# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Lieferung von Kampfjets möglich
       
       > Nach der Zusage von Kampfpanzern läuft eine Diskussion über Kampfjets.
       > Frankreich schließt eine Lieferung nicht aus, USA wollen die Anfrage
       > prüfen.
       
 (IMG) Bild: Außenminister:innen-Treffen in Odessa: Catherine Colonna und Dmytro Kuleba
       
       ## Dänemark verhandelt mit israelischem Waffenhersteller
       
       Nach der Ankündigung der Lieferung all seiner 19 Haubitzen an die Ukraine
       will [1][Dänemark] diese Lücke durch einen israelischen Waffenhersteller
       wieder schließen lassen. Es werde „mit dem Hersteller Elbit Systems über
       die schnellstmögliche Lieferung von Atmos-Artilleriegeschützen und
       Puls-Raketenwerfersystemen“ verhandelt, teilte das dänische
       Verteidigungsministerium mit.
       
       Die Anschaffungen seien „wichtig für die dänische Verteidigung und dafür,
       dass Dänemark seine Nato-Verpflichtungen erfüllen kann“, sagte
       Verteidigungsminister Jakob Ellemann-Jensen. Durch die Haubitzen-Lieferung
       an die Ukraine entstehe eine „kritische Lücke in der
       Verteidigungsfähigkeit“ seines Landes, sagte der Minister. Mit der für
       dieses Jahr geplanten Lieferung von Waffen aus Israel soll diese nun
       geschlossen werden.
       
       Dänemark hatte im Jahr 2017 beim französischen Unternehmen Nexter 15
       Haubitzen vom Typ Caesar bestellt, vier weitere sollten 2019 folgen. Doch
       die Lieferungen verzögerten sich, nur wenige trafen ein. Alle Haubitzen
       wurden später der Ukraine zugesagt. (afp)
       
       ## Weitere Panzer aus Polen an die Ukraine
       
       Polen stellt der Ukraine 60 weitere Panzer zur Verfügung. „Wir sind bereit,
       60 modernisierte Panzer zu schicken, 30 davon sind PT-91“, sagt [2][der
       polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki] im kanadischen Fernsehen.
       Diese Panzer seien zusätzlich zu den bereits zugesagten 14 Leopard-Panzern
       aus polnischem Bestand. Der PT-91 ist ein polnischer Kampfpanzer, der in
       den 1990er Jahren in Dienst gestellt wurde. Er basiert auf dem Modell T-72
       aus Sowjetzeiten.
       
       ## Moskau fordert Klärung zu Baerbock-Aussage
       
       In Russland gibt es zunehmend Aufregung [3][um eine Äußerung von
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock] (Grüne) über einen „Krieg gegen
       Russland“. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria
       Sacharowa, forderte am Freitag eine Erklärung des deutschen Botschafters in
       Moskau zu „widersprüchlichen“ Aussagen aus Berlin. Deutschland erkläre
       einerseits, in der Ukraine keine Konfliktpartei zu sein. Andererseits sage
       Baerbock, dass sich die Länder Europas im Krieg gegen Russland befänden.
       „Verstehen sie selbst, wovon sie da reden?“, schrieb Sacharowa im
       Nachrichtenkanal Telegram.
       
       Baerbock hatte am Dienstag beim Europarat in Straßburg mit folgenden Worten
       zum Zusammenhalt der westlichen Verbündeten aufgerufen: [4][„Wir kämpfen
       einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.“] Die russischen
       Staatsmedien griffen diese Aussage dankbar als zentralen Schlüsselsatz für
       Kriegspropaganda auf – als Beleg dafür, dass Deutschland und die anderen
       EU-Länder direkte Konfliktpartei in der Ukraine seien und gegen Russland
       kämpften.
       
       Die Bundesregierung betont dagegen normalerweise, keine Kriegspartei in der
       Ukraine zu sein. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) antwortete am
       Mittwochabend im ZDF auf die Frage, ob sich Deutschland und seine
       Verbündeten mit den jetzt beschlossenen Panzerlieferungen nicht am Krieg
       beteiligten: „Nein, auf keinen Fall. Er fügte hinzu: „Es darf keinen Krieg
       zwischen Russland und der Nato geben.“ Auch das Auswärtige Amt stellte nach
       Baerbocks Äußerungen klar, Deutschland sei „keine Konfliktpartei“.
       
       Deutschland sieht sich nach der Zusage, Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an
       die Ukraine zu liefern, in Russland zunehmend in der Kritik, erstmals seit
       dem Zweiten Weltkrieg wieder schwere Waffen gegen russische Soldaten
       einzusetzen. Die Sicherheitsexpertin [5][Claudia Major von der Stiftung
       Wissenschaft und Politik sprach am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“] von
       einem „extrem unglücklichen Versprecher“ Baerbocks, der nun von der
       russische Staatspropaganda ausgeschlachtet werde.
       
