# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Oligarch kritisiert Oligarchen
       
       > Der Chef der Wagner-Truppe Jewgeni Prigoschin bemängelt fehlendes
       > Engagement russischer Oligarchen im Angriffskrieg. Prigoschin gilt als
       > „Putins Koch“.
       
 (IMG) Bild: Beklagt fehlende Kriegshilfe reicher Russen: Chef der Wagner-Truppe Prigoschin
       
       ## Wagner-Finanzier: Oligarchen alles wegnehmen
       
       Der Finanzier der russischen [1][Privatarmee „Wagner“], Jewgeni Prigoschin,
       hat in einem Fernsehinterview ein fehlendes Engagement von Oligarchen und
       Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine beklagt. „Sie haben Angst. Ihnen
       gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken
       abtauchen und sich vergnügen“, sagte der 61-Jährige, der sich sonst nicht
       in Medien zeigt, am Samstag in einem Interview mit dem russischen
       staatlichen TV-Sender RT. Er sprach sich dafür aus, diesen russischen
       Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit,
       sich für die Front einzusetzen.
       
       „Man muss irgendwann begreifen, dass man sich trennen muss von allem, was
       man hat, also von der verführerischen Welt, den Restaurants, Kurorten,
       Datschen, Schwimmbecken“, sagte er. „Je schneller ihnen alles genommen
       wird, desto besser.“ Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen
       des Westens belegt – wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.
       
       Der Geschäftsmann gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin.
       Er wird aus ihrer früheren Zeit in St. Petersburg auch „Putins Koch“
       genannt, weil er den Politiker dort in seinem Restaurant bewirtete.
       Prigoschin, der vom FBI in den USA wegen Einmischung in die Wahlen gesucht
       wird, hatte sich zuletzt offen als Mann hinter der unter anderem aus
       Freiwilligen und Strafgefangenen gebildeten „Wagner“-Gruppe zu erkennen
       gegeben. Er kritisiert immer wieder auch Fehler der russischen
       Militärführung im Krieg gegen die Ukraine.
       
       Prigoschin hatte sich am Samstag in St. Petersburg auf einem Friedhof bei
       der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten „Wagner“-Kämpfers
       öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine
       Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äußerte, aber nicht vor
       der Kamera zeigte.
       
       Für den Geschäftsmann war die Beerdigung ein Erfolg in seinem Machtkampf
       mit den Behörden von St. Petersburg, die dem Toten, einem verurteilten
       Straftäter, auf dem militärischen Teil des Friedhofs zunächst nicht hatten
       die Ehre erweisen wollen. Prigoschin hingegen lobte den Mann als „wahren
       Patrioten“. Er betonte, dass an der Front alle gleich seien. Das
       US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertete den Auftritt und das Interview
       als neuen Versuch Prigoschins, in der russischen Gesellschaft an Ansehen
       und Einfluss zu gewinnen. (dpa)
       
       ## Papst fordert sofortiges Ende des Krieges
       
       [2][Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft] ein sofortiges Ende
       des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gefordert. Auf dem
       römischen Petersplatz erinnerte er am ersten Weihnachtsfeiertag an die
       Ukrainerinnen und Ukrainer, die diese Weihnachten im Dunkeln, in der Kälte
       oder weit weg von ihrem Zuhause verbringen – „aufgrund der Zerstörung, die
       zehn Monate Krieg verursacht haben“.
       
       „Der Herr mache uns bereit, mit konkreten Gesten der Solidarität denjenigen
       zu helfen, die leiden, und erleuchte den Verstand derer, die die Macht
       haben, die Waffen zum Schweigen zu bringen und diesem sinnlosen Krieg ein
       sofortiges Ende zu setzen“, erklärte das Kirchenoberhaupt in seiner
       Botschaft, an die sich der traditionelle Segen Urbi et Orbi („Der Stadt und
       dem Erdkreis“) anschloss. Russland als Aggressor nannte Franziskus indes
       nicht namentlich.
       
