# taz.de -- Vermögensverwalter DWS tauscht Chef aus: Rücktritt wegen Greenwashing > Die Deutsche-Bank-Tochter DWS wechselt nach Greenwashing-Vorwürfen den > Firmenchef. Auch die Staatsanwaltschaft schaut genauer hin. (IMG) Bild: Neue Perspektiven auf dem Messestand des Investmentfonds DWS auf der Expo real in München HAMBURG taz | Seit Monaten steht der milliardenschwere Vermögensverwalter DWS, eine „Tochter“-Gesellschaft der Deutschen Bank, im Verdacht, Greenwashing zu betreiben. Nun folgen personelle Konsequenzen. Im Verlaufe der Hauptversammlung am 9. Juni wird der derzeitige Vorstandsvorsitzende, Asoka Wöhrmann, sein Mandat niederlegen, teilte Deutschlands größtes Geldhaus mit. Tags zuvor hatten etwa fünfzig Einsatzkräfte von Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht Bafin und Bundeskriminalamt Räume in der Zentrale der Deutschen Bank sowie im Gebäude der Fondsgesellschaft DWS unter die Lupe genommen. Anlass nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main: Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. DWS ist einer der wichtigsten Spieler auf dem europäischen Finanzmarkt. Die rund 3.500 Beschäftigten der DWS verwalten laut Firmenangaben über 900 Milliarden Euro. Auslöser der staatsanwaltlichen Nachforschungen waren Vorwürfe der früheren Nachhaltigkeitsverantwortlichen der DWS, Desiree Fixler. Sie warf nach ihrer Kündigung ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, Fonds als viel „grüner“ darzustellen, als sie eigentlich seien. Wöhrmann hatte den Vorwurf des [1][Greenwashings] bislang zurückgewiesen. Nun heißt es in einer Erklärung des Vermögensverwalters, dass die Vorwürfe, die in den vergangenen Monaten gegen DWS und ihn persönlich erhoben wurden, eine Belastung geworden seien. „Um die Institution und auch meine Familie zu schützen, möchte ich daher den Weg für einen personellen Neuanfang frei machen“, wird Wöhrmann zitiert. ## Greenwashing: Keine Regeln für ESG-Geldanlagen Seit die Finanzbranche [2][„Nachhaltigkeit“ kurzerhand als lukrative Marktlücke entdeckt] hat – jahrzehntelang eine Nische für Pioniere wie Ökobank und GLS-Bank – steht der Verdacht des Greenwashings im Raum. Bislang gibt es keine verbindlichen Regeln für sogenannte ESG-Geldanlagen. ESG steht für Environmental-Social-Governance: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Die Durchsuchung der Deutschen Bank und der Rücktritt werden Signalwirkung für andere Vermögensverwalter entfalten, blickt die Bürgerbewegung Finanzwende optimistisch voraus. „Anbieter von als nachhaltig beworbenen Finanzprodukten werden nun genau prüfen, ob ihre eigenen Anlagekriterien halten, was sie versprechen.“ Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen zumindest schwer und zeigen: Greenwashing ist kein Kavaliersdelikt. 1 Jun 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Greenwashing/!t5035135 (DIR) [2] /Umstrittene-Plaene-der-EU-zur-Taxonomie/!5825704 ## AUTOREN (DIR) Hermannus Pfeiffer ## TAGS (DIR) Nachhaltigkeit (DIR) Greenwashing (DIR) Finanzen (DIR) Deutsche Bank (DIR) Finanzen (DIR) USA (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Atomkraft (DIR) Schwerpunkt Fridays For Future (DIR) Schwerpunkt Atomkraft ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Finanzaufsicht reagiert auf IT-Probleme: Deutsche Bank bekommt Aufpasser Die Finanzaufsicht BaFin verpasst der Deutschen Bank einen Sonderbeauftragten. Er soll die IT-Probeme bei der Tochter Postbank überwachen. (DIR) WWF und die Deutsche Bank: Kooperation für das grüne Image? Die Naturschutzorganisation WWF arbeitet künftig mit der Privatkundenbank der Deutschen Bank zusammen. NGOs wie Facing Finance sind skeptisch. (DIR) Klimafreundliche Investments: Angst vor „wokem“ Kapitalismus In den USA versuchen rechte Kräfte, das Label für ökologische und soziale Geldanlage zu verbieten. Sie fürchten einen „woken“ Kapitalismus. (DIR) Grüne Werbeversprechen: Bald EU-Gesetz gegen Greenwashing Oft ist es schwer nachzuvollziehen, wie „grün“ Waren wirklich sind. In der EU könnte es bald strengere Regeln gegen falsche Versprechen geben. (DIR) Streit um EU-Taxonomie: Europäische Zerreißprobe Deutschland lehnt den EU-Vorschlag zur Taxonomie endgültig ab. Es drohen Greenwashing im Finanzsektor – und aussichtsreiche Klagen. (DIR) Umstrittene Pläne der EU zur Taxonomie: Klimabewegung ist entrüstet Aktivist*innen sind empört: Die EU will Atomkraft und Gas als nachhaltig einstufen. Fridays for Future protestierten am Freitag in 15 Städten. (DIR) Finanzexpertin über EU-Taxonomie: „Die EU untergräbt ihr Ziel“ Die EU will Atomkraft und Gas als nachhaltig einstufen. Die Bundesregierung sollte sich dagegen wenden, fordert Magdalena Senn von „Finanzwende“.