# taz.de -- Aus von Fußballer Max Kruse: Das war’s dann
       
       > Nach dem Sieg von Wolfsburg in Frankfurt serviert VfL-Trainer Niko Kovac
       > Altmeister Max Kruse ab. Der Grund? Er stört das Betriebsklima beim
       > Autoklub.
       
 (IMG) Bild: Unprofessionelle Einstellung: Max Kruse ist beim VfL Wolfsburg raus
       
       FRANKFURT taz | Niko Kovac zwinkerte nicht einmal mehr kess mit dem Auge,
       wie er das sonst gerne tut. Der schwarz getünchte Presseraum der
       Frankfurter Arena, dem Trainer des VfL Wolfsburg noch bestens bekannt,
       passte vortrefflich, um [1][Max Kruse] eiskalt abzuservieren: „Er wird für
       uns kein Spiel mehr machen.“ Kovac, 50, hatte gerade bei Eintracht
       Frankfurt (1:0) den ersten Bundesligasieg mit den Niedersachsen eingefahren
       – mit einem kämpferisch starken Kollektiv, bei dem sich jeder für den
       anderen aufopferte. Kruse, 34, stand nicht mal mehr im Kader. Und das soll
       auch so bleiben. „Wir haben gemeinsam die Entscheidung getroffen, dass uns
       der Max in unserer jetzigen Situation nicht hilft.“ Es kämen „keine
       Impulse, kein konstruktives Miteinander“.
       
       Der Fußballlehrer redete so wie der Obsthändler, der die faule Tomate
       herauspickt, damit nicht alle Früchte befallen werden. Er trage schließlich
       die Verantwortung. „Wir verlangen von jedem Spieler eine hundertprozentige
       Identifikation und Konzentration mit Fokus auf den VfL. Das Gefühl hatten
       wir nicht mit Max.“ Klar herauszuhören: Kovac hat für den mit einem
       fürstlich dotierten Vertrag bis 2023 ausgestatteten Kruse einige Brücken
       gebaut – über keine ist der Freigeist gegangen, der am Samstagabend in
       Berlin unterwegs war.
       
       Sportchef Marcel Schäfer steht hinter dem nach dem Fehlstart getroffenen
       Entschluss, der nicht als „Entscheidung gegen einen, sondern eine für die
       Mannschaft“ verstanden werden soll. Auch für ihn wiegt der Makel zu schwer,
       dass da einer „nicht den Fokus zu hundert Prozent auf den Verein und die
       Mannschaft“ gelegt hat. Man habe deswegen ein offenes Gespräch geführt. „Er
       hat es zur Kenntnis genommen. Erfreut wird ihn das nicht haben.“ Laut
       Schäfer möchte der Werksklub seine Leitmotive – Arbeit, Fußball,
       Leidenschaft – umsetzen. Doch für Arbeit und Leidenschaft steht der auf all
       seinen Stationen von seinem Talent zehrende Kruse nur bedingt.
       
       ## Kein Musterprofi
       
       Dass der mittlerweile in den offiziellen Statistiken bei 86 Kilo
       Leibgewicht geführte Exnationalspieler kein Musterprofi ist, der täglich
       alles für die Fitness tut, hätten die Verantwortlichen vor dessen
       Verpflichtung wissen müssen. Den Vorwurf fehlender Weitsicht, wies Schäfer
       zurück: „Max hat uns in der Rückrunde geholfen.“ Unter Florian Kohfeldt
       steuerte der Winter-Neuzugang von Union Berlin neun Torbeteiligungen zum
       Klassenerhalt bei. Als der Kruse-Versteher Kohfeldt durch den
       Disziplinfanatiker Kovac ausgetauscht wurde, änderten sich die
       Arbeitsbedingungen für den Lebemann. Doch erst jetzt wurde der schwelende
       Kruse-Konflikt nach Schließung des Transferfensters mit lautem Knall
       gelöst.
       
       Arbeitsrechtlich handelt es sich um keinen Rauswurf. Der Altstar soll
       weiter [2][in Wolfsburg trainieren]. Doch zu seinen 307 Bundesligaspielen
       (97 Tore) kommt im VfL-Dress keines mehr hinzu. Wahrscheinlich wird man
       sich noch drüber unterhalten, ob eine tägliche Anwesenheit im Übungsbetrieb
       weiterhilft. Immerhin hat das Team wohl die Maßnahme gestützt: Gegen
       Lieblingsgegner Frankfurt, der vorm Champions-League-Auswärtsspiel bei
       Olympique Marseille (Dienstag, 21 Uhr) eine desolate Darbietung hinlegte,
       genügte der Kovac-Elf eine gute Defensivleistung, um dank des Kopfballtores
       von Lacroix (60.) den Befreiungsschlag zu setzen.
       
       Dass der Verteidiger mit ausgebreiteten Armen zum Trainer lief, kam Kovac
       zupass. Der junge Franzose sei einer, der „täglich an sich arbeitet“. Kruse
       hingegen steckte zuletzt lieber die Energie in die Produktion seichter
       Kurzvideos mit seiner Ehefrau Dilara („Die Kruses“), in denen es um
       nichtsportliche Themen ging.
       
       Auffällig gingen die Wortführer der „Wölfe“ auf Distanz zum aussortierten
       Selbstdarsteller. „Das ist eine Entscheidung von Trainer und Verein, die
       wir akzeptieren. Wir haben als Mannschaft den Sieg geholt“, erklärte
       Torwart Koen Casteels. Kapitän Maximilian Arnold meinte: „Wir haben andere
       Probleme als Max Kruse.“ Eines betrifft die Führungsebene: Bei
       Trainerauswahl und Kaderzusammenstellung hat der zur Causa Kruse
       schweigende Geschäftsführer Jörg Schmadtke kein glückliches Händchen
       bewiesen. Vermutlich kann es sich nur eine reiche VW-Tochter leisten, für
       einen solchen Promi-Kicker ein stattliches Millionenpaket zu schnüren.
       
       11 Sep 2022
       
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 (DIR) [2] https://www.ligainsider.de/vfl-wolfsburg/16/kaderanalyse/
       
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 (DIR) Frank Hellmann
       
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