# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Nordisch tropisch bis lakonisch
       
       > Das CRAS Ensemble beschäftigt sich mit der Frage, was Gemeinschaften
       > verbindet. Und auch Veranda Music setzen auf Diskurs – und sanfte
       > Lakonie.
       
 (IMG) Bild: Veranda Music spielen am Samstag in der „Kiezdackelbar“ POSH Teckel
       
       Was hält die Gesellschaft eigentlich zusammen? In den letzten Jahren drängt
       sich immer mehr der Eindruck auf: Eigentlich nicht allzu viel – auch wenn
       allerortens Zusammenhalt behauptet und eifrig beschworen wird. Die Frage,
       was Gemeinschaften verbindet, treibt auch das dänische CRAS Ensemble um.
       
       „Dinge, an denen wir uns mal festgehalten haben“, heißt übersetzt das
       Projekt, für das sich das Gitarrensextett jeweils eine Komponistin aus
       einem nordischen Nachbarland eingeladen hat: Pernille Sejlund, Zoe
       Efstathiou, Anna Katrin Egilstrøð, Kristin Bolstad, Bergrún Snæbjörnsdóttir
       und Maija Hynninen waren dabei.
       
       Bei zwei Workshops unter der Leitung von Operndirektorin Louise Beck
       wollten sie ergründen, was sie verbindet: kulinarisch wie auch klanglich,
       persönlich und gesamtgesellschaftlich. THINGS WE USED TO HOLD ON TO wird
       nun am Freitag und Samstag vorstellt: Zunächst in den Nordischen
       Botschaften, was allerdings ausgebucht ist; am nächsten Tag dann als
       Matineevorstellung im Foyer der Dänischen Botschaft. Nach dieser
       Weltpremiere wird das einstündige Programm durch Skandinavien touren (7.
       1., 13 Uhr, Eintritt frei, [1][Anmeldung erforderlich]).
       
       Ebenfalls am Samstag laden die Herren von Veranda Music zum Konzert in die
       [2][„Kiezdackelbar“ POSH Teckel.] Die Indiefolkpop-Band gehört ja ein
       bisschen zur Hamburger Schule, drückt aber angenehmerweise nicht die dort
       gängigen Knöpfe. Bei ihrem nuancierten, feinsinnigen Songwriting setzen
       Veranda Music weniger auf Diskurs und Welterklärung, eher auf Americana-und
       Tropicalia Klangwelten und sanfte Lakonie.
       
       [3][Die Band gibt es bereits seit 1999], letztes Jahr erschien das fünfte
       Album „Unter Einfluss“ – übrigens ihr erstes deutschsprachiges, was recht
       charmant daherkam. Künftig wollen sie aber wieder auf Englisch singen,
       erklärte Sänger (und Literaturübersetzer) Nicolai von Schweder-Schreiner
       unlängst in einem Interview.
       
       Angelehnt ist der Albumtitel zwar an John Cassavetes’ Film „A Woman Under
       the Influence“; doch vor allem ist das Album eine Hommage an den 1996
       verstorbenen [4][Hamburger Songschreiber und Wegbegleiter Tobias Gruben]
       ([5][POSH Teckel], 7. 1., 20 Uhr, Pflügerstr. 4, Spenden erwünscht).
       
       Ein musikalisch sehr konträres Programm gibt es am gleichen Abend im
       Marzahner ORWOhaus. Dort kann der geneigte Metal-Fan die Protestbewegung im
       Iran unterstützen: durch Headbangen beim Benefizkonzert Together With Iran
       III ([6][Benefit Concert For The Iranian Freedom Movement]). Insgesamt vier
       Bands treten auf (7. 1., 20 Uhr, AK 15 Euro).
       
       Am Donnerstag [7][gibt es dann im Schwuz Klänge, die man dort nicht
       unbedingt erwartet]. Das experimentelle Ensemble Schwelbrand, das sowohl
       junge Komponist:innen als auch Avantgarde-Klassiker auf die Bühne
       bringt, feiert nach drei Jahren Abstinenz seine Stage Reconquista, also die
       Rückeroberung der Bühne.
       
       Insgesamt fünf Kompositionen wird es zu hören geben, darunter eine
       Uraufführung. Unter der künstlerischen Leitung von Martin Grütter gibt es
       überbordende, von 20 Instrumenten produzierte Sounds: unter anderem mit
       singenden Elektrosägen und einem Haufen Triangeln. (12. 1., 21 Uhr, 15,
       erm. 8 Euro, [8][alle Infos gibt es hier]).
       
       6 Jan 2023
       
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