# taz.de -- Feierstunde im Brandenburger Landtag: Deftig in Potsdam
       
       > Die Debatte um die Energieversorgung lässt die Feierstunde im Landtag mit
       > Verspätung beginnen. Dann endlich geht es um die Wurst – unseren Autor
       > freut's.
       
 (IMG) Bild: Diese Wurst ist nicht vegan
       
       POTSDAM taz | Üblicherweise sind es ja die Gäste, die bei einer Einladung
       schon mal zu spät dran sind. Entschuligungsreich natürlich: Die Kinder
       zänkisch, im Büro wollte die Chefin noch was…. An diesem lauschigen
       Mittwochabend in Potsdam ist das anders. Da sind die Gäste da, sitzen die
       zur Begleitung eingeladenen Musiker bereit – aber die Gastgeber fehlen,
       jedenfalls zum Großteil. Eingeladen hat nämlich der Landtag, zu einem
       parlamentarischen Abend in seinem Innenhof – und der tagt noch.
       
       Denn als die Einladung rausging, war nicht so glasklar, dass an diesem
       Mittwoch die Debatte um die [1][ostdeutsche Energieversorgung] und die
       [2][Raffinerie in Schwedt] den Ablauf der Plenarsitzung so sehr nach hinten
       raus ziehen würde. Immerhin war schon um 11 Uhr Beginn, das müsste doch bis
       19 Uhr machbar sein. Das war jedenfalls die Hoffnung.
       
       Es kommt anders, und so muss Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke noch um 40
       Minuten Geduld bitten – ihre 87 Kolleginnen und Kollegen debattieren noch
       und es sei eben um Schwedt gegangen. „Alle gegen die Grünen“, beschreibt
       deren Fraktionschefin Fraktionschefin Petra Butke später gegenüber der taz
       die Diskussionsfront.
       
       Schließlich ist doch mal Schluss, und man steht bei immer noch gut über 20
       Grad zusammen beim ersten großen Empfang dieser Art seit Vor-Corona-Zeiten
       – und genießt das merklich. Liedtke, Ministerpräsident Dietmar Woidke und
       der Sparkassenchef reden, und in der allgemeinen Entspannung lassen auch
       alle ohne Zwischenruf über sich ergehen, dass die Lautsprecheranlage viele
       der bestimmt guten Rede-Gedanken schluckt.
       
       Moment: Sparkassenchef? Als Co-Gastgeber des Abends? Wo in Berlin gleich
       wieder Geschrei wegen „Kommerz“ und sich Gemein-machen-mit-den-Bankern
       gewesen wäre, ist das im nur 30 Kilometer von Berlin-Mitte entfernten
       Potsdam anders. Denn, soviel ist von Woidkes Rede trotz suboptimaler
       Lautsprecher doch zu verstehen, die Sparkassen seien es gewesen, die
       finanziell klammen Unternehmen gerade in den 90ern weiter geholfen und
       damit viele Arbeitsplätze in der Region gesichert hätten.
       
       ## Drei fulminante Haydn-Sätze
       
       Das Preußische Kammerorchster aus der Uckermark sorgt dann noch für drei
       fulminante Haydn-Sätze, die leider zu wenig Beachtung finden. Da hilft auch
       nicht, dass Präsidentin Liedtke – immerhin langjährige Chefin der
       Musikakademie Rheinsberg – angemahnt hat, wer schwatzen wolle, möge das
       doch bitte am anderen Ende des Innenhofs tun.
       
       Die Frau des Bundeskanzlers, zuhause laut einschlägigen Medienberichten
       gleich gegenüber vom Landtag, ist auch dabei und schnell umringt. Wobei
       diese Einordnung natürlich furchtbar ungerecht ist. Denn [3][Britta Ernst
       hat ja als SPD-Politikerin] und brandenburgische – und zuvor auch auch
       schleswig-holsteinische – Bildungsministerin ein überaus respektables
       politisches Eigenleben.
       
       Abschließen ließe sich diese abendliche Betrachtung mit einem Blick auf den
       Teller von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Axel Vogel von den Grünen –
       die ja in Berlin bei Parteitreffen und Klausuren ganz vegetarisch-vegan
       daher kommen. In Landtagsinnenhof hingegen gibt es hingegen deftig vom
       Grill und dazu mehr zur Dekoration ein bisschen Halloumi und ein paar
       Kartoffeln am Buffet. Was macht also der Brandenburger Grünen-Minister? Der
       lässt sich … nein, halt, wir sind ja die taz und nicht irgendein
       People-Magazin.
       
       23 Jun 2022
       
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