# taz.de -- Entlassungen bei Twitter: Ciao per Mail
       
       > Twitter-Chef Elon Musk spart ein: Per Mail will das Unternehmen am
       > Freitag Tausende Mitarbeitende entlassen. Sie sollen auch ihre
       > Spam-Ordner checken.
       
 (IMG) Bild: Das Twitterlogo an der Firmenzentrale in San Francisco, Kalifornien
       
       Am Freitag sollen alle Mitarbeiter*innen von Twitter per Mail
       erfahren, ob sie entlassen werden oder nicht. So steht es in einer Mail,
       die das Unternehmen versendet hat. Das Schreiben wurde am Donnerstagabend
       [1][von mehreren Medien veröffentlicht]. Demnach werden die
       Mitarbeiter*innen darauf hingewiesen, dass sie um 9 Uhr Pazifische
       Standardzeit (17 Uhr deutsche Zeit) eine Mail bekommen werden, in der ihnen
       mitgeteilt wird, ob sie weiterhin für Twitter arbeiten. Der Betreff: „Deine
       Rolle bei Twitter“.
       
       Laut US-Medien sollen 3.700 Menschen von den Kündigungen betroffen sein,
       also etwa jede*r zweite Mitarbeiter*in des Unternehmens. Elon Musk
       hatte bereits vor seinem [2][44 Milliarden Dollar schweren Kauf von Twitter
       am vergangenen Freitag] angekündigt, dass er bis zu 75 Prozent der
       Beschäftigten entlassen würde, wenn er Chef der Plattform wird.
       
       Die Art dieser firmenweiten und öffentlichen Kommunikation ist bezeichnend
       für Musk. In der Mail von Donnerstag wurden die Mitarbeitenden nicht
       namentlich angesprochen. Unterzeichnet wurde die Nachricht nicht mit dem
       Namen von Elon Musk oder dem anderer Führungspersonen, sondern mit
       „Twitter“. In dem Schreiben heißt es, es wäre „notwendig, weltweit
       Arbeitskraft zu reduzieren“, damit „die Firma voranschreitet“.
       
       Und: Die Angestellten werden aufgefordert, doch bitte auch ihre Spam-Ordner
       zu checken, um herauszufinden, ob sie gefeuert wurden oder nicht. Außerdem
       wurde in der Nachricht angekündigt, dass die Twitter-Büros am Freitag
       geschlossen bleiben, wohl um wütenden Reaktionen der Mitarbeitenden
       vorzubeugen.
       
       ## Musk will Twitter profitabler machen
       
       Bereits jetzt teilen einige Accounts auf Twitter unter dem Hashtag #OneTeam
       mit, dass sie entlassen wurden, posten dabei Fotos von sich selbst und
       geben so der aktuellen Entwicklung ein Gesicht und eine Geschichte. Ob
       diese Accounts allesamt authentisch sind, ist zweifelhaft. Unter den
       Beiträgen weisen jedoch schon jetzt andere Arbeitgeber*innen darauf
       hin, dass sie Personal suchen.
       
       Die Entlassungen wirken wie ein verzweifelter Versuch von Musk, Twitter so
       zu gestalten, dass es mehr Geld abwirft. Denn für die Übernahme musste Musk
       Kredite für etwa 13 Milliarden US-Dollar aufnehmen. Zudem ist das
       Unternehmen nicht so rentabel wie viele anderen Social-Media-Plattformen.
       Hinzu kommt, dass einzelne große Werbekund*innen seit der
       Twitter-Übernahme durch Musk ihre Werbebudgets eingefroren haben, wie etwa
       General Mills, Volkswagen und General Motors. Doch Werbung macht rund 90
       Prozent der Einnahmen von Twitter aus. Außerdem wechselten viele User nach
       dem Kauf – [3][auch wegen der stärkeren Verbreitung von
       Verschwörungserzählungen, Desinformation und Hass] – auf alternative
       Plattformen.
       
       Eine Strategie, um mehr Geld zu erwirtschaften, teilte Musk bereits vor
       einigen Tagen mit: Er möchte User zum Abschluss von Abonnements bewegen.
       [4][Für 8 US-Dollar pro Monat sollen sie „Twitter Blue“ abschließen].
       Dadurch würden sie weniger Werbung ausgespielt bekommen, ihre eigenen
       Beiträge wären prominenter dargestellt und sie würden den
       Verifizierungs-Haken bekommen, der zeigt, dass die Identität eines Accounts
       zweifelsfrei geklärt ist. Dieser Haken ist bisher Unternehmen und Menschen
       mit einer großen Zahl an Follower*innen und Prominenz vorbehalten, die
       etwa in Politik, Sport oder Unterhaltungsbranche tätig sind.
       
       Bereits am Donnerstag berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter
       Berufung auf Insider und interne Mails, dass Musk das Management angewiesen
       habe, eine Milliarde US-Dollar pro Jahr an der Infrastruktur einzusparen.
       Betroffen seien insbesondere Cloud-Dienste und Rechner-Kapazitäten, wodurch
       wohl 3 Millionen US-Dollar täglich eingespart werden könnten. Doch gerade
       die Infrastruktur ist notwendig, um Twitter auch während Großereignissen
       erreichbar zu halten, etwa während oder kurz nach Anschlägen, in denen
       besonders viel über Twitter kommuniziert wird, oder aber auch vor und
       während Wahlen. Eine, die besonders viel Datenaufkommen generieren könnte,
       steht in den USA bereits am Dienstag an: die Midterms.
       
       4 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.washingtonpost.com/technology/2022/11/03/elon-musk-twitter-layoffs/
 (DIR) [2] /Elon-Musk-hat-Twitter-gekauft/!5891261
 (DIR) [3] /Folgen-von-Twitter-Kauf/!5888738
 (DIR) [4] /Nach-der-Uebernahme-durch-Elon-Musk/!5888958
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Drosdowski
       
       ## TAGS
       
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