# taz.de -- WM-Reservist Cristiano Ronaldo: Zeit für die wichtigen Dinge
       
       > Beim Sieg Portugals gegen die Schweiz sitzt Cristiano Ronaldo lange auf
       > der Bank und langweilt sich. Das muss nicht sein. Wir haben da ein paar
       > Ideen.
       
 (IMG) Bild: Wie lang dauert so ein Spiel? Ronaldo (li.) auf der Bank beim 6:1 gegen die Schweiz
       
       Es war ein toller Auftritt, den die portugiesische Auswahl da hingelegt
       hat. 6:1 stand es am Ende gegen die Schweiz und Portugal steht im
       Viertelfinale gegen Marokko. Doch es war nicht alles schön anzusehen, was
       die Portugiesen gezeigt haben. Das Bild, das Ronaldo abgegeben hat, hätte
       erbärmlicher kaum sein können. Der nunmehr 37-Jährige ist es einfach nicht
       gewöhnt, nicht auf dem Feld zu stehen. Ihm war offensichtlich
       stinklangweilig auf seinem Reservesessel. Grund genug, ihm ein paar
       Ratschläge an die Hand zu geben für die nächste Partie als
       Ergänzungsspieler.
       
       Mal ein wenig Handarbeit machen: Wie wäre es zum Beispiel mit Stricken? Das
       wäre doch ein Spaß – auch für alle Beobachter von Presse, Funk und
       Fernsehen. Strickt er da etwa an einem Schal mit roter und weißer Wolle?
       Geht er am Ende doch zu Bayern München? Oder greift er zu den Farben Gelb
       und Blau? Er wird doch nicht zu Eintracht Braunschweig wechseln? Gelb-blau
       ist auch [1][der FC Al-Nassr in Saudi-Arabien]. Und wenn er wieder mal
       dementieren will, dass er da hingeht, greift er eben zu einer anderen
       Farbe. Stricken kann so vielsagend sein.
       
       Mal in einem guten Buch schmökern: Er müsste sowieso bald mal „1000 ganz
       legale Steuertricks“ auslesen, das hat er sich ja als WM-Lektüre
       ausgeliehen. Und Messi drängelt, weil er das Buch wiederhaben möchte. Und
       dann gibt’s da ja noch diesen tollen Karriereratgeber, von dem ihm Zlatan
       neulich erzählt hat: „Managing your Manager“. Gibt’s bei Amazon schon für
       einen Zehner.
       
       Schon mal die nächste Reise planen: Wer blättert nicht gerne in Prospekten,
       in denen Reiseveranstalter für ihre Hotels und Resorts werben? Der nächste
       Kurztipp will schließlich gut geplant sein. Wohin es wohl gehen könnte?
       Vielleicht in die Karibik. Auf den British Virgin Islands soll es ganz
       schön sein. Dabei könnte Ronaldo eine seiner Briefkastenfirmen besuchen und
       mal nachsehen, ob er Post hat.
       
       Sich mal einen guten Film reinziehen: Ein Tablet vor der Trainerbank ist ja
       jetzt des öfteren zu sehen. Da muss ja nicht immer Fußball laufen. [2][„She
       Said“] soll ganz gut sein. Da geht es um den Fall Harvey Weinstein. Gewalt
       gegen Frauen, das ist doch ein Thema, mit dem sich Ronaldo auskennt. Und
       auch wie man seinen Reichtum einsetzt, wenn es doch mal Ärger gibt, weiß
       er. Ein Happy End für Weinstein wäre ihm wahrscheinlich lieber, aber man
       kann nicht alles haben. Und wenn es doch Fußball sein soll? Da gibt es
       diese unzähligen Videos auf Youtube mit den schönsten Toren von Ronaldo.
       Das muss dieser Dings erst mal schaffen. Wie hieß der Typ nochmal, der
       gegen die Schweiz drei Mal getroffen hat? Egal.
       
       Ein bisschen daddeln: Die Wahrheit liegt nicht mehr auf dem Platz. Auf der
       Konsole sieht man bei Portugal gegen Marokko jedenfalls deutlich schlechter
       aus, wenn man diesen Dings für Ronaldo spielen lässt. Also ran an die
       Konsole und sich endlich einmal die Bälle selbst zuspielen. Es ist ein
       Traum. Portugal zieht mit fünf Ronaldo-Toren ins WM-Halbfinale ein und der
       Reporter krönt Ronaldo zum besten Spieler der Welt.
       
       Arabisch büffeln: Ob Ronaldo nun schon im Winter nach Saudi-Arabien
       wechselt oder in zwei Jahren, ist völlig egal. Wenn er schon mal in den
       Sprachkurs „Arabisch lernen für Anfänger“ hineinhört, macht sich das auf
       jeden Fall bezahlt. Mit ein paar Grundkenntnissen könnte er in dem ein oder
       anderen Werbespot auftauchen. Und noch was: Die Sprache ist für jeden
       Europäer eine enorme Herausforderung. Über das, was da bei der WM auf dem
       Rasen passiert, muss Ronaldo dann gewiss nicht mehr nachdenken.
       
       Mal was für den Körper tun: Kämmen könnte CR7 sich mal. Und auch Maniküre
       wäre sinnvoll, denn gepflegte Fingernägel sind wichtig. Von Pediküre sollte
       er aber absehen. Nicht dass er ausgerechnet dann eingewechselt wird, wenn
       die Zehennägel noch nicht trocken sind.
       
       Noch mehr für den Körper tun: Warum Löcher in die Luft gucken, wenn er am
       Spielfeldrand auf einer angeschrägten Massagebank doch Bizepscurls mit zwei
       Kurzhanteln machen könnte. Hinlegen, Arme waagrecht ausstrecken und zum
       Oberkörper hinziehen. Los geht’s! Eine auf ihre Seriösität hin schwer zu
       überprüfende Quelle aus dem Internet bemisst Ronaldos Bizepsumfang auf 43
       Zentimeter. Da geht noch was!
       
       Kurz mal an der Börse zocken: Das hat doch [3][dieser Uli Hoeneß] auch
       jahrelang von der Betreuerbank aus gemacht. Und Ronaldo braucht sich nun
       wirklich nichts zu leihen fürs Traden an der Börse wie dieser
       Bagatellmillionär vom Tegernsee. Ob es diese Pager noch gibt, mit denen
       Hoeneß seine Geschäfte gemanagt hat?
       
       7 Dec 2022
       
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