# taz.de -- +++ Ticker Räumung Lützerath +++: Demonstrierende ziehen ab
       
       > Viele Demonstrierende verlassen die Gegend um Lützerath.
       > Aktivist:innen beklagen Polizeigewalt. Die Polizei spricht von
       > Verletzten auf beiden Seiten.
       
 (IMG) Bild: Füße im Schlamm und Auge in Auge mit dem Gegenüber: So sah es um Lützerath lange aus
       
       ## 21:45 Uhr: „Verletzte auf beiden Seiten“
       
       Bei Zusammenstößen zwischen Klima-Demonstranten und der Polizei sind am
       Samstag nach Polizeiangaben Menschen verletzt worden. Es habe Verletzte auf
       beiden Seiten gegeben, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend der
       Deutschen Presse-Agentur. Die genaue Zahl der Verletzten und die näheren
       Umstände wurden zunächst nicht bekannt. Die Polizei setzte Wasserwerfer und
       Schlagstöcke ein.
       
       Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen
       der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Ein Sprecher
       erklärte, Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden. (dpa)
       
       ## 18:05 Uhr: Die Reihen der Demonstrierenden lichten sich
       
       Die Reihen vor dem Ortseingang nach Lützerath haben sich gelichtet, viele
       Demonstrierende machen sich auf den Heimweg. Einige Hundert harren weiter
       an westlichen Seite von Lützerath Richtung Abrisskante aus. Die Sonne ist
       inzwischen untergegangen, Flut- und Blaulichter erhellen die Szenerie.
       (taz)
       
       ## 17:25 Uhr: Mensch mit Rettungshubschrauber abtransportiert
       
       Wie verschiedene Teilnehmer:innen der Demonstration berichten, soll
       eine Person aus Reihen der Aktivist:innen bei einem Polizeieinsatz so
       schwer verletzt worden sein, dass sie mit einem Rettungshubschrauber
       abtransportiert werden musste.
       
       In der Telegram-Gruppe „Aktionsticker Lützerath“ heißt es dazu:
       „Nummerierte Wichte schlagen Menschen vor den Zäunen der Zerstörung
       krankenhausreif. Die Bilder sind so verstörend, dass wir sie hier nicht
       teilen wollen. Eine Person wurde soeben mit dem Rettungshubschrauber ins
       Krankenhaus gebracht.“
       
       Unterdessen sollen sich laut des „Aktionstickers“ weiterhin zwei
       Aktivist:innen in den Bäumen aufenthalten und die Räumung verzögern.
       (taz)
       
       ## 17:15 Uhr: Polizei fordert Menschen auf, Bereich nahe Lützerath zu
       verlassen
       
       Die Polizei hat Demonstranten aufgefordert, sich aus dem unmittelbaren
       Bereich am Braunkohleort Lützerath zurückzuziehen. Die Polizei werde das
       Areal an einem Zaun, der die Ortschaft abriegelt, andernfalls räumen und
       „unmittelbaren Zwang“ anwenden, sagte ein Sprecher am Samstagnachmittag.
       Per Lautsprecher drohte die Polizei mit dem weiteren Einsatz von
       Wasserwerfern sowie körperlicher Gewalt, wie eine dpa-Reporterin
       berichtete. Nach ihrer Beobachtung hielten sich am Nachmittag noch mehrere
       Hundert Demonstranten in dem Bereich des Zauns auf. (dpa)
       
       ## 16:40 Uhr: Tower wird geräumt, Lage aktuell ruhig
       
       Der Telegram-„Aktionsticker Lützerath“ berichtet, dass der „Tower“, in dem
       sich Aktivist:innen auf dem Gelände verschanzt haben, geräumt wird:
       „Die Cops haben einige Menschen aus dem Tower jetzt bis vors ehemalige
       Holztor geschleift und #Luetzi Menschen nehmen sie in Empfang! Viele
       Menschen gehen über den Wall Richtung Lützi um die Polizei zurück zu
       drängen und skandieren ‚Haut ab!‘ in Richtung der Polizei.“
       
       Das aktuell letzte Bild zeigt die sich auf eine Entfernung von rund zwanzig
       Meter gegenüberstehenden Ketten der Polizei und der Aktivist:innen. Dazu
       heißt es: „Die Ruhe vor dem Sturm“.
       