       Russland wirft den USA erneut vor, den Ukraine-Konflikt in die Länge zu
       ziehen. US-Präsident Joe Biden könne ihn beenden, in dem er Kiew
       Anweisungen dazu erteile, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Aber
       die Regierung in Washington sei bisher nicht dazu bereit gewesen.
       Stattdessen würden die Vereinigten Staaten „Waffen in die Ukraine pumpen“.
       Die USA hatten kürzlich wie auch Deutschland angekündigt, nun auch
       Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Russland hat bereits wiederholt
       erklärt, die USA würden den Konflikt durch die Lieferung von Waffen an Kiew
       verlängern und die Ukraine würde auf Anweisungen aus Washington handeln.
       Die US-Regierung hat dagegen erklärt, der Krieg könne nur beendet werden,
       wenn Russland seine Truppen abziehe. (rtr/dpa)
       
       ## Frankreich lässt „alle Türen offen“
       
       Medienberichten zufolge schließt auch Frankreich eine Lieferung von
       Kampfjets an die Ukraine nicht aus. „Wir müssen Anfragen von Fall zu Fall
       untersuchen und alle Türen offen lassen“, sagte der Vorsitzende des
       Verteidigungsausschusses der französischen Nationalversammlung, Thomas
       Gassilloud, britischen Medienberichten zufolge am Donnerstag in London.
       „Wir werden in den kommenden Wochen sehen, was als nächstes passiert, denn
       die Dinge bewegen sich schnell“, sagte Gassilloud demnach nach Gesprächen
       mit seinem britischen Kollegen Tobias Ellwood und Verteidigungsminister Ben
       Wallace.
       
       Britischen Medienberichten zufolge nannte Gassilloud als Bedingungen, dass
       eine Lieferung von Kampfjets die französische und europäische Sicherheit
       nicht gefährden dürfe und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine
       nicht eskaliere. (dpa)
       
       ## USA will Forderungen sorgfältig prüfen
       
       Die USA reagieren zurückhaltend auf ukrainische Forderungen nach Kampfjets.
       Man werde das Ansinnen sehr sorgfältig mit der Ukraine und Partnerländern
       besprechen, sagt der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Jon
       Finer dem Sender MSNBC.
       
       [6][Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte nach den jüngsten
       Zusagen von Kampfpanzern] aus mehreren Ländern auch direkt auf die
       zusätzliche Lieferung von Langstreckenraketen, Kampfflugzeugen und mehr
       Artillerie gepocht. [7][Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine Lieferung
       von Kampfflugzeugen] oder gar die Entsendung von Bodentruppen allerdings
       ausgeschlossen. (dpa/rtr)
       
       ## Zahlreiche Regionen unter russischem Beschuss
       
       Nach der Zusage mehrerer westlicher Länder, Kampfpanzer in die Ukraine zu
       liefern, überzieht Russland das Land nach Angaben des ukrainischen Militärs
       mit einer Welle neuer Angriffe. Dabei wurden in mehreren Regionen
       mindestens 11 Menschen getötet, sagte ein Sprecher des staatlichen
       Katastrophenschutzes. Luftalarm begleitet auch den morgendlichen
       Berufsverkehr in der Hauptstadt Kiew. Dort suchen die Menschen Schutz in
       den U-Bahn-Stationen. (rtr)
       
       ## Japan verschärft Sanktionen gegen Russland
       
       Nach der jüngsten Welle von Raketenangriffen auf die Ukraine verschärft
       [8][Japan] seine Sanktionen gegen Russland. „Angesichts der aktuellen Lage
       in der Ukraine und um einen Beitrag zu den internationalen Bemühungen für
       einen Frieden zu leisten, wird Japan im Einklang mit anderen großen
       Nationen Exportverbote verhängen“, teilt das Ministerium für Wirtschaft,
       Handel und Industrie mit. Die Sanktionen betreffen Güter, mit denen
       Russland seine Verteidigungsfähigkeit verbessern könnte. Des Weiteren
       sollen die Vermögen von drei Unternehmen und 22 Einzelpersonen eingefroren
       werden. (rtr)
       
       ## Explosionen in der Nähe von AKW Saporischschja
       
       Die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen meldete am Donnerstag
       mehrere starke Explosionen in der Nähe [9][des von Russland besetzten
       ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja] und forderte erneut eine
       Sicherheitszone um die Anlage. „Gestern waren gegen 10 Uhr Ortszeit acht
       starke Detonationen zu hören und heute gab es wieder welche“, sagte der
       Chef der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) Rafael Grossi in einer
       Erklärung. Rosenergoatom, der Betreiber der russischen Kernkraftwerke,
       nannte die Äußerungen von Grossi der russischen Nachrichtenagentur Tass
       zufolge unbegründet und eine Provokation. (rtr)
       
       🐾 Die taz-Ukraine-Korrespondentin Anastasia Magasowa hat letzte Woche über
       [10][die ständigen Vertretungen, die IAEA in den Atomkraftwerken in der
       Ukraine platziert hat], berichtet.
       
       27 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [5] https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/claudia-major-ukraine-panzerlieferung-100.html
 (DIR) [6] /Angekuendigte-Panzerlieferung/!5911441
 (DIR) [7] /Kampfpanzerlieferungen-in-die-Ukraine/!5907910
 (DIR) [8] /Krieg-in-der-Ukraine-und-Streit-um-Inseln/!5849489
 (DIR) [9] /Konflikt-um-AKW/!5900013
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