# taz.de -- Warnstreik an der Charité: Ärzte wollen entlastet werden
       
       > Der Marburger Bund ruft kommenden Mittwoch die 2.700 Ärzt:innen der
       > Charité zum Streik auf. Sie fordern ein besseres Schichtsystem und mehr
       > Lohn.
       
 (IMG) Bild: Gut ein Jahr nach dem Pflegestreik stehen die Zeichen wieder auf Arbeitskampf
       
       BERLIN taz | In der Uniklinik Charité stehen die Zeichen auf Streik.
       Kommenden Mittwoch ruft der Marburger Bund, der an der Charité 2.700
       Ärzt:innen vertritt, in allen drei Charité-Standorten für einen Tag im
       Rahmen eines Warnstreiks zur Arbeitsniederlung auf. In einer Mittelung
       kritisierte der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Berlin Brandenburg,
       Peter Bobbert, die Arbeitsbedingungen scharf. Eine Überstunde reihe sich an
       die nächste. „Ständig müssen Personalausfälle kompensiert werden, dabei
       sind viele Abteilungen schon im Regelbetrieb hoffnungslos unterbesetzt“,
       sagt er.
       
       Bereits seit Ende März stehe man mit der Charité in Verhandlungen, sagte
       Stefan Pohlmann, Geschäftsführer der Gewerkschaft, zur taz. Nun, nach fast
       6 Monaten, sei man „an einem Punkt angelangt, wo wir die Hinhaltetaktik der
       Arbeitgeberseite nicht mehr hinnehmen können“.
       
       Das bisherige Angebote der Charité sei „absolut nicht ausreichend“.
       Beispielsweise würde eine angebotene Lohnerhöhung von 1,9 Prozent in diesem
       Jahr und 1,6 Prozent im nächsten Jahr nicht ausreichen, um auch nur die
       Inflation auszugleichen. Auch solle die Lohnerhöhung nicht rückwirkend zum
       Verhandlungsbeginn bezahlt werden.
       
       ## Erster Streik seit 15 Jahren
       
       Markus Heggen, Pressesprecher der Charité, hielt die Verhandlungen dagegen
       bisher für konstruktiv, wenngleich sie wegen der „Vielzahl der Themen sehr
       komplex“ gewesen seien. Die Klinikleitung habe ein „differenziertes Paket“
       vorgelegt, dass etwa Angebote zur Entlastung, Arbeitszeit, Fortbildung,
       Entbürokratisierung, Gleichstellung sowie höhere Löhne beinhalte.
       
       Gewerkschaftler Pohlmann bezeichnet das Paket als „schwammig“. Neben einer
       Lohnerhöhung von 6,9 Prozent will die Gewerkschaft vier Wochen im Voraus
       gesicherte Dienstpläne, eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste und eine
       Reihe von Zuschlägen. Auch soll die Charité sanktioniert werden, wenn
       Ärzt:innen kurzfristig in den Bereitschaftsdienst einspringen.
       
       Laut Gewerkschaft handelt es sich um den ersten Arbeitskampf der
       Ärzt:innen seit 15 Jahren. Damit setzt sich eine auch durch den
       [1][heftigen Streik der nicht-ärztlichen Klinikbeschäftigten im vergangenen
       Jahr] befeuerte Entwicklung fort, die Arbeitsbedingungen auch im
       Gesundheitssektor nicht einfach hinzunehmen – lange war Streiken dort
       verpönt. Auch am Mittwoch werde eine Notversorgung aber sichergestellt,
       versichert Gewerkschaftsgeschäftsführer Pohlmann. Die Gewerkschaft ruft am
       Streiktag zu einer Kundgebung um 9:30 Uhr am Bettenhochhaus der Charité am
       Robert-Koch-Platz auf.
       
       29 Sep 2022
       
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 (DIR) Timm Kühn
       
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