       Aktuell, so heißt es aus Kreisen der Demonstirerenden, sei die Situation
       „Statisch“. Polizei habe alle Kräfte am Zaun zusammengezogen, es sei kein
       Durchkommen. Viele machten sich auf den Weg nach Hause. Währenddessen
       laufen am Kundgebungsort noch Konzerte. (taz)
       
       ## 16:33 Uhr: Ermittlungen wegen Vorfall an der NRW-Landesvertretung in
       Berlin
       
       Nach einem Polizeieinsatz an der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen
       in Berlin hat der Polizeiliche Staatsschutz am Samstag Ermittlungen wegen
       Diebstahls und Sachbeschädigung aufgenommen. Die mutmaßlichen Täter
       hinterließen nach Angaben der Polizei aus Berlin den Schriftzug „Lützi
       bleibt“ auf einem Fenster des Gebäudes.
       
       Nach den bisherigen Ermittlungen soll sich eine Gruppe aus etwa zehn
       Menschen an dem Gebäude aufgehalten haben. Personen aus dieser Gruppe
       entfernten demnach einen Buchstaben aus dem vor dem Gebäude montierten
       Schriftzug „NRW EU“. Als Polizeikräfte eintrafen, seien die Mitglieder der
       Gruppe geflüchtet. Dabei hätten sie eine Sackkarre mit dem abmontierten
       Buchstaben hinterlassen. Die Polizei nahm den Angaben zufolge zwei
       tatverdächtige Männer in der Nähe vorübergehend fest. (epd)
       
       ## 16:27 Uhr: Polizei setzt vor Lützerath Wasserwerfer ein
       
       Die Polizei hat Wasserwerfer gegen Demonstranten kurz vor dem abgeriegelten
       Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier eingesetzt. Das beobachtete
       eine dpa-Reporterin am Samstag. Hunderte Demonstranten standen der Polizei
       vor Lützerath gegenüber. Aus ihren Reihen erklang immer wieder der Ruf „Auf
       nach Lützerath! Auf nach Lützerath!“ Zuvor waren die Klima-Demonstranten
       bei einer Kundgebung mit Tausenden Teilnehmern von einem Sprecher auf dem
       Podium aufgefordert worden, bis nach Lützerath vorzudringen. (dpa)
       
       ## 16:03 Uhr: Hunderte von Demonstranten vor Lützerath
       
       Am Rande einer großen Demonstration gegen den rheinischen Braunkohletagebau
       hat sich die Stimmung am Samstag zunehmend aufgeheizt. In angespannter
       Atmosphäre standen sich am Nachmittag Hunderte Polizisten und Hunderte
       Demonstranten unmittelbar vor dem Dorf Lützerath gegenüber. Aus den Reihen
       der Demonstranten erklang immer wieder der Ruf „Auf nach Lützerath! Auf
       nach Lützerath!“
       
       Ein Polizeisprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir stehen mit dem
       Rücken zum Zaun. Hinter uns stehen die Wasserwerfer. Die Androhung ist
       erfolgt, dass die Wasserwerfer eingesetzt werden. Jetzt müssen wir
       abwarten, was passiert.“ Die Demonstranten erhielten derzeit immer noch
       weiteren Zulauf. „Wir wenden jetzt schon unmittelbaren Zwang an, wenn Leute
       in die Richtung gehen.“ (dpa)
       
       ## 15:50 Uhr: Handgemenge mit der Polizei
       
       Wenige Hundert Meter vor Lützerath kommt es vermehrt zu Handgemengen
       zwischen Demonstrierenden und der Polizei, die sich in Ketten direkt
       gegenüberstehen. Die Polizei fährt Wasserwerfer auf und droht über
       Lautsprecheransagen mit unmittelbarem Zwang.
       
       Auch tausende Menschen, die bis jetzt noch bei der Kundgebung waren, kommen
       nun in Richtung des Zaunes. Über einen Wall haben sich jetzt viele von
       einer zweiten Seite Lützerath angenähert. Eine Polizeikette, die Menschen
       vom zaun fernhalten soll, kann nicht verhindern, dass immer mehr zum Zaun
       vorstoßen. Lützerath ist von zwei Seiten umstellt.
       
