele Ukrainer*innen in der Hauptstadt meiden die offizielle Anmeldung
       als Geflüchtete, aus Angst, Berlin verlassen zu müssen, sagen
       Ehrenamtliche. Eine neue Anlaufstelle gibt praktische Hilfe. [3][Aus Berlin
       berichtet Susanne Memarnia].
       
       ## Russische Sanktionen gegen Ex-Gazprom-Töchter
       
       Die früheren ausländischen Töchter des russischen staatlichen
       Energiekonzerns Gazprom sind nach Angaben des Kreml nun komplett vom
       Gashandel mit Russland ausgeschlossen. „Die Unternehmen können an dem
       Prozess nicht mehr teilnehmen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am
       Donnerstag [4][laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax].
       
       Mit den sanktionierten Firmen werde Russland keine Beziehungen mehr
       unterhalten. „Sie sind einfach verboten“, so Peskow. Demnach müssen andere
       Unternehmen in Europa den Gashandel mit Russland übernehmen. Konkrete
       Details zur Umsetzung der am Vortag veröffentlichten Sanktionen nannte
       Peskow nicht und verwies dazu auf Gazprom. Der Konzern hat sich bislang
       noch nicht dazu geäußert.
       
       Nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die
       Ukraine verhängte der Westen Sanktionen gegen mehrere Tochterunternehmen
       von Gazprom in Europa. Als der russische Energieriese versuchte, Gazprom
       Germania zu liquidieren, nahm die Bundesregierung im April die deutsche
       Gazprom-Tochter als strategisch wichtiges Infrastruktur-Unternehmen unter
       staatliche Kontrolle.
       
       Daraufhin hat die russische Regierung Gazprom Germania und 30 weitere
       ehemalige Tochterunternehmen von Gazprom auf die Sanktionsliste genommen
       und russischen Unternehmen alle Geschäfte mit diesen Firmen verboten. (dpa)
       
       ## SPD-Co-Chef Lars Klingbeil für EU-Beitritt der Ukraine
       
       Lars Klingbeil, Co-Chef der SPD, hat sich dafür ausgesprochen, der Ukraine
       den Status als EU-Beitrittskandidat zu verleihen. Es sei wichtig, „dass wir
       ein klares politisches Signal auch setzen, dass wir die Ukraine in der
       Europäischen Union haben wollen“, sagte Klingbeil nach einem Treffen mit
       dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba am Donnerstag in Berlin. „Wir
       wollen, dass sie Mitglied wird und dann auch den Kandidatenstatus bekommt.“
       
       Die EU-Kommission will im Juni über die Frage entscheiden und eine
       Empfehlung an die Mitgliedstaaten abgeben. Kuleba selbst sagte, er hoffe,
       dass danach der EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs Ende Juni seinem
       Land den Kandidatenstatus gewähre. Auch wenn dies nicht eine „sofortige
       Mitgliedschaft“ bedeute, wäre dies für sein Land eine wichtige
       Entscheidung. (afp)
       
       ## Russische Warnung gen Westen wegen Militärhilfe für Ukraine
       
       Dmitri Medwedew, einer der engsten Vertrauten des russischen Präsidenten
       Wladimir Putin, warnt den Westen wegen dessen militärischer Hilfe für die
       Ukraine vor einem Konflikt zwischen Russland und Nato. „Ein solcher
       Konflikt birgt stets das Risiko, in einen vollständigen Atomkrieg zu
       münden“, erklärt Medwedew, der Putins Stellvertreter an der Spitze des
       russischen Sicherheitsrates ist, auf Telegram. „Nato-Länder, die Waffen in
       die Ukraine pumpen, Truppen für den Einsatz westlicher Ausrüstung
       ausbilden, Söldner entsenden und die Übungen von Bündnisstaaten in der Nähe
       unserer Grenzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines direkten und offenen
       Konflikts zwischen der Nato und Russland.“(rtr)
       
