# taz.de -- Chinesische Einkäufe in Deutschland: Auf Cosco folgt Silex
       
       > China interessiert sich nicht nur für Handelspforten wie den Hamburger
       > Hafen, sondern auch für Produktionskapazitäten. Zum Beispiel für Chips.
       
 (IMG) Bild: Chip-Produktion in China
       
       BERLIN taz | Während der Streit über den [1][chinesischen Staatskonzern
       Cosco und seine Teilübernahme eines Terminals im Hamburger Hafen] auch
       innerhalb der SPD am Mittwoch weiterging, steht schon der nächste ähnlich
       gelagerte Fall an. Das Handelsblatt berichtet, dass die Bundesregierung den
       Verkauf der Chip-Fertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an den
       schwedischen Wettbewerber Silex wohl genehmigen werde. Silex ist eine
       hundertprozentige Tochter des chinesischen Konzerns Sai Microelectronics.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Morgen zugestanden, es sei „ein
       berechtigtes Anliegen, zu sagen, dass kein falscher Einfluss auf
       Infrastrukturen stattfinden darf“, zugleich aber den Kabinettsbeschluss zu
       Cosco verteidigt – statt 35 Prozent bekommt der Konzern nur 24,9 Prozent
       der Anteile, damit sein Einfluss nicht zu groß wird. Juso-Chefin Jessica
       Rosenthal hatte die Entscheidung auf Phönix kritisiert und gesagt, es gehe
       „um generelle Sicherheit, um werthafte Demokratie“.
       
       Die Meldung über die mutmaßliche Genehmigung des Verkaufs der
       Chip-Fertigung von Elmos könnte die Diskussion um Chinas Einfluss erneut
       befeuern – auch wenn dieses Mal Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister
       einer Meinung zu sein scheinen: Alles nicht so wild.
       
       Wer querschießt, ist der Bundesverfassungsschutz. Dem Bericht zufolge warnt
       er davor, sich auf dem Markt für Chips noch abhängiger von China zu machen.
       Zwei Drittel der etwa für Autoindustrie, Medizintechnik und
       Telekommunikation wichtigen Halbleiter kommen bereits aus Ostasien,
       [2][allerdings zu einem beträchtlichen Teil nicht direkt aus China, sondern
       aus Taiwan]. [3][Seit der Coronapandemie gibt es Engpässe], weil
       Produktionsstätten zeitweise geschlossen sind oder Lieferketten
       unterbrochen sind. Vor allem die deutschen Autohersteller hatten deswegen
       ihre Produktion teilweise herunterfahren müssen.
       
       ## Es geht um Kapazitäten
       
       Elmos ist kein besonders großes Unternehmen, entsprechend geht es bei dem
       Deal auch nur um 85 Millionen Euro, für die Silex Werk und Vorräte
       übernehmen will. Die Elmos-Unternehmensführung hat erklärt, die eigene
       Halbleiter-Technologie sei so veraltet, dass China kein Know-how abzapfen
       könne. Der Betrieb drohe unrentabel zu werden, und man suche eine
       Perspektive für die 225 Beschäftigten in der Chipfertigung. Das
       Wirtschaftsministerium, das den Deal genehmigen muss, hat sich diese
       Argumentation zu eigen gemacht. Tatsächlich werden im Autobereich immer
       dünnere Wafer gebraucht, die in Dortmund nicht hergestellt werden können.
       Silex wiederum fertigt viel für den medizinischen Bereich, in dem es diese
       Tendenz nicht gibt.
       
       Das Unternehmen will seine Fertigungskapazitäten ausweiten, um seine
       Aufträge überhaupt abarbeiten zu können und in Europa weiter zu wachsen.
       Genau davor warnt der Verfassungsschutz: China wolle nicht nur Wissen,
       sondern eben auch die Produktionsstätten.
       
       27 Oct 2022
       
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       ## AUTOREN
       
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