       Die Polizei nutzt unterdessen Transporter des Energieversorgungskonzerns
       RWE, um Demonstrierende abzutransportieren. Auf den Lastwagen, durch deren
       Fenster in den Containern auf der Ladefläche sich Aktivist:innen
       erkennen lassen, prangt das Logo des Konzerns. (taz)
       
       ## 14:54 Uhr: Aktivistinnen durchbrechen Bauzaun
       
       Mehrere Aktivist:innen haben den Bauzaun durchbrochen und sind in
       Richtung Tagebau durchgedrungen. Der Telegram-“Aktionsticker Lützerath“
       vermeldet, dass eine Person in Untersuchungshaft genommen wurde und hinter
       dem Bauzaun „gefährlich und ohne Beobachter_innen“ geräumt werde. Die
       Polizei versperrt auch Vertreter:innen der Presse weiter den Zugang.
       (taz)
       
       ## 14:49 Uhr: Polizei: Demonstranten wollen nach Lützerath
       
       Am Rande des rheinischen Braunkohletagebaus haben am Samstag einige
       Klima-Demonstranten versucht, vom Kundgebungsort Keyenberg in das von der
       Polizei abgesperrte Lützerath vorzudringen. „Wir versuchen, sie daran zu
       hindern“, sagte ein Polizeisprecher. Einige Vermummte hielten sich
       unterdessen am Rande des Tagebaus auf, sagte er. Es sei auch Pyrotechnik in
       Richtung Einsatzkräfte geflogen.
       
       Die vor Lützerath stehende Polizei hielt nach Beobachtung einer
       dpa-Reporterin Hunde und Wasserwerfer bereit. Ein Sprecher auf der
       Kundgebungsbühne hatte zuvor dazu aufgerufen, nach Lützerath vorzudringen
       und sich dabei von der Polizei nicht aufhalten zu lassen. Das von
       Aktivisten besetzte Dorf Lützerath wird seit Mittwoch von der Polizei
       geräumt, damit der Energiekonzern RWE die darunter liegende Kohle abbaggern
       kann. Die seit Samstagmittag laufende Kundgebung mit Tausenden Teilnehmern
       richtet sich dagegen. (dpa)
       
       ## 14:40 Tumulte und Auseinandersetzungen
       
       Es kommt zu Tumulten zwischen der Polizei und Demonstrierenden. Während die
       Einsatzkräfte immer wieder Ansagen machen, die wegen des Windes kaum zu
       verstehen sind, versuchen die Teilnehmenden weiter vorzudringen. Die
       Polizei verbietet selbst Pressevertreter:innen den Zugang zum Feld,
       es wird von tätlichen Angriffen von Polizisten auf Journalisten berichtet,
       dabei soll mindestens ein Journalist verletzt worden sein.
       
       Polizeiketten werden überrannt, Aktivist:innen schießen mit
       Feuerwerksraketen in Richtung der Polizist:innen. Die Polizei reagiert mit
       Pfefferspray. Mitunter kommt es zu Schlagstockeinsätzen gegen
       Demonstrierende. Unterdessen rückt die Demo immer weiter vor in Richtung
       Bauzaun. (taz)
       
       14:18 Uhr: Polizei: Personen in Tagebau eingedrungen 
       
       Bei der Demonstration nahe Lützerath im Rheinischen Revier sind einige
       Menschen nach Polizeiangaben in den Tagebau eingedrungen. „Entfernen Sie
       sich sofort aus dem Gefahrenbereich!“, schrieben die Einsatzkräfte bei
       Twitter.
       
