# taz.de -- Twitter, Meta und Co: Der Boom ist vorbei
       
       > Online-Plattformen bitten zunehmend die Nutzer:innen zur Kasse. Das
       > hat mit neuen Funktionen zu tun – aber auch mit zwei Entwicklungen.
       
 (IMG) Bild: Was früher kostenlos oder sehr günstig war, kostet jetzt zunehmend Geld
       
       Es wirkt wie ein kleiner Schritt, aber es könnte ein großer sein: Nach
       Twitter hat in der vergangenen Woche auch der IT-Konzern Meta, zu dem unter
       anderem Facebook und Instagram gehören, angekündigt, für die beiden Dienste
       [1][kostenpflichtige Funktionen anzubieten]. „Wir werden einen Abo-Service
       starten, mit dem man sein Konto verifizieren lassen […] kann“, kündigte
       Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in einem Post an. Zahlende Nutzer:innen
       sollen weitere Vorteile erhalten, unter anderem einen direkten
       Kundensupport. Kostenpunkt: zwischen 12 und 15 US-Dollar monatlich. Die
       Neuerung soll zunächst in Australien und Neuseeland starten, später in
       weiteren Ländern.
       
       Meta folgt damit einem Trend: Mit der Übernahme von Twitter durch den
       US-Milliardär Elon Musk hat dieser in den vergangenen Monaten verstärkt
       daran gearbeitet, Dienste, die die Plattform anbietet, zu Geld zu machen.
       Als Erstes [2][wurde auch hier ein Abomodell eingeführt], mit dem
       Nutzer:innen sich verifizieren lassen können. Zuvor war der weiße Haken
       im blauen Kreis, den es etwa für die verifizierten Accounts von
       Politiker:innen, Prominenten oder Unternehmen gab, kostenlos.
       
       Auch die Streamingplattform Netflix arbeitet seit einigen Monaten daran,
       ihre Einnahmen zu erhöhen – und beginnt nun auch die Nutzer:innen in
       Europa darauf vorzubereiten, dass eine Accountweitergabe zur Sperrung
       führen kann. Wer nun das eigene Konto mit Dritten teilen möchte, [3][muss
       mehr zahlen]. Auch Amazon dreht an der Preisschraube und erhöhte im Februar
       den Mindestbestellwert für den kostenlosen Versand.
       
       „Dass sich Leistungen und Preise von Unternehmen verändern, ist erst einmal
       normal“, sagt Erich Nolte, Experte für Telekommunikation, Internet und
       Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Ob es
       einen wirklichen Trend hin zu mehr kostenpflichtigen Funktionen gibt, muss
       sich erst noch zeigen.“
       
       ## Innovation jetzt eher bei KI
       
       Doch es gibt zwei Treiber, die eine solche Entwicklung begünstigen würden:
       zum einen die wirtschaftliche Situation der Plattformen. Nach den Jahren
       des Booms scheint die Branche derzeit vor einer Konsolidierung zu stehen:
       Neue Entwicklungen mit potenziell gesellschaftsveränderndem Charakter
       kommen mittlerweile eher von anderen Unternehmen – wie [4][das jüngste
       Beispiel der KI-Anwendung ChatGPT von OpenAI zeigt]. Dazu kommt auch in den
       USA die angespanntere wirtschaftliche Situation, die den für viele
       Techkonzerne wichtigen Werbemarkt schrumpfen ließ. So sind in den
       vergangenen Monaten die Aktienkurse deutlich eingebrochen. Zahlreiche
       IT-Konzerne von Netflix über Alphabet bis Amazon leiteten Kündigungswellen
       ein.
       
       Bei Meta etwa, das ähnlich wie Google stark am Werbemarkt hängt, sank laut
       den im Februar vorgestellten Quartalszahlen der Konzernumsatz im vierten
       Quartal 2022 im Jahresvergleich um 4 Prozent auf gut 32 Milliarden Dollar.
       Der Quartalsgewinn stürzte um 55 Prozent auf knapp 4,7 Milliarden Dollar.
       Meta hatte im vergangenen Herbst bereits den Abbau von rund 11.000 Jobs
       bekanntgegeben und Chef Zuckerberg für 2023 ein „Jahr der Effizienz“
       ausgerufen.
       
       ## Branche hat sich verfestigt
       
       Zum anderen hat sich die Branche über die Jahre verfestigt: Die
       Plattformen, die nun auf Preiserhöhungen setzen, haben sich in ihrem
       Bereich eine deutliche marktbeherrschende Stellung aufgebaut. Die Zeiten,
       in denen sich Dienste wie Facebook und Twitter also damit zufrieden geben
       mussten, dass die Nutzer:innen mit ihren Daten bezahlen und Plattformen
       wie Netflix und Amazon zunächst mit attraktiven Preisen werben mussten,
       scheinen nun vorbei zu sein.
       
       Verbraucherschützer Nolte glaubt, dass es jedoch nicht einfach sein wird,
       die Mehrheit an Kund:innen auch finanziell zur Kasse zu bitten:
       „Jedenfalls für Deutschland zeigen Umfragen, dass die wenigsten bereit
       sind, für die Nutzung der Netzwerke Geld zu zahlen.“
       
       28 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kostenpflichtige-Social-Media-Angebote/!5917020
 (DIR) [2] /Elon-Musks-Twitter-Reformen/!5890342
 (DIR) [3] /Reaktion-auf-sinkende-Kundenzahlen/!5849637
 (DIR) [4] /Kuenstliche-Intelligenz-via-ChatGPT/!5903102
       
       ## AUTOREN
       
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