       Auch in anderen Regionen – an anderen Schauplätzen „dieses dritten
       Weltkrieges“ – komme es zu blutiger Gewalt, erklärte der Papst. „Denken wir
       an Syrien, das immer noch von einem Konflikt gequält wird, der etwas in den
       Hintergrund getreten, aber nicht vorüber ist; und denken wir an das Heilige
       Land, wo die Gewalt und die Zusammenstöße in den letzten Monaten zugenommen
       haben, mit Toten und Verletzten.“
       
       Franziskus ging auch auf die Folgen des Ukraine-Krieges für die ohnehin
       angespannte Ernährungslage in vielen Ländern ein. „Der Krieg in der Ukraine
       hat die Situation weiter verschlimmert, sodass ganze Bevölkerungsgruppen
       von einer Hungersnot bedroht sind, insbesondere in Afghanistan und den
       Staaten am Horn von Afrika.“ Jeder Krieg verursache Hunger und missbrauche
       die Nahrung als Waffe, beklagte der Papst. (epd)
       
       ## Entwarnung nach Luftalarm in der Ukraine
       
       Nach dem Luftalarm für alle Regionen der Ukraine am Morgen geben die
       [3][Behörden Entwarnung]. Es gebe keine Berichte über neue russische
       Angriffe. Nach unbestätigten Berichten in den sozialen Medien in der
       Ukraine wurde der Alarm möglicherweise ausgelöst, nachdem russische
       Kampfflugzeuge in Belarus gestartet waren. Als diese zu ihren Stützpunkten
       zurückgekehrt seien, sei Entwarnung gegeben worden. Ein Sprecher der
       ukrainischen Luftwaffe sagt im Fernsehen, russische Militärflugzeuge seien
       praktisch rund um die Uhr am Himmel. „Aber wir haben die Bereitschaft
       erhöht. Alles, was abhebt, muss unter unserer Kontrolle sein.“
       
       In allen Regionen der Ukraine war am Morgen Luftalarm ausgeübt worden. In
       der Hauptstadt Kyjiw und im ganzen Land heulten die Sirenen, teilen die
       Behörden mit. (rtr)
       
       16 Tote in Cherson nach Artilleriebeschuss 
       
       In der südukrainischen Stadt Cherson ist die [4][Zahl der Toten durch
       Artilleriebeschuss und Explosionen nach Behördenangaben auf 16 gestiegen].
       Zudem seien 64 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden, teilte
       der ukrainische Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag in
       seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch
       drei Männer, die bei Minenräumarbeiten ums Leben gekommen seien.
       
       Die ukrainischen Behörden hatten Moskau massiven Artilleriebeschuss des
       Zentrums der einst von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson
       vorgeworfen. In der Ukraine gab es am Weihnachtstag erneut Luftalarm.
       
       Am Vortag hatte Januschewitsch von 10 Toten und 55 Verletzten gesprochen.
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski veröffentlichte dazu bei
       Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der
       russischen Besatzung befreiten Stadt. Selenski verurteilte den Angriff als
       weiteres Verbrechen des „Terrorstaates“ Russland direkt vor Weihnachten. Es
       gebe dort keine militärischen Ziele, betonte Selenski. Das sei kein Krieg.
       „Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens
       willen“, sagte er.
       
       Der von Russland eingesetzte Gouverneur des besetzten Gebiets Cherson,
       Wladimir Saldo, wies die Anschuldigungen der Ukraine zurück. Ukrainische
       Truppen hätten selbst auf „terroristische Weise“ die Stadt beschossen. „Das
       ist eine widerliche Provokation mit dem offensichtlichen Ziel, den
       russischen Streitkräften die Schuld daran zu geben.“ Der Charakter der
       Zerstörungen weise darauf hin, dass das Artilleriefeuer aus dem Norden und
       dem Nordwesten der Stadt gekommen sei. Er warf der Ukraine ein Verbrechen
       gegen Zivilisten vor. (dpa)
       
       ## Putin: Russland zu Verhandlungen bereit
       
       Russland ist nach den Worten seines Präsidenten Wladimir Putin zu
       Verhandlungen mit allen im Ukraine-Konflikt beteiligten Parteien bereit.
       Allerdings hätten die Führung in Kyjiw und ihre westlichen Unterstützer
       Gespräche verweigert, sagt Putin in einem Interview des staatlichen
       Fernsehens. „Wir sind bereit, mit allen Beteiligten über akzeptable
       Lösungen zu verhandeln, aber das liegt an ihnen. Nicht wir sind diejenigen,
       die sich weigern zu verhandeln, sondern sie.“ Putin zeigt sich von seinem
       Kurs überzeugt. „Ich glaube, dass wir in die richtige Richtung handeln. Wir
       verteidigen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger,
       unseres Volkes. Und wir haben keine andere Wahl, als unsere Bürger zu
       schützen.“ (rtr)
       