       Zudem hätten Menschen versucht, durch eine Polizeiabsperrung an die
       Tagebaukante zu gelangen. Die Personen seien größtenteils vermummt gewesen,
       erklärten die Einsatzkräfte. „Um dies zu verhindern, wenden wir
       unmittelbaren Zwang an“, hieß es. Die Polizei forderte die Menschen auf,
       keine Polizeikräfte anzugehen und sich kooperativ zu verhalten. (dpa)
       
       14:12 Uhr: Hunderte bei Demo an Tagebaukante – Polizeipräsident „entsetzt“ 
       
       Bei einer großen Demonstration für die Erhaltung des Dorfes Lützerath haben
       sich am Samstag Hunderte Teilnehmer unmittelbar an die Kante des
       rheinischen Braunkohletagebaus gestellt. „Ich bin absolut entsetzt, wie
       normale Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sich dazu hinreißen
       lassen, hier den absoluten Gefahrenbereich zu betreten“, sagte der Aachener
       Polizeipräsident Dirk Weinspach der Deutschen Presse-Agentur. Ein
       Aufenthalt unmittelbar am Steilhang der Tagebaukante sei sowieso schon
       gefährlich, jetzt aber ganz besonders, weil der Boden durch Dauerregen
       aufgeweicht sei. Ein Polizeisprecher schätzte die Gesamtzahl der
       Demoteilnehmer auf 8000 bis 10 000.
       
       Eine Sprecherin auf der Kundgebungsbühne sagte, es gebe einen
       Wasserrohrbuch in der Nähe der Tagebaukante. Es bestehe dort
       Einsturzgefahr. Deshalb müsse unbedingt ein Sicherheitsabstand eingehalten
       werden.
       
       Ein anderer Sprecher auf der Kundgebungsbühne sagte, er finde es legitim,
       wenn die Teilnehmer versuchten, in das abgesperrte Lützerath vorzudringen.
       „Lasst euch von der Polizei nicht aufhalten. Wir sind mächtig. Wir sind auf
       der Seite der Gerechtigkeit. Wir lassen uns von diesem repressiven System
       nicht aufhalten. Wir stoppen diesen Tagebau. Macht alles, was ihr für
       richtig haltet.“ Das von Aktivisten besetzte Dorf Lützerath wird seit
       Mittwoch von der Polizei geräumt, damit der Energiekontern RWE die darunter
       liegende Kohle abbaggern kann. (dpa)
       
       ## 13:57 Uhr: Demonstrierende wollen friedlich bleiben
       
       In und um Lützerath herrscht Dauerregen. Die Demonstration formiert sich
       über viele kleinere Waldwege, über die sich die Teilnehmenden ihren Weg
       bahnen. Die Stimmung ist locker, gut und friedlich, aus Reihen der
       Demonstrierenden ist immer wieder zu hören, dass eine gewalttätige
       Konfrontation mit der Polizei auf jeden Fall vermieden werden soll.
       
       Aus Süddeutschland sind Teilnehmerinnen der Gruppe Omas for Future
       angereist, außerdem sind auch viele Familien und ältere Menschen auf den
       Wegen zu sehen. Ab und an kommt es vor, dass die Polizei die Menschen von
       den Wegen in die Felder schickt, um mit ihren Einsatzwagen durchzukommen.
       
       In der Telegram-Gruppe „Aktionsticker Lützerath“ heißt es, dass die
       Information kursiere, es seien 80.000 Menschen vor Ort. Bilder aus der
       Gruppe zeigen, dass die Polizei wohl Reiterstaffeln vor Ort hat. Dazu heißt
       es: „Die Pferde solidarisieren sich mit uns – eines warf symbolisch einen
       Cop herunter“. (taz)
       
       ## 13:01 Uhr: Veranstalter rechnen mit 25.000 Demonstrierenden
       
       Über Wanlo sind Polizeihubschrauber zu hören, die Wege und Hügel stehen
       voll mit Autos. Am Kreisverkehr Richtung Kellenberg sind an die hundert
       Menschen unterwegs zur Demo, es gibt eine autonome Teeküche, Sachspenden
       und aufgestellte Toiletten. Weiter Richtung Startpunkt der Demo sind die
       Straßen schon komplett voll mit Menschen. Intern rechnen die Veranstalter
       inzwischen mit 25.000 Teilnehmer:innen. (taz)
       
       ## 12:52 Uhr: Lützerath-Demo Herausforderung für Einsatzkräfte
       
       Die Demonstration bei Lützerath im Rheinischen Revier wird nach
       Einschätzung von Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach eine
       Herausforderung für die Einsatzkräfte. „Es werden, nach allem, was wir
       wissen, sehr, sehr viele Menschen kommen“, sagte Weinspach am frühen
       Samstagmittag in Lützerath. Er rechnete mit mehr Teilnehmern, als vom
       Veranstalter angezeigt. Die Polizei hatte im Vorfeld etwa 8000 Menschen
       erwartet.
       
