# taz.de -- Beratungen mit Ministerpräsident*innen: Ein Kompromiss
       
       > Bund und Länder haben sich geeinigt. Es gibt Hilfe bei der Versorgung von
       > Geflüchteten. Das 49-Euro-Ticket kommt, weitere Themen waren Wohngeld,
       > Gas- und Stromspreisbremse.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlinge aus der Ukraine in einer Notunterkunft am Bodensee im August 2022
       
       BERLIN dpa/reuters/afp/taz | Lange haben Bund und Länder diskutiert, wie
       die Menschen in Deutschland am besten unterstützt werden können, um die
       Energiekrise und ihre Auswirkungen mit möglichst wenig Schaden zu
       überstehen – und wer das eigentlich bezahlen soll. Beim Treffen von
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsident*innen der
       16 Länder in Berlin gab es nun endlich Beschlüsse:
       
       ## Hilfe bei der Versorgung von Geflüchteten
       
       Der Bund beteiligt sich mit zusätzlichen Mitteln in Milliardenhöhe bei der
       Unterbringung von Geflüchteten. Für das laufende Jahr wolle der Bund
       zusätzliche 1,5 Milliarden Euro für die Versorgung von [1][Geflüchteten
       unter anderem aus der Ukraine] zur Verfügung stellen, sagte Scholz am
       Mittwoch in Berlin nach den Beratungen. Bisher hatte der Bund den Ländern
       für das laufende Jahr 2 Milliarden Euro für die Versorgung von
       Ukraine-Geflüchteten zugesagt.
       
       Für das kommende Jahr wolle der Bund noch einmal 1,5 Milliarden Euro für
       die Aufnahme von Geflüchteten bereitstellen, sagte Scholz. Für Menschen aus
       anderen Ländern als der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchten, wolle
       der Bund 1,25 Milliarden Euro geben. „Das ist eine gute Verständigung, die
       uns in die Lage versetzt, die Aufgaben zu bewältigen, vor denen wir alle in
       dieser Hinsicht stehen.“
       
       ## 49-Euro-Ticket
       
       Ein [2][bundesweites 49-Euro-Ticket] soll als Nachfolger für das
       Neun-Euro-Ticket aus dem Sommer herhalten. „Attraktiv, digital, einfach:
       Jetzt ist der Weg frei für die größte Tarifreform im öffentlichen
       Personen-Nahverkehr in Deutschland“, sagte Verkehrsminister Volker Wissing
       (FDP). „Noch nie war es für die Menschen in unserem Land so einfach, Bus
       und Bahn zu nutzen. Wir denken Mobilität neu und schützen das Klima durch
       attraktive Angebote.“
       
       Die Ampel-Koalition hatte das Ticket für neun Euro pro Monat von Juni bis
       August als Ausgleich für die gestiegene Belastung durch die Energiepreise
       beschlossen. Das deutschlandweite Nahverkehrs-Ticket, das in allen
       Verkehrsverbünden und in Regionalzügen galt, verkaufte sich 50 Millionen
       Mal. Die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen glich der Bund mit 2,5
       Milliarden Euro aus. Der Nahverkehr steht unter Regie der Länder, der Bund
       muss ihn aber mitfinanzieren.
       
       ## Gas- und Strompreisbremse
       
       [3][Bei den Gaspreisen] soll die Deckelung bei zwölf Cent pro
       Kilowattstunde liegen, beim Strompreis bei 40 Cent, sagte Scholz. Dies
       werde jetzt zusammen mit anderen Regelungen umgesetzt wie eine Abschöpfung
       von sogenannten Zufallsgewinnen bei Stromproduzenten.
       
       Scholz nannte zunächst keine Termine für die Umsetzung. Nach den Worten von
       Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) plädierten die
       Bundesländer einstimmig dafür, dass die Gaspreisbremse früher als bisher
       geplant komme, da ansonsten eine Lücke im Januar bleibe, wo sie noch nicht
       gelte. Er sei Scholz dankbar, dass dieser versprochen haben, im
       Bundeskabinett noch in diesem Monat ein früheres Inkrafttreten zumindest zu
       prüfen. „Wir sind der Überzeugung, es wäre ein gutes Signal, wenn der Bund
       die Winterlücke schließen würde“, sagte Wüst.
       
       Im Beschlusspapier des Bund-Länder-Gipfels heißt es dazu, die
       Gaspreisbremse werde wie von der Gaspreis-Kommission vorgeschlagen „zum 1.
       März 2023 eingeführt“. Es werde aber „eine Rückwirkung zum 1. Februar 2023
       (…) angestrebt“.
       