       ## Selenski sendet emotionale Weinachtsvideobotschaft
       
       Nach neuen russischen Angriffen hat der ukrainische Präsident Wolodimir
       Selenski in einer emotionalen Videobotschaft zu Weihnachten die Menschen
       zum Durchhalten aufgerufen. „Wir haben Angriffe, Drohungen, atomare
       Erpressung, Terror und Raketenschläge ausgehalten. Lasst uns diesen Winter
       überstehen, weil wir wissen, wofür wir kämpfen“, sagte Selenski in einem am
       Heiligabend verbreiteten Video. Er stand dabei im Dunkeln auf der Straße
       mit einem Weihnachtsbaum und spärlichem Licht im Hintergrund.
       
       „Wir glauben, dass Tränen der Freude weichen werden, dass Hoffnung nach
       Verzweiflung kommt und Tod durch Leben besiegt wird“, sagte Selenski.
       [5][Millionen Menschen in der Ukraine und in der Welt feierten in diesen
       Tagen Weihnachten], sagte er. Der Präsident erinnerte an die Ukrainer, die
       ins Ausland geflohen sind oder Weihnachten in russischer Gefangenschaft
       verbringen müssen. „Wir werden allen ukrainischen Frauen und Männern ihre
       Freiheit zurückbringen.“
       
       Nach den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes
       könnten in diesem Jahr die Straßen und Häuser nicht so hell erstrahlen wie
       sonst, sagte Selenski. Doch könne keine russische Drohne und keine Rakete
       den Geist von Weihnachten brechen. „Und auch in totaler Finsternis werden
       wir einander finden, um uns fest zu umarmen. Und wenn es keine Heizung
       gibt, werden wir uns mit einer großen Umarmung wärmen“, sagte Selenski.
       „Wir werden nicht auf ein Wunder warten, sondern es selbst schaffen.“
       
       Auch der Kyjiwer Bürgermeister Vitali Klitschko schickte im
       Nachrichtenkanal Weihnachtsgrüße. Das Fest stärke den Glauben in den
       Herzen, sagte er. „Wir danken besonders den Verteidigern, die weit weg sind
       von ihren Heimatorten, und ihren Verwandten.“ Sie seien dabei, der Ukraine
       den Sieg immer näher zu bringen. (dpa)
       
       Höhere Steuern für Russen, die sich ins Ausland absetzen 
       
       Russen, die sich im Zuge des Krieges gegen die Ukraine ins Ausland
       abgesetzt haben, sollen höhere Steuern zahlen. Die Duma bereite ein
       entsprechendes Gesetz vor, teilte der Präsident des Unterhauses,
       Wjatscheslaw Wolodin, am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram
       mit. Zahlreiche Russen haben seit Beginn der russischen Invasion der
       Ukraine am 24. Februar ihre Heimat verlassen. Viele setzten sich unter
       anderem nach Georgien ab, als im September die Mobilmachung von bis zu
       300.000 Reservisten angeordnet wurde. „Es ist richtig, Vorteile für
       diejenigen aufzuheben, die die Russische Föderation verlassen haben, und
       für sie einen erhöhten Steuersatz einzuführen“, schrieb Wolodin auf
       Telegram. „Wir arbeiten an entsprechenden Gesetzesänderungen.“
       
       Wie viele Menschen betroffen wären, ist unklar. Örtlichen Medienberichten
       zufolge haben bis Anfang Oktober bis zu 700.000 Menschen wegen der
       Mobilmachung Russland verlassen. Die Regierung hat diesen Zahlen
       widersprochen.
       
       „Diejenigen, die erkannt haben, dass sie einen Fehler gemacht haben, sind
       bereits zurückgekehrt“, erklärte Duma-Präsident Wolodin. „Der Rest sollte
       begreifen: Die große Mehrheit der Gesellschaft unterstützt ihr Handeln
       nicht und glaubt, dass sie ihr Land, ihre Verwandten und Freunde verraten
       haben.“
       
       In Russland wird die Einkommenssteuer in Höhe von 13 Prozent automatisch
       von inländischen Arbeitgebern abgezogen. Wer im Ausland arbeitet und in
       Russland steuerlich ansässig ist, muss die Steuer selbst entrichten. (rtr)
       
       25 Dec 2022
       
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