       Weinspach warnte vor Versuchen, ins von Aktivisten besetzte Lützerath oder
       in den Tagebau Garzweiler II einzudringen. In den sozialen Netzwerken habe
       es immer wieder Aufrufe gegeben, im Rahmen der Demo nach Lützerath oder in
       den Tagebau „durchzubrechen“, sagte er. „Das werden wir mit allen uns zur
       Verfügung stehenden Mitteln verhindern. Ich kann nur hoffen, dass es dazu
       nicht kommt, denn sonst werden wir sehr unschöne Bilder haben.“ (dpa)
       
       ## 12:35 Uhr: Theologen unterstützen friedlichen Protest
       
       Theologen aus Deutschland und Österreich solidarisieren sich mit dem
       friedlichen Protest gegen die Räumung und Abbaggerung des Weilers Lützerath
       für die Braunkohlegewinnung. Die rund 20 Erstunterzeichnerinnen und
       Unterzeichner einer am Samstag veröffentlichten Petition betonen die
       Bedeutung friedlicher Protestaktionen und fordern ein Moratorium für die
       Räumung Lützeraths. Unter ihnen sind aus Niedersachsen auch die
       katholischen Theologieprofessoren Andreas Lienkamp von der Universität
       Osnabrück und Stefan Silber von der Universität Vechta.
       
       „Die Ausweitung des Tagebaus Garzweiler II ist Gewalt gegen zahlreiche
       Menschen, insbesondere im globalen Süden, und unsere gesamte Mitschöpfung“,
       heißt es in der auf dem Portal „y-nachten.de“ veröffentlichten Petition.
       Die Ausweitung des Braunkohletagebaus auf Lützerath sei trotz der
       Energiekrise nicht notwendig und breche die völkerrechtliche Verpflichtung,
       das 1,5-Grad- Ziel einzuhalten. (epd)
       
       ## 12:09 Uhr: Thunberg kritisiert Grüne
       
       Greta Thunberg hat die deutschen Grünen wegen ihrer Unterstützung für den
       Abriss von Lützerath und das Abbaggern der unter dem Dorf liegenden Kohle
       kritisiert. Konzerne wie RWE müsse man eigentlich dafür zur Rechenschaft
       ziehen, wie sie mit Menschen umgingen. „Dass die Grünen mit solchen
       Unternehmen Kompromisse schließen, zeigt, wo ihre Prioritäten liegen“,
       sagte die schwedische Klimaaktivistin am Samstag in einem Interview der
       Deutschen Presse-Agentur in Erkelenz. Sie selbst sei nie mit einer grünen
       Partei verbunden gewesen.
       
       Führende grüne Politiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und
       seine NRW-Kollegin Mona Neubaur verteidigen den Abriss von Lützerath damit,
       dass die darunter liegende Kohle zur Aufrechterhaltung der
       Energiesicherheit in der derzeitigen Krise gebraucht werde. Thunberg sagte
       dazu: „Die Kohle, die hier im Boden ist, wird die Preise nicht sofort
       senken. Wer so denkt, hat einfach keinen Bezug zur Realität.“
       
       Die 20-Jährige ist nach Deutschland gekommen, um den Protest gegen die
       Räumung und den Abriss von Lützerath zu unterstützen. „Ich bin hier schon
       früher gewesen, und da sah es noch völlig anders aus“, sagte sie. „Es ist
       sehr traurig das zu sehen. Es ist jetzt ein ganz anderer Ort.“ Zu der
       Kraterlandschaft des rheinischen Braunkohlereviers sagte sie: „Es sieht
       wirklich aus wie Mordor. Es zeigt, wozu Menschen unter den falschen
       Bedingungen fähig sind. Es zeigt, wogegen wir kämpfen, was wir verhindern
       wollen.“ In Tolkiens Roman „Herr der Ringe“ ist Mordor das Reich und die
       Basis des bösen Sauron. (dpa)
       
