# taz.de -- Sky-Serie „Die Wespe“: Die kleine Welt des Kneipensports
       
       > In der Miniserie „Die Wespe“ dreht sich alles um Dart. Die zweite Staffel
       > ist zwar ähnlich pointiert, aber leider weniger charmant als die erste.
       
 (IMG) Bild: Florian Lukas als Dartprofi Eddie Frotzke
       
       Er ist nun mal so ein Typ, der sich auf keinen Fall mit dem Mittelmaß
       begnügen will. Eddie Frotzke, genannt „die Wespe“ (Florian Lukas),
       Dart-Champion, Kleinganove, Schnurrbartträger schon bevor es cool war.
       Eddie will wer sein, will bewundert werden, verehrt, will hoch hinaus.
       Deswegen ist er jetzt erst mal im Knast. Ehefrau Manu (Lisa Wagner) wird,
       während sie letzte Staffel noch Eddies frustrierte Ernährerin war, in
       seiner Abwesenheit als Dart-Star gefeiert. Aber Eddie bleibt nicht lange
       hinter Gittern, erschmeichelt sich einen Bewährungsdeal. Als einzige
       Bedingung soll er sich vom Dartspiel fernhalten. Klingt unglaubhaft – aber
       das ist bei der „Wespe“ egal. Die Schauspieler*innen verkaufen mit
       voller Ernsthaftigkeit jeden grotesken Hakenschlag des Drehbuchs.
       
       Die [1][erste Staffel der Sky-Miniserie] überraschte vor einem Jahr mit
       Originalität und gutem Comedy-Timing. „Die Wespe“ untersuchte das Ulkige am
       Kneipensport, ohne die Figuren jedoch nach schlechter Comedy-Gewohnheit
       flach und uninteressant werden zu lassen. Die Darstellung des deutschen
       Kleinbürger-Milieus konnte man dabei als respektvoll überzeichnete Hommage
       gelungen finden – oder als Verhohnepipelung ablehnen, je nach Geschmack. In
       jedem Fall zeugt genau diese Gratwanderung von dem gewissen Mut zum
       Ausprobieren, der gutes Fernsehen ausmacht.
       
       „Die Wespe“ ist ästhetisch anspruchsvoll. Nicht nur wegen der
       ungewöhnlichen Farbwahl. In Staffel eins harmonierten Schnitt und Musik
       derart, dass sie einen gemeinsamen Rhythmus bildeten, in dem manche Pointen
       schon beinahe wie Offbeats in einem Musikstück wirkten. Eine komplizierte
       und sonst so gar nicht telegene Sportart wie Dart ist plötzlich spannend.
       Die Leidenschaft, die die Fangemeinde dafür entwickelt, greifbar. Toll auch
       der Umgang mit dem Thema Alkoholsucht und die Darstellung der innigen
       Männerfreundschaft zwischen Eddie und Norbert (Ulrich Noethen).
       
       Noethens Norbert ist nun in der Zwischenzeit verstorben. Statt seinem
       Sidekick bekommt Eddie deshalb eine böse Bewährungshelferin als
       Antagonistin gegenübergestellt – herausragend unberechenbar gespielt von
       Meret Becker.
       
       ## Krumme Dinger drehen
       
       Das Thema der neuen Staffel scheint Selbstbeherrschung zu sein. Manu hat
       Probleme, an der Dartscheibe ihre Emotionen unter Kontrolle zu behalten,
       worauf in der Liga aber großen Wert gelegt wird. Manu begibt sich daher in
       die Hände eines schmierigen Meditations-Gurus. Eddie, der eigentlich nicht
       Dart spielen darf, und der laufend allen möglichen Leuten verspricht, keine
       krummen Dinger mehr zu drehen, tut derweil genau das: Dart spielen und
       krumme Dinger drehen. Er landet in einer illegalen internationalen
       Underground-Dartliga, die sich in einer Ruine im Brandenburger Forst
       trifft. Die wiederum darf nur betreten, wer Goethe aus dem Stand zitieren
       kann. Wie gesagt: Glaubhaftigkeit darf man hier nicht erwarten.
       
       Schade ist, dass die reduzierte Welt der ersten Staffel sich jetzt beinahe
       grenzenlos ausweitet und etwas beliebig wird. In Staffel eins bewegten wir
       uns zwischen wenigen Schauplätzen hin und her: Mietskasernen, Dartkneipen
       und Kleingärten. Eine gleichzeitige Gemütlichkeit und erdrückende Enge
       vermittelte das, was zu den Figuren passte, die in ständiger Angst leben,
       von der sie umgebenden Biederkeit erstickt zu werden.
       
       Diese enge Welt hätte auch zum Thema Selbstbeherrschung gepasst.
       Stattdessen kommen jede Menge neue Figuren und Schauplätze dazu. Wir
       bewegen uns durch alle sozialen Schichten, durch ganz Berlin und den halben
       brandenburgischen Wald. Das mag ein Dilemma von Fortsetzungen sein. Die
       Figuren müssen weitergehen, Neues erkunden. Aber wenn alles denkbar ist,
       dann ist auch ein Stück von dem dahin, was die Serie mal charmant gemacht
       hat: das Spiel mit den Möglichkeiten einer winzigen Welt.
       
       16 Dec 2022
       
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