       ## UN-Menschenrechtsrat: Tausende Leichen bei Kiew geborgen
       
       In der Region der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Angaben des
       UN-Menschenrechtsrates bislang rund tausend Leichen geborgen worden. Viele
       der überprüften Menschenrechtsverletzungen könnten als Kriegsverbrechen
       eingestuft werden. Das Ausmaß ungesetzlicher Tötungen, einschließlich der
       Indizien für Hinrichtungen in Gebieten nördlich von Kiew, sei schockierend,
       sagt Michelle Bachelet, die Vorsitzende des in Genf ansässigen
       Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen, per Video-Schaltung. Der Rat
       wird im Laufe des Tages entscheiden, ob Ermittler mit einer offiziellen
       Untersuchung der Ereignisse in Raum Kiew und anderen Regionen seit der
       russischen Invasion beauftragt werden. Russland weist Vorwürfe zurück, dass
       bei dem von ihm so bezeichneten militärischen Sondereinsatz Zivilisten ein
       Ziel seien. (rtr)
       
       ## Weniger Gas durch Moskaus Sanktionen gegen Gazprom-Töchter
       
       Nach den von Russland verhängten Sanktionen gegen ehemalige
       Tochtergesellschaften von Gazprom im Ausland ist der Gas-Transit durch die
       Ukraine nach Europa deutlich gefallen. Das Auftragsvolumen für die
       Durchleitung russischen Gases lag nach Angaben des ukrainischen
       Netzbetreibers OGTSU am Donnerstag bei nur noch 53,2 Millionen Kubikmeter.
       
       Laut dem aktuellen Transitvertrag können täglich maximal 110 Millionen
       Kubikmeter russisches Gas durch die Ukraine nach Europa gepumpt werden. Am
       Dienstag lag das Auftragsvolumen nach russischen Angaben noch bei 95,8
       Millionen Kubikmetern und fiel am Mittwoch auf 72 Millionen Kubikmeter, da
       die Ukraine eine Pipeline durch die schwer umkämpfte Region Luhansk
       geschlossen hatte. Nun ist das Volumen noch einmal um mehr als ein Viertel
       gefallen. Ob der Rückgang mit den Sanktionen zusammenhängt, ist offen.
       
       Russland hatte am Mittwochabend Sanktionen gegen Teile des Gaskonzerns
       Gazprom Germania angekündigt, der unter der Treuhandschaft der
       Bundesnetzagentur steht. Auf der Internetseite der Regierung in Moskau
       wurden insgesamt 31 Unternehmen aufgelistet, gegen die nicht genauer
       bezeichnete Maßnahmen erlassen werden. Auch EuRoPol GAZ PA gehört dazu, der
       Eigner des polnischen Abschnitts der Jamal-Europa Erdgas-Pipeline.
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 3. Mai ein Dekret erlassen,
       wonach keine russische Einrichtung Geschäfte mit Firmen und Personen auf
       der Sanktionsliste tätigen darf. Ausdrücklich dürfen an sie keine Produkte
       oder Rohstoffe exportiert werden. (dpa, rtr)
       
       ## Schnellere Unabhängigkeit von russischem Gas möglich
       
       Deutschland könnte nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Robert Habeck
       (Grüne) schon in diesem Winter einen Boykott russischer Gaslieferungen
       verkraften. „Wenn wir zum Jahreswechsel volle Speicher haben, wenn zwei der
       vier von uns angemieteten schwimmenden LNG-Tanker schon am Netz
       angeschlossen sind und wenn wir deutlich an Energie sparen, können wir im
       Fall eines Abrisses der russischen Gaslieferungen einigermaßen über den
       Winter kommen“, [5][sagte er der Wirtschaftswoche] laut einer Vorabmeldung
       vom Mittwochabend.
       
       Eine Unabhängigkeit von russischem Gas stellte die Regierung bislang aber
       erst „bis Mitte 2024“ in Aussicht. Damit es schneller soweit sei, müssten
       aber alle Beteiligten einen Beitrag leisten, sagte Habeck der
       Wirtschaftswoche. „Weniger Verbrauch ist das A und O beim Gas.“ Wenn
       Industrie und Privatleute zehn Prozent des Verbrauchs einsparten, „dann
       sind das die entscheidenden Prozente, um nicht in eine Notlage zu geraten“,
       fuhr der Minister fort. „Da sollten alle mitmachen.“
       