       ## 11:13 Uhr: Grüne Jugend kritisiert Polizeieinsatz
       
       Die Grüne Jugend hat das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Dorfes
       Lützerath am Rande des rheinischen Braunkohletagebaus kritisiert. „Die
       Berichte, die wir aus dem Dorf bekommen, sind nicht zu rechtfertigen“,
       teilte die Landessprecherin der Grünen Jugend NRW, Nicola Dichant, am
       Samstag mit. „Bilder von Polizeieinsätzen, die Aktivist*innen massiv
       gefährden, Sanitäter*innen, die von der Polizei aus dem Dorf geschmissen
       werden, und Presse, die nicht beobachten darf. Das ist das Gegenteil von
       einem deeskalativen Einsatz.“ (dpa)
       
       ## 11:12 Uhr: Räumung von Lützerath geht weiter
       
       Die Polizei hat am Samstagvormittag die Räumung des von Aktivisten
       besetzten Braunkohleortes Lützerath fortgesetzt. „Die Arbeiten gehen
       weiter“, sagte ein Polizeisprecher. Einsatzkräfte kletterten auf Bäume, auf
       denen Menschen ausharrten, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Nach Angaben
       des Energiekonzerns RWE laufen zudem Vorbereitungen, um Aktivisten aus
       einem Tunnel zu holen. Laut Polizei ist der Einsatz an dem Tunnel übergeben
       worden. Es handle sich um eine „Rettung“, die nun in den Händen von RWE und
       THW liege, sagte ein Polizeisprecher.
       
       „Wir gehen davon aus, dass es ihnen gut geht“, sagte Bente Opitz von der
       Initiative „Lützerath lebt“. Die Aktivisten hätten genug zu Essen und
       könnten mehrere Tage in dem Tunnel ausharren. Nach Angaben von „Lützerath
       lebt“ sind noch mehrere Dutzend Aktivisten in Lützerath, auf Dächern und in
       Bäumen. Die Polizei machte zur Anzahl der verbliebenen Aktivisten zunächst
       keine Angaben. „Oberirdisch sind wir so gut wie durch“, hatte ein Sprecher
       am Morgen gesagt. Es gebe noch etwa 15 „Strukturen“ der Aktivistinnen und
       Aktivisten, darunter Baumhäuser und Verschläge, hieß es. (dpa)
       
       ## 10:40 Uhr: GLS-Bank-Vorstandsprecherin: „Stoppen Sie diese Räumung.“
       
       Auch am Tag vier der umstrittenen Räumung des Ortes Lützerath im
       rheinischen Braunkohlegebiet Garzweiler II reißen Forderungen nach einem
       sofortigen Räumungsstopp nicht ab. Der Anblick der Kohlegrube in Lützerath
       sei schwer zu ertragen, erklärte die Vorstandssprecherin der
       sozial-ökologischen GLS-Bank, Aysel Osmanoglu, am Samstag in Bochum.
       Deswegen appelliere sie an die Verantwortung und die Verantwortlichen des
       Energieunternehmens RWE. „Es ist noch nicht zu spät, für eine
       zukunftsträchtige Wirtschaftsweise zu sorgen. Stoppen Sie diese Räumung.“
       (epd)
       
       ## 10:00 Uhr: Überfüllte Züge in Köln
       
       Während sich in Keyenberg schon zahlreiche Aktivist:innen vor Auftakt
       der Demo versammelt haben, geht es für viele, die aus Richtung Köln noch
       dorthin reisen wollen, am Hauptbahnhof der Domstadt vorerst nicht weiter.
       Ein Zug nach Erkelenz war schnell dermaßen überfüllt, dass Fahrgäste nicht
       mehr mitkommen konnten. Am Bahnsteig wartet dementsprechend schon eine
       Menge von Menschen, die einen ganzen nächsten Zug voll machen könnte, auf
       den nächsten Anschluss. (taz)
       
       ## 9:38 Uhr Florian Wüst lehnt Moratorium ab
       
       Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht keine
       Möglichkeit eines Moratoriums bei der Räumung des Dorfes Lützerath im
       rheinischen Braunkohlerevier. „Wir haben ja die Debatten alle geführt“,
       sagte er im Interview der Woche im Deutschlandfunk, das am Samstag in
       Auszügen verbreitet wurde. In einem Rechtsstaat sei eine Sache an einem
       bestimmten Punkt entschieden, „und dieser Punkt ist mit den Beschlüssen und
       mit den Urteilen eben erreicht“, unterstrich der CDU-Politiker.
       
