# taz.de -- Inhaftierte in Iran: Zehntausende Gefangene begnadigt
       
       > Irans Staatsoberhaupt hat Medien zufolge zehntausende Gefangene
       > begnadigt. Darunter auch viele, die wegen der regierungskritischen
       > Proteste inhaftiert waren.
       
 (IMG) Bild: Inhaftieren, foltern, begnadigen: Ali Chamenei, hier vergangene Woche beim Gebet
       
       TEHERAN dpa | Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat laut
       Staatsmedien Zehntausende Gefangene begnadigt. Der Schritt erfolgte
       anlässlich des Jahrestags der Islamischen Revolution von 1979, wie das
       Staatsfernsehen am Sonntag verkündete.
       
       Die Begnadigungen umfassten demnach Hafterleichterungen und Amnestien. Auch
       im Rahmen der jüngsten Protestwelle inhaftierte Demonstranten seien von der
       Entscheidung betroffen, berichtete die Staatsagentur Irna.
       
       Die Begnadigungen erfolgten laut Irna auf Vorschlag des Justizchefs
       Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi, der zuletzt einen harten Kurs gegen
       Demonstranten verfolgt hatte.
       
       Mehr als 500 Demonstranten wurden im Rahmen der Proteste getötet, rund
       20.000 nach Schätzungen von Menschenrechtlern inhaftiert. Die Justiz stand
       nach der [1][Vollstreckung von Todesurteilen gegen Demonstranten] im Land
       und international in der Kritik.
       
       Die Begnadigungen sind an Bedingungen geknüpft, berichtete Irna weiter.
       Unter anderem werde keinen Gefangenen vergeben, denen Spionage zur Last
       gelegt wird. Auch Mord, Beschädigung oder Brandstiftung von Regierungs-
       oder Militäreinrichtungen schließe einen Gnadenspruch aus.
       
       ## Jahrestag am kommenden Samstag
       
       Irans politische Führung steht seit [2][Ausbruch der landesweiten Proteste]
       Mitte September unter enormem Druck. Ausgelöst vom Tod der iranischen
       Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam stürzte Teheran in die
       schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die 22-Jährige war vor fast
       fünf Monaten wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften
       festgenommen worden.
       
       Am 11. Februar feiert die Islamische Republik ihr 44-jähriges Bestehen. Im
       Februar 1979 wurde die Monarchie im Iran nach der Rückkehr Ruhollah
       Chomeinis aus dem Pariser Exil gestürzt. Die Feierlichkeiten am kommenden
       Samstag markieren den zehnten Tag nach Chomeinis Ankunft in der Hauptstadt
       Teheran. Chamenei übernahm 1989 das Amt als politisches und religiöses
       Oberhaupt. Der 83-Jährige hat in allen strategischen Belangen das letzte
       Wort.
       
       5 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Weitere-Todesurteile-im-Iran/!5905034
 (DIR) [2] /Omid-Nouripour-zum-Iran/!5909592
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Proteste in Iran
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Proteste in Iran
 (DIR) wochentaz
 (DIR) Revolution
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Iranische Revolutionsgarden
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Inhaftierter Iraner über Einzelhaft: „Es gibt kein Zurück“
       
       Zehn Jahre muss ein junger Iraner in Haft. Im Gespräch erzählt er von
       Folter bei Verhören, dass er nichts bereut und hofft, dass die Proteste
       andauern.
       
 (DIR) Autor:innen über Protest in Iran: Feminismus und Revolution
       
       Roya Hakakian und Sama Maani sprechen über die historische Besonderheit der
       aktuellen Proteste in Iran. Die Gesellschaft verändere sich.
       
 (DIR) Experte über Proteste in Iran: „Lärm vor der Niederlage“
       
       Revolutionen brauchen mehr als Wut, sagt Srdja Popovic. Bei den Protesten
       in Iran vermisst er eine Strategie. Trotzdem hat er Hoffnung für das Land.
       
 (DIR) Islamisten in Iran: Unterschiedliche Ziele
       
       Beim Protest gegen den Schah hatten nicht alle dieselbe Alternative vor
       Augen. Jetzt gilt es, sämtliche Gesellschaftsschichten zu berücksichtigen.
       
 (DIR) Omid Nouripour zum Iran: „Ich verstehe die Frustration“
       
       Grünen-Chef Omid Nouripour ist in Iran geboren. Er fordert von der EU, die
       iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation zu listen.