       Zwei der vier für Deutschland georderten Flüssiggas (LNG)-Schiffe ersetzen
       laut Habeck bereits knapp ein Viertel der russischen Erdgas-Importe. Trotz
       der Fortschritte warnte Habeck allerdings in dem Interview auch vor den
       wirtschaftlichen Risiken eines Stopps russischer Gaslieferungen. „Auch
       unter den genannten Voraussetzungen wären die Gaspreise dann sicherlich
       sehr hoch und die Speicher am Ende des Winters leer.“ (afp)
       
       ## Ukrainisches Militär meldet schwere Gefechte im Osten
       
       Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe
       im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbass
       Geländegewinne erzielt. „Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der
       Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die
       Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur
       zeitweise besetzten Krim aufrecht zu erhalten“, teilte der ukrainische
       Generalstab am Donnerstag in seinem Lagebericht mit.
       
       Die russischen Attacken im Donbass zielen demnach auf die Städte
       Sjewjerodonezk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Kurachowe sowie das großteils
       schon von russischen Kräften besetzte Rubischne. „In Richtung
       Sjewjerodonezk führt der Feind Angriffe auf Kudrjaschiwka und
       Sjewjerodonezk und hat dabei teilweise Erfolg“, räumte die ukrainische
       Militärführung ein. Zum Vorstoß auf die Kleinstadt Liman versuchten die
       russischen Streitkräfte derweil, Schwimmbrücken über den Fluss Siwerskyj
       Donez zu bauen. Mittwochabend schon hatte der Generalstab über die
       Zerstörung solcher Pontonbrücken berichtet.
       
       Am Frontabschnitt vor Slowjansk, einem der wichtigsten Ziele der russischen
       Offensivbemühungen im Donbass, verstärke Moskau derweil seine Kräfte.
       Demnach sollen zur Vorbereitung neuer Angriffe rund 300 neue
       Militärfahrzeuge in den Raum verlegt worden sein. (dpa)
       
       ## Treffen der G7-Außenminister in Schleswig-Holstein
       
       Auf dem Schlossgut Weissenhaus in Schleswig-Holstein beginnt am
       Donnerstagabend das Treffen der G7-Außenminister unter deutscher
       Präsidentschaft. Im Mittelpunkt der dreitägigen Beratungen stehen nach
       Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin „der russische Angriffskrieg gegen
       die Ukraine und seine Auswirkungen beispielsweise auf die Energie und
       Ernährungssicherheit“. Als Gäste nehmen am Freitag die Außenminister der
       Ukraine und Moldaus, Dmytro Kuleba und Nicu Popescu, teil.
       
       Zur G7-Gruppe zählen neben Deutschland die USA, Großbritannien, Frankreich,
       Kanada, Italien und Japan. Wegen einer Corona-Infektion voraussichtlich
       nicht persönlich an dem Treffen teilnehmen wird US-Außenminister Antony
       Blinken; er wird nach Angaben seines Ministeriums von Außenstaatssekretärin
       Victoria Nuland vertreten. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die
       Ukraine hatten die G7-Staaten in der vergangenen Woche den schrittweisen
       Ausstieg aus russischen Öl-Importen vereinbart und ihre Solidarität mit der
       Regierung in Kiew bekräftigt. (afp)
       
       ## Russland wirft Ukraine Beschuss von Dorf nahe Grenze vor
       
       Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow,
       wirft ukrainischen Einheiten den Beschuss des Dorfes Solochi nahe der
       Grenze vor. Dabei seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt
       worden. Die russischen Behörden in der Grenzregion haben der Ukraine
       wiederholt den Beschuss russischen Territoriums vorgeworfen. Die Regierung
       in Kiew hat nicht erklärt, dass für solche Angriffe ukrainische Einheiten
       verantwortlich seien. (rtr)
       
       ## Deutsche Reservisten lassen sich wegen Wehrdienstverweigerung beraten
       
       Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Zahl der Menschen, die Hilfe
       bei Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerer gesucht haben, deutlich
       gestiegen. Die [6][Evangelische Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden
       (EAK)] stellt einen deutlich höheren Bedarf an Beratungen vor allen Dingen
       für Reservistinnen und Reservisten fest.
       