       Wüst sagte, er habe Verständnis dafür, dass die jungen Leute das Thema
       setzen würde. Die Politik müsse aber abwägen, es sei notwendig, „diese
       Kohle jetzt in Anspruch zu nehmen“. „Dafür steigen wir früher aus und
       emittieren am langen Ende weniger“, erklärte der Ministerpräsident.
       Forderungen, selbst sich ein Bild vor Ort zu machen, wies er zurück: „Ich
       habe auch eher den Eindruck, dass ich da nicht sonderlich viel helfen
       kann“, sagte Wüst. (dpa)
       
       ## 8:10 Uhr: Polizei will Räumung am Morgen fortsetzen
       
       Die Polizei will die Räumung des von Aktivisten besetzten Braunkohleortes
       Lützerath am Samstagmorgen fortsetzen. „Oberirdisch sind wir so gut wie
       durch“, sagte ein Sprecher am Morgen. Es gebe noch etwa 15 „Strukturen“ der
       Aktivistinnen und Aktivisten, darunter Baumhäuser und Verschläge, hieß es.
       Zudem werde weiter versucht, in einen Tunnel vorzudringen, in dem zwei
       Menschen ausharren sollen.
       
       Die Einsatzkräfte hatten die Räumung von Lützerath am Freitagabend erneut
       abgebrochen. Die Nacht verlief nach Polizeiangaben „ruhig“. Es habe keine
       Zwischenfälle gegeben. Aktivisten in Baumhäusern weckten sich am frühen
       Samstagmorgen gegenseitig mit Rufen. Weite Teile des Geländes seien mit
       Flutlicht ausgeleuchtet. (dpa)
       
       ## 3:03 Uhr: Polizei erwartet 8000 Teilnehmer bei Demo
       
       Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg nimmt am Samstag an einer
       Kundgebung gegen den Abriss des Dorfes Lützerath zur Braunkohleförderung
       teil. Zu der Demonstration im Nachbarort Keyenberg, der wie Lützerath zu
       Erkelenz gehört, erwartet die Polizei 8000 Teilnehmer. Das Motto der
       Demonstration ist „Räumung verhindern! Für Klimagerechtigkeit“.
       
       Programmbeginn mit Bands und Liveacts ist nach Veranstalterangaben um 11.00
       Uhr, die Demo selbst beginnt um 12.00 Uhr. Aus 50 Städten und 14
       Bundesländern würden Teilnehmer erwartet, teilte Fridays for Future mit.
       Das Verwaltungsgericht Aachen hatte am Freitag entschieden, dass die
       Veranstalter die Demonstration nahezu wie geplant durchführen können und
       Auflagen zu einem anderen Austragungsort der Polizei gekippt. Nur der
       Einsatz von Traktoren bei der Veranstaltung wurde auf Wunsch der Polizei
       untersagt.
       
       „Die Situation in Lützerath ist eine riesige internationale Blamage für die
       Bundesregierung“, sagte Thunberg vorab der dpa. „Seit Jahren verteidigen
       Menschen Lützerath, als Teil einer globalen Gerechtigkeitsbewegung. Die
       Tatsache, dass Menschen aktiv werden, ist ein Zeichen der Hoffnung.“ Die
       20-Jährige rief alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich an der Demonstration
       zu beteiligen.
       
       [1][Thunberg hatte am Freitag nach Angaben der Polizei in Begleitung einer
       Bundestagsabgeordneten der Grünen den Ort Lützerath besucht]. Das
       Bundestagsbüro von Kathrin Henneberger bestätigte am Abend, dass Thunberg
       die Abgeordnete begleitet habe, die demnach als Parlamentarische
       Beobachterin vor Ort ist. Thunberg hatte dabei das Vorgehen der Polizei bei
       der Räumung des Dorfes scharf kritisiert. „Es ist empörend, wie die
       Polizeigewalt ist“, sagte die Klimaaktivistin aus Schweden. (dpa)
       
       ## 2:01 Uhr: Klimaforscher Latif fordert mehr Tempo bei Klimawende
       
       Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif fordert von der Bundesregierung mehr
       Tempo bei der Klimawende. „Es muss an vielen Stellen Kohlendioxid
       eingespart werden. So gab es gerade einen Verkehrsgipfel im Kanzleramt –
       ohne Ergebnisse. Hier ist viel zu tun, denn gerade der Straßenverkehr
       leistet bisher gar nichts zur Senkung der Treibhausgase“, [2][sagte der
       Meteorologe der Rheinischen Post].
       
