# taz.de -- Probleme mit dem Restmüll: Kopenhagen verfehlt Klimaziel
       
       > Eigentlich wollte die Stadt bis 2025 klimaneutral sein. Daraus wird nun
       > nichts – und das hat mit der umstrittenen CCS-Technik zu tun.
       
 (IMG) Bild: In Sachen Radverkehr sieht es gut aus – mit der Klimaneutralität wird es trotzdem länger dauern
       
       STOCKHOLM taz | Kopenhagen hat [1][sein 2009 aufgestelltes Klimaziel
       aufgeben müssen, als weltweit erste Hauptstadt bis 2025 zu 100 Prozent
       „klimaneutral“ zu sein]. Man wird dieses Ziel wohl um mindestens 20 Prozent
       verfehlen.
       
       Abgezeichnet hatte sich das schon länger. Vergangene Woche aber bestätigte
       Lina Barfod, die der linken Einheitsliste angehörende Bürgermeisterin für
       Technik und Umwelt, „diese deprimierende Nachricht“ auch offiziell.
       Verantwortlich gemacht werden Probleme beim Genehmigungsprozess für das
       „Amager Ressource Center“ (ARC), eine große Restmüll-Verbrennungsanlage,
       die von Kopenhagen und mehreren Nachbarkommunen betrieben wird.
       
       Sie sollte bis 2025 mit [2][CCS-Technik] nachgerüstet werden, also einer
       Anlage zur Abscheidung und Speicherung von CO2. Mit bis zu 400.000 Tonnen
       CO2 hoffte man damit die jährliche Klimagasbilanz Kopenhagens entlasten zu
       können. Verdichtet und per Schiff nach Norwegen transportiert, sollte das
       CO2 dann in unterirdischen Kavernen alter Öl- und Gasfelder in der Nordsee
       verpresst werden.
       
       Voraussetzung zur Finanzierung dieses Projekts wären aber EU-Gelder
       gewesen. Für die hatte man auf den EU-Innovationsfonds gehofft, in dessen
       Rahmen Brüssel Mittel bereitstellt „für die kommerzielle Demonstration
       innovativer kohlenstoffarmer Technologien mit dem Ziel, industrielle
       Lösungen zur Dekarbonisierung Europas auf den Markt zu bringen und seinen
       Übergang zur Klimaneutralität zu unterstützen“. Die EU lehnte ab. „Leider
       wurden wir von anderen Projekten überholt“, teilte die ARC-Direktion Mitte
       Juli mit. Damit war das Ende des Projekts eigentlich schon besiegelt.
       
       ARC hatte errechnet, dass sich der Betrieb einer solchen Anlage selbst bei
       einem CO2-Tonnenpreis von dauerhaft über 100 Euro nur mithilfe staatlicher
       Beihilfen rechnen würde. Derzeit liegt der Preis bei unter 90 Euro.
       
       KritikerInnen hatten von vorneherein bemängelt, dass Kopenhagen bei einem
       zentralen Eckstein, mit dem man das Klimaziel erreichen wollte, auf die
       Verwirklichung eines Projekts gesetzt hatte, dessen Finanzierung nicht
       gesichert war und dessen Technik nicht nur umstritten ist, sondern bislang
       auch erst in einigen Pilotanlagen getestet wird. Gleichzeitig galt es als
       problematisch, sich noch jahrzehntelang an großskalige Abfallverbrennung
       binden zu wollen, auch wenn damit Fernwärme- und Stromproduktion verbunden
       sein sollte: Das widerspreche den Zielen einer nachhaltigen Umweltpolitik.
       
       Ähnliche Schwachstellen wie im Klimaplan der Hauptstadt gebe es auch bei
       den nationalen dänischen Klimazielen für die Jahre 2025 und 2030,
       kommentiert die Zeitung Information. Auch hier vertraue man auf
       Technologien, die noch im Entwicklungsstadium seien: „Das ist eben das
       Resultat, wenn man zu spät in Gang gekommen ist.“
       
       28 Aug 2022
       
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 (DIR) Reinhard Wolff
       
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