       Habe in den vergangenen Jahren höchstens eine Person im Jahr um Rat
       gefragt, seien es seit Ende Februar bereits fünf Reservisten gewesen, die
       ihren Dienst zum Teil schon vor zehn oder zwanzig Jahren absolviert und
       jetzt Sorge hätten, einberufen zu werden, sagte Pfarrer Martin Tontsch,
       Referent der Arbeitsstelle Kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung in
       Nürnberg und Vorstandsmitglied der EAK, dem Evangelischen Pressedienst.
       (epd)
       
       ## Russland blockiert alle Evakuierungsrouten aus Mariupol
       
       Evakuierungen aus dem von russischen Truppen belagerten [7][Mariupol] sind
       nach Angaben eines Beraters von Bürgermeister Wadym Bojtschenko aktuell
       nicht möglich. Denn russische Kräfte blockierten alle Fluchtrouten, sagte
       Petro Andriuschtschenko am Mittwoch. Einige in der Stadt verbliebene
       Stadtbewohner kooperierten im Gegenzug für Nahrungsmittel mit den
       russischen Besatzungstruppen. Nach den wochenlangen Bombardements gebe es
       zudem nur wenige Wohngebäude, in denen man leben könne, ergänzte der
       Berater.
       
       Die ukrainische Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sagte derweil,
       ihr Land habe eine Freilassung russischer Kriegsgefangener angeboten, falls
       Russland die Evakuierung verwundeter Kämpfer aus dem belagerten Stahlwerk
       Azovstal zulasse. Russische Truppen haben die riesige Anlage umstellt, die
       als letzte Bastion des ukrainischen Widerstands in Mariupol gilt. Eine
       Einigung auf ein Tauschgeschäft sei noch nicht erzielt worden, doch liefen
       dazu Verhandlungen, sagte Weretschuk.
       
       Die Verteidiger in Azovstal lehnen es ab, sich den russischen Truppen zu
       ergeben. Sie befürchteten, sonst gefoltert oder getötet zu werden,
       erklärten die ukrainischen Kämpfer. (ap)
       
       ## Zufall oder Strategie? Ukraine hinter Bränden in Russland vermutet
       
       Ein [8][tödliches Feuer in einem russischen Forschungsinstitut], weitere
       Brände in einer Munitionsfabrik und in zwei Ölanlagen – in Russland
       schienen sich derartige Vorfälle in den vergangenen Wochen zu häufen. In
       einem großen Land wie Russland wird einem Feuer in einer abgelegenen Gegend
       normalerweise keine besondere Beachtung zuteil. In Zeiten des Krieges
       jedoch erregen solche Ereignisse große Aufmerksamkeit. So auch jüngst am
       Mittwoch vergangener Woche, als es in einer Chemiefabrik in Dserschinsk
       östlich von Moskau brannte.
       
       Spätestens seit dem Feuer in einem militärischen Forschungsinstitut in Twer
       nordwestlich von Moskau am 21. April, bei dem mindestens 17 Menschen ums
       Leben kamen, wird in den Online-Netzwerken jede Meldung über einen Brand
       irgendwo in Russland als ukrainischer Sabotageakt gewertet. Mehr als ein
       Dutzend dieser Brände sind es mittlerweile.
       
       Bislang bekannte sich in keinem der Fälle jemand als Brandstifter.
       Beobachter sehen aber durchaus Hinweise für den Versuch Kiews, den Krieg
       auf diese Weise ins Land der Angreifer zu tragen – etwa bei Bränden in
       Briansk nahe Belarus, die in Anlagen für den Öl-Export nach Europa
       ausbrachen. Ihnen lägen „zuverlässige“ Informationen vor, dass diese Feuer
       durch einen Angriff ukrainischer Bayraktar-Drohnen entfacht wurden,
       schrieben die anonymen Analysten von „Ukraine Weapons Tracker“.
       