       Mit Blick auf die Proteste gegen die Abbaggerung des Dorfes Lützerath am
       Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler II sagte Latif, dass der Erhalt des
       Ortes und der Verzicht auf den Kohleabbau dort lediglich einen „kleinen
       Beitrag“ zur CO2-Reduzierung in Deutschland leisten könne. Für das
       Weltklima sei die Verbrennung der Kohle unter dem Ort „völlig irrelevant“.
       Latif: „Ein Verzicht auf den Abbau würde uns dem 1,5-Grad-Ziel für die
       maximale Erderwärmung keinen Schritt näherbringen.“
       
       Gleichwohl unterstrich der Klimaforscher, dass Deutschland eine
       „historische Verantwortung“ zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes habe.
       Bei den CO2-Emissionen in der Vergangenheit liege Deutschland im weltweiten
       Vergleich auf Platz fünf. „Deutschland hat also die Pflicht, beim
       Klimaschutz voranzugehen“, sagte er der Zeitung.
       
       Aus klimapolitischer Sicht wäre auch ein früherer Ausstieg aus der
       Braunkohle angebracht gewesen, betonte Latif. Zwar seien andere Aspekte wie
       Strukturwandel und der Erhalt der Arbeitsplätze wichtig. „Trotzdem stimme
       ich mit den jungen Menschen überein, dass wir unsere selbstgesteckten
       Klimaschutz-Ziele mit diesem Tempo auf keinen Fall erreichen“, mahnte der
       Wissenschaftler. (epd)
       
       ## 0:07 Uhr: Neubaur verteidigt Räumung
       
       Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) hat
       die Räumung des Ortes Lützerath für den Braunkohleabbau verteidigt. Es gehe
       dabei um die Energieversorgungssicherheit, „wir müssen das schlimmste
       Szenario gut vorbereitet haben“, sagte sie am Freitag in der WDR-Sendung
       „Aktuelle Stunde“. Dazu gehöre auch die „Zuhilfenahme von sehr
       klimaschädlicher Braunkohleverstromung zu sichern“. Sie betonte, den Grünen
       sei insgesamt in Sachen Klimaschutz etwas Großes gelungen, nämlich den
       Kohleausstieg im Westen um acht Jahre auf 2030 vorzuziehen.
       
       Zu Kritik aus der eigenen Partei am Abriss des Dorfes Lützerath am Tagebau
       Garzweiler sagte sie: „Ich empfinde das nicht als in den Rücken fallen. Ich
       fühle mich nicht verraten.“ In einer demokratischen Partei müsse man
       miteinander diskutieren, das sei auch eine Qualität der Grünen. Die
       Besetzung der Parteizentrale der NRW-Grünen in Düsseldorf in dieser Woche
       durch Klimaaktivisten beschäftige sie. „Das lässt mich nicht kalt. Zu
       sehen, wie Menschen, die für Klimaschutz eintreten sich nicht wiederfinden
       in dem, was wir als Erfolg erreichen konnten.“ Mit ähnlichen Worten hatte
       sich Neubaur auch [3][in einem Interview mit der taz] zu den Protesten
       gegen die Räumung von Lützerath geäußert. (dpa)
       
       14 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /-Ticker-Raeumung-Luetzerath-/!5908609
 (DIR) [2] https://rp-online.de/politik/analyse-und-meinung/klimaforscher-mojib-latif-luetzerath-bringt-fuers-weltklima-nichts_aid-82909169
 (DIR) [3] /Mona-Neubaur-ueber-Luetzerath/!5905274
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirko Schmid
 (DIR) Jelena Malkowski
 (DIR) Erik Peter
       
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