# taz.de -- Lieferstopp für Kaliningrad: Die Falschen im Visier
       
       > Die Abschottung der russischen Exklave Kaliningrad trifft nicht Präsident
       > Putin und seine Lakaien. Sie spielt nur seiner Propaganda in die Hände.
       
 (IMG) Bild: Russische Güterzüge in Kaliningrad
       
       Wenn Russland derzeit dunkle Drohungen gegen Litauen ausstößt, kann das als
       die übliche Methode der Angstmacherei vergebucht werden. Es ist aber auch
       nicht gänzlich auszuschließen, dass dies der Beginn einer Eskalation sein
       könnte, die am Ende eine militärische Konfrontation nicht ausschließt.
       
       Das Nato-Mitglied Litauen hat den Transit von Gütern in die [1][russische
       Exklave Kaliningrad] stark eingeschränkt. Das betrifft Hochtechnologie,
       aber auch Güter wie Baumaterial, das nicht mehr vom russischen Kernland mit
       der Eisenbahn durch Litauen in die Enklave transportiert werden darf.
       Formal mag das von den Sanktionsregelungen gedeckt sein.
       
       Aber tatsächlich produziert man damit das Gegenteil dessen, was
       beabsichtigt ist: Unverständnis und Protest in Kaliningrad, wo Baustellen
       zu Ruinen zu verkommen drohen. Eine Steilvorlage für die russische
       Propaganda, die damit den Beweis in Händen hält, dass der Westen eben doch
       in erster Linie die Bevölkerung drangsalieren will. Und die Gefahr einer
       militärischen Eskalation zwischen der Nato und Russland.
       
       Die [2][Sanktionen gegen Russland] richten sich gegen die dortige Führung
       und ihre Lakaien. Sie sollen dem Regime mittelfristig die wirtschaftliche
       Basis für den Angriffskrieg entziehen. Dass durch die Handelsbeschränkungen
       auch die russische Bevölkerung getroffen wird, ist kaum vermeidbar. Die
       Sanktionen werden von der russischen Führung genutzt, ihrer Bevölkerung das
       Zerrbild eines dem Russischen feindlich gesinnten Westens zu malen.
       
       Die [3][Putin-Propagandisten] sind Großmeister im Verbreiten von Ängsten.
       Wir sollten deshalb nicht auf ihre Provokationen hereinfallen. Aber im
       Falle des Transits von Baumaterialien für Kaliningrad steht der Anlass in
       keinem Verhältnis zur Wirkung. Niemand hat etwas davon, wenn Menschen in
       Kaliningrad nicht mehr in der Lage sind, ihre Wohnungen und Häuser zu
       bauen. Und es zeugt von Größe, wenn man eine unsinnige Maßnahme, die nur
       den Falschen nutzt, wieder einkassiert.
       
       22 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kaliningrads-Sehnsucht-nach-Europa/!5595197
 (DIR) [2] /EU-Kommission-plant-Oelembargo/!5850478
 (DIR) [3] https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/russland-sanktionen-wirtschaft-auswirkungen-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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