# taz.de -- Krisentreffen der Linkspartei: Geballte Hilflosigkeit
       
       > Die „Leipziger Erklärung“ zeigt, wie die Linke weiter schlingert:
       > Zwischen moralischen Ansprüchen und der Realität.
       
 (IMG) Bild: Sahra Wagenknechts größte Fans sind mittlerweile Russlandfreunde wie dieser Demonstrant in Halle
       
       Der [1][Linkspartei] mangelt es derzeit an fast allem – an Wähler:innen,
       glaubwürdigem Führungspersonal, an politischer Relevanz. Nicht jedoch an
       Bekenntnissen. Je tiefer die Zerwürfnisse, umso lauter die Bekenntnisse,
       zusammenzuhalten. Ein Irrtum: Denn das [2][Problem der Linkspartei] ist
       nicht, dass sie sich um relevante politische Fragen streitet, sondern dass
       sie bestimmte Auseinandersetzungen eben nicht ausfechtet, die Dinge nicht
       beim Namen nennt und keine Taten daraus ableitet.
       
       Das war auch am Wochenende in Leipzig zu beobachten, wo Partei- und
       Fraktionschefs aus Bund und Ländern zum Krisentreffen zusammenkamen und
       eine gemeinsame Erklärung verabschiedeten. Der Name [3][Sahra Wagenknecht]
       taucht darin nicht einmal auf, obwohl allen klar ist, dass sie und ihre
       Anhänger:innen längst auf Sezessionskurs sind – ein Grund für die
       gegenwärtige existenzbedrohende Lage der Linken. Die Antwort der
       Parteifunktionär:innen darauf: Man sei bereit, um die „gemeinsame
       Partei“ zu kämpfen“. Schön, aber Wagenknecht und Co sind es eben nicht. Ihr
       Weg führt außen- und gesellschaftspolitisch heraus aus der Linken und
       scharf nach rechts. So verurteilt Wagenknecht die Sanktionen gegen
       Russland, weil sie „unseren Interessen“ schaden, will Verhandlungen mit
       Putin über Gas und ist außerdem gegen den ganzen „Woke-Wahnsinn“. Die AfD
       dankt. Die Antwort der Linken ist ein lahmes „Du, du“. Demokratisch
       gefasste Beschlüsse seien für alle verbindlich, heißt es. Konsequenzen?
       Keine. Das ist geballte Hilflosigkeit.
       
       Doch so lassen sich eben auch die eigenen inhaltlichen Unschärfen
       aushalten. Denn im Gegensatz zu Wagenknecht, die weiß, was sie will,
       schlingert die Linkspartei zwischen moralischen Ansprüchen und der
       Realität, die diesen einfach nicht genügen will. In Leipzig verurteilt man
       den russischen Angriffskrieg, billigt der Ukraine das Recht auf
       Selbstverteidigung zu – aber bitte nicht mit immer mehr Waffen. Wie dann,
       mit Wattebällchen? Wenn man die Linke wieder ernst nehmen soll, muss sie
       zunächst sich und ihre Positionen selbst wieder ernst nehmen. Und danach
       handeln.
       
       11 Dec 2022
       
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 (DIR) Anna Lehmann
       
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