# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukraine-Krieg +++: Bilaterale Gespräche unter Kollegen
       
       > Das G20 Außenministertreffen auf Bali wird von dem Krieg gegen die
       > Ukraine dominiert. Ein Treffen von Blinken mit Lawrow sei nicht
       > vorgesehen.
       
 (IMG) Bild: Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat auf Bali den chinesischen Kollegen Wang Yi getroffen
       
       ## Kramatorsk unter Beschuss
       
       Die russischen Streitkräfte setzen ihre Angriffe auf Ziele in der
       ostukrainischen Region Donezk unvermindert fort. Im Zentrum der Stadt
       Kramatorsk schlugen am Donnerstag bei russischen Luftangriffen mehrere
       Raketen ein. Dabei habe es zahlreiche Opfer gegeben, schrieb Bürgermeister
       Oleksandr Gontscharenko auf Facebook. Er rief die Bewohner der Stadt auf,
       Schutz zu suchen. Ukrainische Truppen hissten unterdessen die Landesflagge
       auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer, was von Russland nach eigenen
       Angaben mit einem Luftangriff beantwortet wurde. Russische Truppen waren
       kürzlich von der umkämpften Insel abgezogen, die sie kurz nach Kriegsbeginn
       erobert hatten. Der Krieg in der Ukraine stand auch im Mittelpunkt von
       Beratungen der Außenminister der 20 führenden Industrie- und
       Schwellenländer in Indonesien, an denen auch der russische Ressortchef
       Sergej Lawrow teilnahm.
       
       Nachdem die Russen die Region Luhansk vollständig eingenommen haben,
       erklärte die ukrainische Regierung die Erwartung, dass nun Donezk ins
       Visier des Feindes geraten würde und Angriffe vor allem auch auf Kramatorsk
       zu befürchten seien. Der Bürgermeister von Slowjansk, das ganz in der Nähe
       von Kramatorsk liegt, sagte, auch seine Stadt sei unter Beschuss geraten.
       Dabei seien einige Zivilisten verletzt worden. Weitere Angaben machte er
       nicht. Russland nahm zum Kriegsgeschehen am Donnerstag zunächst keine
       Stellung. Die Regierung in Moskau spricht von einem militärischen
       Sondereinsatz zur Befreiung der Ukraine. Die Anschuldigung, dabei
       Zivilisten mit Absicht zu beschießen, weist Russland zurück. (reuters)
       
       🐾 Über die Krankenversorgung in Kramatorsk berichtete im Juni
       [1][taz-Autorin Anastasia Magasowa].
       
       ## China und Russland führen bilaterale Gespräche vor G20
       
       Der chinesische Außenminister Wang Yi und sein russischer Kollege Sergej
       Lawrow haben am Donnerstag im Vorfeld des G20-Ministertreffens bilaterale
       Gespräche geführt. Laut russischem Außenministerium informierte Lawrow Wang
       auf der indonesischen Insel Bali „über die Umsetzung der wichtigsten
       Aufgaben des militärischen Sondereinsatzes in der Ukraine“, deren Ziel die
       „Entnazifizierung“ des Landes sei. Beide Parteien waren sich demnach einig,
       dass einseitige Sanktionen „unter Umgehung der UNO“ nicht hinnehmbar seien.
       
       China unterhält weiterhin gute Beziehungen zu Moskau, während westliche
       Staaten Russland aufgrund seines Angriffs auf die Ukraine international zu
       isolieren versuchen und Sanktionen verhängt haben. Auch mit seinem
       türkischen Amtskollegen Cavusoglu führte Lawrow am Donnerstag ein
       bilaterales Gespräch auf Bali.
       