       Mychailo Podoljak, ein wichtiger Berater des ukrainischen Präsidenten
       Wolodimir Selenski, gab sich bedeckt: Er bezeichnete die Brände in Briansk
       als „göttliches Eingreifen“. „Große Treibstofflager brennen regelmäßig –
       aus verschiedenen Gründen“, fügte er hinzu. Selenski-Berater Oleksij
       Arestowytsch äußerte sich gegenüber der US-Zeitung New York Times
       vieldeutig: „Wir bestätigen nicht und wir leugnen nicht“, sagte er. Und er
       fügte hinzu, dass Israel seine verdeckten Angriffe und Attentate nie
       zugebe. (afp)
       
       ## Russisches Militär fordert Evakuierung ukrainischer Orte
       
       Wohl zur Erleichterung eigener Angriffe hat das russische Militär
       internationale Organisationen zur Evakuierung ostukrainischer Orte
       aufgerufen. „Mit Blick auf die drohende katastrophale humanitäre Lage der
       meisten Zivilisten in Kramatorsk und Slowjansk rufen wir die
       Weltgemeinschaft, die UN, die OSZE und das Internationale Komitee des Roten
       Kreuzes auf, unverzüglich alle Maßnahmen zur schnellen und sicheren
       Evakuierung der Zivilisten aus diesen Städten unter der Kontrolle der
       ukrainischen Streitkräfte einzuleiten“, wurde der Generaloberst Michail
       Misinzew vom Verteidigungsministerium in Moskau von der Agentur Interfax
       zitiert.
       
       Nach Misinzews Darstellung haben sich die ukrainischen Truppen in diesen
       Orten verschanzt und missbrauchten die eigene Zivilbevölkerung als lebenden
       Schutzschild. In Slowjansk und Kramatorsk hielten sich demnach rund 90.000
       Zivilisten auf. Kramatorsk und Slowjansk gelten als Eckpfeiler der
       ukrainischen Abwehrlinien in der Ostukraine. (dpa)
       
       ## Human Rights Watch: Russland und Ukraine setzen Streumunition ein
       
       Die russischen Streitkräfte haben in der Ukraine nach einem [9][Bericht der
       Organisation Human Rights Watch] international geächtete Streumunition
       eingesetzt. Dadurch seien Hunderte Zivilisten ums Leben gekommen sowie
       Schulen, Wohn- und Krankenhäuser beschädigt worden, berichtete die
       Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Genf. Auch die ukrainische
       Armee habe solche Munition mindestens einmal eingesetzt.
       
       Streumunition sind Bomben, die teils Hunderte kleinere Bomben enthalten und
       – abgeworfen aus einem Flugzeug oder als Rakete – in der Luft explodieren.
       Die Munition verbreitet sich so wahllos auf einem großem Gebiet. Bomben,
       die zunächst nicht zünden, können jahrelang am Boden liegenbleiben und sind
       so gefährlich wie nicht explodierte Landminen.
       
       Human Rights Watch habe den russischen Einsatz solcher Munition in mehreren
       Städten dokumentiert, darunter in Charkiw und Mykolajiw, berichtete die
       Organisation. In Mykolajiw seien nach lokalen Medienberichten durch
       Streumunition am 13. März neun Menschen getötet worden, die vor einem
       Geldautomaten Schlange standen.
       
       Wie viele Einsätze es insgesamt waren, sei schwer zu sagen, aber die
       Organisation gehe von Hunderten aus. Die Ukraine habe solche Munition
       Berichten zufolge in einem Dorf bei Charkiw eingesetzt, das unter
       russischer Kontrolle war. Nach ukrainischen Angaben seien bis zum 9. Mai
       bereits fast 100.000 Landminen und Teile von Streumunition geborgen und
       unschädlich gemacht worden. (dpa)
       
       ## Kreml plant russische Annexion von Cherson
       
       🐾 Die von Russland eingesetzten Behörden in der südukrainischen Stadt
       bitten Moskau um die Annexion. Bald soll dort mit Rubel bezahlt werden,
       [10][schreibt] taz-Redakteurin Barbara Oertel.
       
       12 May 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [8] https://www.theguardian.com/world/2022/apr/22/die-in-fire-at-russia-defence-institute
 (DIR) [9] https://www.hrw.org/de/news/2022/03/04/ukraine-streumunition-auf-wohngebiete-kharkiv-abgefeuert
 (DIR) [10] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854170
       
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 (DIR) Lisa Schneider
       
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