       Für die beschlossene Gaspreisbremse gebe es bisher keine Blaupause, sagte
       Wüst, der Co-Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist. Auch
       die finanzielle Dimension dieser Maßnahme sei enorm.
       
       ## Wohngeld
       
       Die Kosten für die geplante Reform des Wohngelds werden sich Bund und
       Länder teilen. Es bleibe dabei, dass die staatliche Hilfe für
       Geringverdiener*innen zur Hälfte von den Ländern finanziert werde,
       heißt es im Beschluss. Eigentlich wollten die Länder das Wohngeld
       finanziell nicht mehr mittragen.
       
       Wegen der hohen Energiepreise soll der staatliche Mietzuschuss zum 1.
       Januar reformiert werden: Er soll dann um durchschnittlich 190 Euro pro
       Monat steigen. Außerdem soll er an 1,4 Millionen Bürger*innen mehr
       gezahlt werden als bisher. Es geht um Kosten von 5,1 Milliarden Euro.
       
       Bauministerin Klara Geywitz (SPD) begrüßte die Einigung. Viele Menschen mit
       geringen Einkommen seien auf das Wohngeld angewiesen, um die steigenden
       Energie- und Lebenshaltungskosten zu stemmen. „Die Unterstützung bei der
       Bewältigung dieser Kosten wird vielen Menschen Sicherheit geben können“,
       sagte sie. Nun könne die Reform gemeinsam gut umgesetzt werden.
       
       ## Bürgergeld nicht in Einigung enthalten
       
       Einig seien sich Bund und Länder, dass das [4][Thema Bürgergeld] als
       Nachfolgeregelung für die Grundsicherung Hartz IV von der Gesamteinigung
       nicht umfasst sei, sagte Wüst weiter. Dieses sei im üblichen
       Gesetzgebungsverfahren zu beraten – gegebenenfalls auch im
       Vermittlungsausschuss des Bundestages.
       
       2 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Diskurs-ueber-Gefluechtete/!5888976
 (DIR) [2] /Nachfolge-des-9-Euro-Tickets/!5892745
 (DIR) [3] /Entlastungspaket-der-Bundesregierung/!5889018
 (DIR) [4] /Debatte-ums-Buergergeld-und-Schonvermoegen/!5891536
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) Olaf Scholz
 (DIR) Ministerpräsidenten
 (DIR) Gasknappheit
 (DIR) Inflation
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) 9-Euro-Ticket
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) 9-Euro-Ticket
 (DIR) Schwerpunkt Stadtland
 (DIR) Frank-Walter Steinmeier
 (DIR) Energiekrise 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Unterbringung von Geflüchteten in Berlin: Harte Landung in Tegel
       
       Der Ex-Flughafen ist nicht nur Ankunftszentrum für Ukraine-Geflüchtete,
       sondern auch eine riesige Notunterkunft. Ein Besuch in Terminal C.
       
 (DIR) Nachfolge der ÖPNV-Flatrate: 49-Euro-Ticket ist beschlossen
       
       2023 kommt die bundesweite ÖPNV-Flatrate als Nachfolge des 9-Euro-Tickets.
       Wann genau, ist aber noch unklar.
       
 (DIR) Ergebnis der Bund-Länder-Runde: Giffey sieht „großen Erfolg“
       
       Der von der Bund-Länder-Runde beschlossene 200-Milliarden-Euro-Schirm werde
       die Menschen gut durch die Krise bringen, glaubt die Berliner Regierende.
       
 (DIR) Nachfolge des 9-Euro-Tickets: Bundesweites 49-Euro-Ticket kommt
       
       Bund und Länder haben sich auf eine Nachfolgeregelung für die ÖPNV-Flatrate
       aus dem Sommer geeinigt. Spätestens im Frühjahr soll es losgehen.
       
 (DIR) Sparen in der Energiekrise: Der Stadt gehen die Lichter aus
       
       In der Nacht soll es nicht mehr leuchten in der Stadt. Um Energie zu
       sparen. Wie aber verträgt sich das mit der gefühlten Sicherheit?
       
 (DIR) Bundespräsident zur Lage der Nation: Ein Hauch Blut, Schweiß und Tränen
       
       Der Bundespräsident stimmt die Bevölkerung auf raue Zeiten ein. Er fordert
       mehr Wehrhaftigkeit, Verzicht und eine gerechte Verteilung der Krisenlast.
       
 (DIR) Bericht der Energieagentur IEA: Krieg treibt Energiewende voran
       
       Die Erneuerbaren sind der Gewinner der hohen Preise für fossile Rohstoffe.
       Dennoch rechnet die Energieagentur IEA mit einer Erderhitzung von 2,5 Grad.