       Am Rande des G20-Treffens werden voraussichtlich weitere bilaterale
       Gespräche stattfinden: US-Außenminister Antony Blinken wird am Samstag
       ebenfalls mit Wang Yi zusammentreffen. Auch Bundesaußenministerin Annalena
       Baerbock (Grüne) wird bilaterale Gespräche führen. (afp)
       
       ## Türkei lässt russisches Schiff mit Getreide auslaufen
       
       Die Türkei hat nach Darstellung des ukrainischen Außenministeriums ein
       russisches Schiff mit Getreide an Bord aus der Hafenstadt Karasu auslaufen
       lassen. Das Schiff sei mit gestohlenem Getreide aus der Ukraine beladen.
       Dies sei eine „inakzeptable Situation“, erklärt das Ministerium in Kiew.
       Man habe deshalb den türkischen Botschafter einbestellt. Den türkischen
       Behörden seien Beweise für die Darstellung der Ukraine vorgelegt worden,
       schrieb Ministeriumssprecher Oleg Nikolenko auf Twitter. (reuters)
       
       ## Zehn Ortschaften in Donezk beschossen
       
       Die russischen Streitkräfte haben erneut Gebiete in der Ostukraine
       bombardiert. Dabei seien innerhalb von 24 Stunden mindestens neun
       Zivilisten getötet und sechs weitere verletzt worden, teilte das
       ukrainische Präsidialamt am Donnerstag mit. Ziel seien Städte und Gemeinden
       in sieben Regionen gewesen. Die meisten Todesopfer seien in der Provinz
       Donezk zu verzeichnen, wo die Gefechte andauerten. Unter den sieben
       Todesopfern dort war den Angaben zufolge ein Kind.
       
       In Donezk wurden zehn Ortschaft beschossen. 35 Gebäude wurden nach Angaben
       von ukrainischer Seite zerstört, darunter eine Schule, eine Berufsschule
       und ein Krankenhaus. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, wurde
       ein Internat von einem Geschoss getroffen, es wurde niemand verletzt. Das
       ukrainische Militär teilte mit, die russischen Streitkräfte hätten auch die
       Region Sumy im Nordosten des Landes beschossen und Hubschrauberangriffe
       geflogen.
       
       Weitere Feindseligkeiten wurden aus dem Schwarzen Meer gemeldet. Das
       ukrainische Militär erklärte, eine ukrainische Flagge sei auf der
       strategisch wichtigen Schlangeninsel aufgestellt worden, von der sich die
       russischen Truppen am 30. Juni zurückgezogen hatten.
       
       🐾 Über den russischen Auszug aus der strategisch wichtigen Schlangeinsel
       schrieb [2][taz-Ressortleiterin Barbara Oertel].
       
       Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte mit, ukrainische
       Militäreinheiten hätten die Schlangeninsel geräumt, einen Außenposten vor
       der Südwestküste der Ukraine, der für die Sicherung der Seewege zum Hafen
       von Odessa wichtig ist. Das ukrainische Militär habe rund 30 russische
       Rüstungsgüter zerstört und dabei zurückgelassene Munition und Ruinen
       entdeckt.
       
       Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, ein Flugzeug der
       russische Luftwaffe habe einen Angriff auf die Insel geflogen, als die
       ukrainischen Truppen versucht hätten, die Flagge zu hissen. Einige der
       ukrainischen Soldaten seien getroffen worden, der Rest sei geflohen. (ap)
       
       ## Russland darf doch Fracht nach Spitzbergen transportieren
       
       Russland darf eine an der norwegischen Grenze gestoppte Frachtladung nun
       doch zur Insel Spitzbergen transportieren. Norwegen hatte die Lieferung für
       russische Bergleute zunächst mit Verweis auf die Sanktionen gegen Russland
       wegen des Kriegs in der Ukraine angehalten. „Wir sind verpflichtet, uns an
       die Sanktionen zu halten, deshalb mussten wir die Lastwagen stoppen“, sagte
       eine Sprecherin des norwegischen Außenministeriums am Donnerstag der
       Deutschen Presse-Agentur. „Aber es war nie unsere Absicht, die Menschen in
       Barentsburg daran zu hindern, die Güter zu bekommen, die sie brauchen.“
       
       Im Dialog mit Russland habe man nun eine Lösung gefunden, sagte die
       Sprecherin. „Der Grund, weshalb der Transport gestoppt wurde, war, dass die
       Lastwagen in Russland registriert waren. Diese dürfen die norwegische
       Grenze nicht passieren.“ Die 20 Tonnen Waren, darunter Lebensmittel, wurden
       deshalb nun mit norwegischen Transportern nach Tromsø und von dort per
       Schiff am Mittwoch weiter zur Siedlung Barentsburg gebracht.
       
