# taz.de -- Förderung von Sozialwohnungsbau: Geld für sozialen Wohnungsbau
       
       > Rot-Grün-Rot hat sich auf ein neues Fördermodell geeinigt. Es gibt mehr
       > Geld und es sollen auch künftig Wohnungen mit Mieten ab 6,60 Euro/qm
       > entstehen.
       
 (IMG) Bild: Es darf gebaut werden, aber bitte sozial
       
       BERLIN taz | Im Koalitionsstreit zwischen SPD, Grünen und Linken über die
       [1][Förderung für den Bau von Sozialwohnungen] gibt es eine Einigung. Schon
       am Mittwoch sollen die veränderten Richtlinien für die
       Wohnungsneubauförderung im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses
       beschlossen werden. Einig geworden ist sich eine Runde der
       parlamentarischen Geschäftsführer:innen, von Haushalts- und
       Wohnungspolitiker:innen am Freitag.
       
       Eine Zustimmung durch das Parlament oder den Senat ist nicht notwendig, die
       neuen Förderbestimmungen werden noch dieses Jahr in Kraft treten. Bauherren
       von preisgebundenen Wohnungen winkt dann die doppelte Förderhöhe wie
       bislang.
       
       Die bisherige, 2019 beschlossene Förderung hatte angesichts der
       Baupreissteigerungen nicht mehr ausgereicht: In diesem Jahr gab es keinen
       einzigen Antrag auf Förderung zum Bau einer Sozialwohnung. Auch die
       landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften stellten sämtliche Anträge in
       Erwartung einer besseren finanziellen Förderung zurück. Womöglich kommt es
       in den nächsten Monaten zu Nachholeffekten – das zumindest ist die Hoffnung
       in der Koalition, deren Ziel der Neubau von 5.000 Sozialwohnungen pro Jahr
       ist.
       
       Die Höhe der Förderung war in der Koalition nicht umstritten, wohl aber die
       damit verknüpften Bedingungen. So sah der Entwurf von
       Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) vor, Fördermittel unbegrenzt
       zur Verfügung zu stellen, auch wenn nur Sozialwohnungen mit einer
       Einstiegsmiete von zukünftig 9 Euro, statt bislang 8,20 Euro gebaut werden.
       Gedacht sind diese für Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein (WBS)
       180, den man bis zu einem Einkommen von 1.800 Euro monatlich erhält. Linke
       und Grüne haben dagegen durchgesetzt, diese Förderung auf 20 Prozent des
       jährlichen Budgets zu begrenzen.
       
       Sichergestellt werden soll damit, dass auch Wohnungen für die Ärmsten im
       sogenannten ersten Förderweg mit Einstiegsmieten von 6,60 Euro gefördert
       werden – 10 Cent mehr als bislang. Nach Inkrafttreten ist eine jährliche
       Steigerung um weitere 10 Cent vorgesehen. Die Hälfte dieser Wohnungen im
       untersten Segment muss an Berechtigte des WBS 100 vermietet werden, also an
       Menschen mit einem Einkommen von maximal 1.450 Euro.
       
       ## Linke und Grüne zufrieden
       
       Für die Grünen-Mietenexpertin Katrin Schmidberger ist das ein Erfolg: „Mir
       war es wichtig, dass wir auch die ganz Einkommensschwachen
       berücksichtigen“, sagt sie im Gespräch mit der taz. Niklas Schenker von den
       Linken sagt: „Mit Änderungen an der vorgelegten Förderung haben wir
       sichergestellt, dass der Großteil in besondere bezahlbare Sozialwohnungen
       investiert werden muss.“ Besonders wichtig sei es gewesen, dass „die
       Sozialmieten stabil bleiben“.
       
       Darüber hinaus sieht die Einigung vor, dass innerhalb des S-Bahn-Rings auch
       Projekte mit 100 Prozent gefördertem Wohnraum entstehen können statt dass
       es hier wie bislang eine 75%-Obergrenze gibt. Gefördert werden dürfen
       zukünftig auch „genossenschaftsähnliche Akteure“ wie das
       Mietshäusersyndikat. Darüber hinaus können Bauherren, die 2019 Anträge
       stellten und noch nicht mit dem Bau begonnen haben, in die neue Förderung
       kommen. Das betrifft etwa Genossenschaften auf den Buckower Feldern.
       
       Gültig ist die neue Förderung nur für ein Jahr, denn Linke und Grüne sehen
       weiter grundsätzlichen Änderungsbedarf, etwa bei der Möglichkeit für
       Bauherren, Kredite frühzeitig, schon im 12. Jahr, abzulösen und damit auch
       die Mietpreisbindungen zu beenden. Hier komme laut Schmidberger eine
       Änderung des Wohnraumgesetzes in Betracht.
       
       Diskutieren wolle man auch darüber, ob nicht direkt „mehr Geld an die
       landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften“ gegeben wird, statt die Förderung
       für Private „immer mehr aufzubauschen“. Auch Schenker sprach von einer
       beabsichtigten „stärkeren Unterstützung des kommunalen Neubaus durch eine
       Umstellung der Förderung auf eine Finanzierung“.
       
       12 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
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