# taz.de -- Lambrecht-Nachfolge: Mehr Distanz zur Lobby, bitte > Die neue Verteidigungsministerin sollte Führungsqualitäten mitbringen. > Genauso wichtig ist aber weniger Nachsicht gegenüber der > Rüstungsindustrie. (IMG) Bild: Lambrecht beim Besuch der Panzerbrigade Nicht mal der Stabwechsel läuft glatt. Erst werden Christine Lambrechts Rücktrittspläne vorzeitig publik, dann amtiert sie noch ein Wochenende lang auf Abruf, und als sie am Montag schließlich offiziell hinwirft, [1][haben der Kanzler und die SPD-Spitze die Nachfolge noch nicht geklärt]. Aus „Respekt vor der Entscheidung der Ministerin“ warte man noch ein bisschen mit der Präsentation der neuen Hausspitze, heißt es. Die Wahrheit ist aber wohl eher: Die Personalsuche ist trotz wochenlanger Vorbereitungszeit nicht einfach. Aber auch wenn CDU und CSU die Vakanz nutzen, um Olaf Scholz Führungsschwäche zu unterstellen, und auch wenn in Kriegszeiten ein gewisser Handlungsdruck nicht zu leugnen ist: Wenn am Ende der Legislaturperiode die Zeit für eine Bilanz kommt, wird nicht entscheidend sein, ob die Bundesrepublik im Januar 2023 für ein paar Stunden mehr oder weniger ohne Verteidigungsministerin dastand. Dann wird vielmehr entscheidend sein, ob die SPD den Posten beim zweiten Versuch passend besetzt hat. Worauf es ankommt? Erst einmal gibt es die naheliegenden Kriterien: Souveränes Auftreten in der Öffentlichkeit. Führungsqualitäten im schwierig zu regierenden Verteidigungsministerium. In der aktuellen Situation auch verteidigungspolitische Vorerfahrung – zu viele knifflige Aufgaben stehen an, als dass sich der oder bestenfalls die Neue viel Einarbeitungszeit leisten kann. ## Widersprüchliche Rolle Lambrechts beim Thema Rüstung Was aber auch nicht schaden würde: eine gesunde Distanz und Robustheit gegenüber der Rüstungsindustrie. Dass in der Vergangenheit Milliardensummen aus dem Verteidigungshaushalt versickerten, hatte auch mit einem Übermaß an Nachsicht und Sympathie des Ministeriums und der Bundeswehr für die Konzerne zu tun. Christine Lambrecht hatte stellenweise schon gegengesteuert und zuletzt [2][nach Pannen beim Schützenpanzer Puma] die Hersteller nicht geschont. An anderen Stellen klang aber auch sie zuweilen wieder wie eine Rüstungslobbyistin – etwa wenn sie gefragt oder ungefragt bei jeder Gelegenheit vor strengen Regeln im neuen Rüstungsexportrecht warnte. Eine klare Haltung in solchen Fragen würde nicht zuletzt der SPD gut stehen. Nur ist leider eines zu befürchten: dass dieses Kriterium bei der Personalentscheidung des Kanzlers nicht an erster Stelle steht. 16 Jan 2023 ## LINKS (DIR) [1] /Ruecktritt-von-Christine-Lambrecht/!5906264 (DIR) [2] /Schuetzenpanzer-der-Bundeswehr/!5908698 ## AUTOREN (DIR) Tobias Schulze ## TAGS (DIR) Bundeswehr (DIR) Christine Lambrecht (DIR) Bundeswehr (DIR) Bundeswehr (DIR) Bundesregierung (DIR) Christine Lambrecht (DIR) Christine Lambrecht (DIR) Christine Lambrecht (DIR) Christine Lambrecht ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ausfälle bei Bundeswehr-Schützenpanzer: Zu viele Störungen für einen Puma Ein Bericht des Verteidigungsministeriums erklärt, warum bei einer Übung 18 Puma-Schützenpanzer ausfielen. An der Schwere der Störungen lag es nicht. (DIR) Transporthubschrauber für die Bundeswehr: Chinooks wohl deutlich teurer Der Kauf 60 neuer Bundeswehr-Hubschrauber wird kostspieliger als gedacht. Die Chinooks sollen nicht sechs, sondern bis zu zwölf Milliarden Euro kosten. (DIR) Neuer Verteidigungsminister: Das Versagen des Feministen Scholz Mit Boris Pistorius ist die Geschlechterparität im Kabinett passé. Es hätte Politikerinnen gegeben, die mehr Fachkenntnisse mitbringen. (DIR) Pistorius neuer Verteidigungsminister: „Will die Bundeswehr stark machen“ Boris Pistorius, künftiger Bundesverteidigungsminister, will die Bundeswehr bei Modernisierungen „ganz eng“ mitnehmen. Am Donnerstag soll er vereidigt werden. (DIR) Rücktritt von Christine Lambrecht: Ein kurzer Brief zum langen Abschied Christine Lambrecht wirft als Verteidigungsministerin hin und gibt den Medien die Schuld am Scheitern. Kanzler Scholz will die Nachfolge bald regeln. (DIR) Kanzler Scholz über Lambrecht-Rücktritt: Nachfolge „zeitnah klären“ Der Kanzler hat die Bitte der Verteidigungsministerin um Entlassung angenommen. Über die Nachfolge will er schnellstmöglich entscheiden. (DIR) Verteidigungsministerin Lambrecht: Qualifikation – nicht nötig Die Verteidigungsministerin ist eine Fehlbesetzung. Die Personalie zeigt, nach welchen merkwürdigen Kriterien MinisterInnen zu oft ausgesucht werden.