       Russland hatte Norwegen vorgeworfen, gegen internationale Verpflichtungen
       aus dem Vertrag von Paris von 1920 zu verstoßen. Auf Grundlage des Vertrags
       darf Russland in Nachfolge der Sowjetunion auf Spitzbergen unter anderem
       Kohle fördern. (dpa)
       
       ## Lawrow zu G20-Treffen eingetroffen
       
       Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist zu einem Treffen der
       Außenminister der G20-Staatengruppe auf Bali eingetroffen. An den
       Beratungen nimmt auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teil,
       die am Donnerstagabend (Ortszeit) auf der indonesischen Insel eintreffen
       soll. Es wird erwartet, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine
       das Treffen der Gruppe führender und aufstrebender Wirtschaftsmächte
       überschatten wird.
       
       Lawrow wollte am Donnerstag Gespräche mit seinem chinesischen Kollegen Wang
       Yi sowie mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu führen, meldete
       die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das
       Außenministerium in Moskau. Aus dem US-Außenministerium hatte es zuvor
       geheißen, ein bilaterales Treffen von US-Außenminister Antony Blinken mit
       Lawrow sei nicht vorgesehen.
       
       Lawrows Anwesenheit gilt als Test für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef
       [3][Wladimir Putin] am G20-Gipfel am 15. und 16. November, der ebenfalls
       auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten haben ihre Teilnahme infrage
       gestellt, sollte Putin persönlich erscheinen.
       
       Der weltgrößte Inselstaat Indonesien hat in diesem Jahr den G20-Vorsitz.
       Präsident Joko Widodo war Ende Juni nach Kiew und Moskau gereist und sowohl
       mit dem ukrainischen Präsidenten [4][Wolodimir Selenski] als auch mit Putin
       zusammengetroffen. Er hatte dabei eine Vermittlerrolle in dem Konflikt
       angeboten.
       
       Mit Spannung wird erwartet, ob einige Minister aus Protest gegen Lawrows
       Anwesenheit die Beratungen verlassen werden und es somit zu einem Eklat
       kommen könnte. Der Sprecher des indonesischen Außenministeriums, Teuku
       Faizasyah, wollte dies nicht kommentieren, betonte aber: „Wir Diplomaten
       sollten auf verschiedenen Szenarien vorbereitet sein.“ Eine gemeinsame
       Abschlusserklärung der G20 wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Der
       Sprecher sagte, am Ende des Treffens am Freitag sei eine Erklärung des
       Außenministeriums geplant. Die Regierung in Kambodscha teilte derweil mit,
       Lawrow auch zu Treffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean
       Anfang August eingeladen zu haben. (dpa)
       
       ## Russischer Vormarsch auf Slowjansk gebremst
       
       Bei den Gefechten in der ostukrainischen Region Donezk hat die ukrainische
       Armee einen Teilerfolg gemeldet. Die Verteidigungstruppen hätten den
       [5][Vormarsch russischer Einheiten auf die Stadt Slowjansk] abgewehrt,
       teilte der ukrainische Generalstab am Mittwochabend in seinem über soziale
       Medien verbreiteten Lagebericht mit. Donezk ist Teil des wichtigen
       Industriegebiets Donbass, den die russischen Truppen vollständig einnehmen
       wollen. Kremlchef Wladimir Putin erklärte zu Wochenbeginn, dass Luhansk,
       die andere Provinz im Donbass, vollständig unter russischer Kontrolle sei.
       (ap)
       
       ## Hafen in Mariupol wieder bei voller Auslastung
       
       Der Hafen der russisch besetzten Stadt Mariupol im Süden der Ukraine ist
       einem Agenturbericht zufolge wieder vollständig ausgelastet. Die russische
       Nachrichtenagentur Tass beruft sich in dem Bericht auf Hafenbehörden. Der
       russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu hatte vor einem Monat
       erklärt, dass der Hafen von Mariupol von Minen befreit worden sei und somit
       für Getreidelieferungen bereit sei. Die Ukraine und der Westen werfen
       [6][Russland] vor, ukrainisches Getreide gestohlen zu haben. Die Führung in
       Moskau bestreitet dies. (reuters)
       
       7 Jul 2022
       
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