# taz.de -- Versprechungen der CSU: Söders Füllhorn für den Wahlkampf
       
       > CSU-Chef Söder will im Wahljahr tief in Bayerns Staatskasse greifen:
       > kostenlose Meisterausbildung, jede Menge Radwege und Pflegekräfte vom
       > Balkan.
       
 (IMG) Bild: Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident, bei der Winterklausur
       
       MÜNCHEN taz | Wie das erste Spiel bei einer Weltmeisterschaft sei so eine
       Klausur im Wahljahr, erklärt Markus Söder nach seiner Grundsatzrede vor den
       CSU-Landtagsabgeordneten. Und man kann sicher sein, dass dieses WM-Spiel
       aus seiner Sicht schon jetzt gewonnen ist – zur Halbzeit. Noch bis morgen
       Mittag dauert die Klausurtagung im oberfränkischen Kloster Banz an.
       
       Einen „Marathon mit Volldampf“ kündigt [1][der CSU-Chef] an, als er nach
       seiner Rede gemeinsam mit Fraktionschef Thomas Kreuzer vor die Presse
       tritt. Und das ist nur eine von vielen Ankündigungen, die er für den
       Freistaat mitgebracht hat. Einen Koffer voller Wahlversprechen packt der
       Ministerpräsident im Kloster aus. Sein Ziel sei nicht Wahlkampf, sondern
       gut zu regieren, behauptet er. Nur fragt sich, ob Regierung und Wahlkampf
       hier tatsächlich zwei getrennte Angelegenheiten sind.
       
       Als Macher jedenfalls, das ist deutlich, will sich Söder im Wahljahr
       präsentieren. Im einzelnen hat er sich Folgendes ausgedacht: Nach 5.600
       neuen Lehrerinnen und Lehrern, die man in der laufenden Legislatur schon
       eingestellt habe, soll es in den nächsten fünf Jahren noch einmal 6.000
       weitere Stellen geben – plus 2.000 Stellen für Mitarbeiter an Schulen wie
       Verwaltungskräfte und Schulpsychologen. Um diese Stellen auch zu besetzen,
       sollen unter anderem Kräfte aus anderen Bundesländern angeworben werden.
       Schließlich würden Lehrer in Bayern besser bezahlt, auch ein Paket für
       Start- und Umzugshilfe gebe es als Entscheidungshilfe.
       
       An den Grundschulen will Söder bis 2028 den Rechtsanspruch für
       Ganztagsbetreuung umsetzen, außerdem sollen bis dahin alle bayerische
       Schülerinnen und Schüler ein Laptop oder Tablet bekommen haben.
       Sprachkitas, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) künftig nicht
       mehr fördern wolle, würden in Bayern fortgesetzt. Für Studenten und
       Auszubildende werde es ab dem Wintersemester 2023/24 ein 29-Euro-Ticket
       geben. Ein weiteres kostspieliges Vorhaben: Die Meisterausbildung soll ab
       nächstem Jahr umsonst sein, das Land kostet das 200 Millionen Euro im Jahr.
       
       ## Opposition spricht von Augenwischerei
       
       Um gegen den Pflegekräftemangel vorzugehen, will Söder gezielt Personal im
       Ausland anwerben. So sollen entsprechende Büros auf dem Westbalkan eröffnet
       werden. Von einer „Fastlane für Pflege und Betreuung“ spricht der CSU-Chef.
       Dazu gehöre perspektivisch auch eine leichtere Anerkennung entsprechender
       ausländischer Berufsabschlüsse.
       
       Dazu sollen der Ausbau von Straßen, aber auch des ÖPNVs kommen, bis 2028
       will Söder 2.000 „Klimabusse“ anschaffen und 15.000 Kilometer Radwege
       bauen. Für die Radmitnahme in S-Bahnen und Zügen soll es ein
       Ein-Euro-Ticket geben. So will er einem gerade laufenden Volksbegehren für
       besseren Radverkehr den Wind aus den Segeln nehmen.
       
       Aus dem Landtag meldet sich nach den vollmundigen Ankündigungen des
       Ministerpräsidenten umgehend Oppositionsführerin Katharina Schulze von den
       Grünen zu Wort: „Die Söder-Regierung kündigt wieder einmal viel an – ohne
       effektive Maßnahmen vorzustellen, wie die Versprechen zu halten sind.“ So
       fehlten etwa Lehrkräfte [2][in ganz Deutschland], nicht nur in Bayern. Der
       Plan, sie in anderen Bundesländern abzuwerben, sei daher „pure
       Augenwischerei“. Stattdessen brauche es einfachere Anerkennungsverfahren
       für Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ausland.
       
       Das 29-Euro-Ticket und die kostenlose Meisterausbildung unterstützt
       Schulze, bezeichnet die Maßnahmen jedoch auch als überfällig: Ihre Partei
       habe beides schon lange gefordert.
       
       ## Söder hängt Latte tief
       
       Ähnlich äußert sich auch SPD-Chef Florian von Brunn: „Der
       Ankündigungsweltmeister Söder schaufelt auf seinen großen Berg gebrochener
       Versprechungen noch weitere oben drauf. All die Wohltaten, für die er
       viereinhalb Jahre Zeit hatte, kündigt er jetzt acht Monate vor der Wahl an.
       Ob er sie umsetzt, steht freilich in den Sternen.“ Von Brunn erinnert an
       10.000 neue Wohnungen der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim,
       die Söder versprochen habe, eine Pflegeplatzgarantie und das
       365-Euro-Ticket. Nichts davon sei umgesetzt worden.
       
       Söder dürften die Vorwürfe von Grünen, die im jüngsten „Bayern-Trend“ bei
       18 Prozent lagen, und SPD (9 Prozent) nicht weiter beunruhigen, zumal seine
       Regierung [3][derzeit in allen Umfragen stabil dasteht]. Vorsorglich hängt
       er die Latte fürs eigene Ergebnis trotzdem schon mal so niedrig wie
       möglich: „Mehr als 2018 wäre schön“, aber er wolle ein stabile Mehrheit,
       keine „Prozentdebatte“. 2018 hatte die CSU mit Söder als Spitzenkandidat
       mit 37,2 Prozent der Stimmen ein historisches Tief erreicht.
       
       Und ohnehin scheint Söder längst ein neues Ziel im Auge zu haben: die
       Landtagswahl 2028. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Söder eine
       Verfassungsänderung vorgeschlagen, mit der er die Amtszeit des
       Ministerpräsidenten auf zwei Legislaturperioden begrenzen wollte, was
       seinerzeit an der Opposition scheiterte. Deshalb sieht sich Söder selbst
       jetzt auch nicht mehr an die Vorgabe gebunden: „Es gilt jetzt 10 plus.“
       
       18 Jan 2023
       
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 (DIR) Dominik Baur
       
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