# taz.de -- Trendsport Padel: Der Schläger, den die Kicker lieben
       
       > Es ist die am schnellsten wachsende Sportart der Welt. Der Racket-Sport
       > Padel mausert sich zur coolen Tennis-Alternative.
       
 (IMG) Bild: Großes Tennis? Nein, Padel: das Männerfinale der Swedish Open 2022 in Stockholm
       
       Eine alte Industriehalle direkt an der Spree im Berliner Stadtteil
       Lichtenberg, außen zugebombt mit Graffiti, innen gewaltige Stahlträger und
       unverputzter Beton. Man befindet sich hier in Berlins erster reinen
       Indoor-Anlage für [1][Padel], eine Rückschlagsportart, die in Deutschland
       aktuell noch ein wenig unter dem Wahrnehmungsradar läuft. Doch das soll
       sich nun nicht ändern, nein, das wird sich ändern. Und zwar gewaltig.
       
       Marc Klopp, Geschäftsführer der Anlage und selbst begeisterter
       Padelspieler, sagt, Padel sei schon seit Jahren die am stärksten wachsende
       Sportart weltweit. Ursprünglich [2][aus Südamerika kommend], habe sie
       längst Spanien erobert und inzwischen, „an Deutschland vorbei“, auch in
       Skandinavien einen riesigen Boom ausgelöst.
       
       Tatsächlich ist Padel, das gerne als eine Mischung aus Tennis und Squash
       beschrieben wird, in Spanien und Schweden innerhalb kurzer Zeit vom Rand-
       zum Volkssport geworden. In beiden Ländern gilt es sogar als inzwischen
       beliebteste Sportart nach König Fußball. In Schweden mit seinen etwa zehn
       Millionen Einwohnern gibt es etwa 3.000 Padelcourts. In Deutschland aktuell
       gerade mal 280. Was gut zeigt, welches Entwicklungspotenzial es hierzulande
       mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gibt. Und weswegen Klopp nun seit Ende
       letzten Jahres seine Halle betreibt. Und nebenbei in anderen deutschen
       Städten bereits nach weiteren Padelstandorten fahndet.
       
       Und das als Geschäftspartner seines sehr berühmten Vaters, der auch längst
       dem Padelsport verfallen ist und dessen Unterschrift auf einem
       Padelschläger prangt, den er hervorkramt. Das Modell „Jürgen Klopp“ gehört
       eher zu den teureren Schlägern, die man so kaufen kann, und stammt von
       einer bekannten Marke, die im Bereich Tennis groß geworden ist und nun auch
       verstärkt auf Padel setzt.
       
       Und kommt in den Farben Schwarz und Gelb daher, also den Vereinsfarben von
       Borussia Dortmund, während der Knauf so rot ist wie die Heimtrikots des FC
       Liverpool, bei dem Jürgen Klopp einer der weltweit bekanntesten
       Fußballtrainer geworden ist. „Im Spanienurlaub haben mein Vater und ich
       Padel kennen und lieben gelernt“, sagt Marc Klopp. Und nun lässt sich auf
       der Homepage für seine Halle sein Vater mit den Worten zitieren: „Neben
       Fußball ist Padel das beste Spiel, das ich je gespielt habe.“
       
       ## Weltmeister kommen aus Argentinien
       
       Die Verbindung von Jürgen Klopp zu Padel ist dabei weit weniger exotisch,
       als man meinen könnte. Immer mehr aktive oder ehemalige Fußballprofis
       spielen Padel oder investieren in den Sport. Zinedine Zidane etwa und vor
       allem Zlatan Ibrahimović, gerüchteweise schon über 40 Jahre alt, aber immer
       noch professioneller Fußballer und gesegnet mit einem legendär großen Ego.
       Deswegen heißen die zig Padelhallen, die er in seiner Heimat Schweden
       hochgezogen hat, auch ausdrücklich Padelzenter.
       
       Mit einem Z wie Zlatan. Stefanie Steible, Geschäftsstellenleiterin des
       Deutschen Padel Verbands, gibt als Erklärung für die
       Padel-Fußball-Connection an, dass bei Padel, bei dem im Normalfall zwei
       Doppelpaarungen gegeneinander spielen, „auch die koordinativen, taktischen
       und die Teamfähigkeiten geschult werden.“ Damit sei das Padelspiel ein
       ideales Training für Fußballer. Und ob Zufall oder nicht: Die aktuellen
       Weltmeister kommen bei den Männern sowohl im Fußball als auch im Padel aus
       Argentinien.
       
       Eine eigentlich viel auffälligere Nähe als zum Fußball gibt es bei Padel
       freilich zum Tennis. Ein Padelcourt ist fast so groß wie ein Einzelfeld
       beim Tennis, bei beiden Sportarten wird über ein Netz gespielt, und die
       Zählweise bei den Punkten ist dieselbe. So kommt es nicht von ungefähr,
       dass sich nun auch der Deutsche Tennis Bund massiv für Padel interessiert.
       Der Sport sei imagemäßig ganz anders als Tennis, so Marc Klopp. „Tattoos,
       rough, Bierchen danach, cool“, das falle ihm stichwortartig zu diesem ein.
       
       Derartige Attribute, das gibt Peter Mayer, Geschäftsführer des Deutschen
       Tennis Bundes, unumwunden zu, könnten auch dem altehrwürdigen und teilweise
       in seinen Traditionen erstarrten Tennis nicht schaden. „Wir setzen auf
       jeden Fall auf [3][den Padel-Trend]“, sagt er, um „neue Zielgruppen für die
       Tennisvereine zu erreichen.“ Padel betrachte er demnach nicht als
       Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum etablierten Tennis.
       
       So gibt es nun die ungewöhnliche Situation, dass gleich zwei Bundesverbände
       Padel in Deutschland voranbringen wollen. Und wenn man bei beiden so
       reinhört, bekommt man schnell mit, dass diese gerade darum ringen, wer am
       Ende wirklich das Sagen haben wird. Mayer erklärt, dem DTB gehe es
       natürlich um eine Zusammenarbeit mit den kommerziellen Padel-Anlagen wie
       der der Klopps.
       
       Oberste Priorität für ihn aber habe es, „Padel im Bereich der Tennisvereine
       zu entwickeln“. Dafür gebe es nun sogar eine eigene Taskforce.
       „Infrastrukturausbau – Deutschland ist hier noch sehr weit hintendran –,
       die Sportart bekannter machen, Wettkampfstrukturen ausbauen,
       Trainerausbildung“, das seien im Wesentlichen die vier Punkte, um die sich
       diese zu kümmern habe. „Wir starten jetzt“, verkündet er.
       
       9 Feb 2023
       
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