# taz.de -- Voll korrekte Vereinsnamen: Armee der Besserwisser
       
       > Wie heißen die Vereine wirklich? Wer Arsenal London sagt, gilt als
       > Vollpfosten. Aber heißt es der AS Rom, die AS Rom oder Roma? Fragen über
       > Fragen.
       
 (IMG) Bild: Unsinniger Pleonasmus im Emblem: Hertha Berliner Sport-Club Berlin, ernsthaft?
       
       Die Arsenal-Frage scheint geklärt. Kaum einer mehr würde es wagen, den
       Premier-League-Klub als „Arsenal London“ zu bezeichnen. Es ist noch gar
       nicht so lange her, da war das noch üblich. Doch mit dem Internet und
       Social Media fing das große Korrigieren an. Wer den Londoner Klub als
       „Arsenal London“ bezeichnet hat, galt bald als ahnungsloser Vollpfosten.
       
       Es gibt solche reflexartigen Korrekturen des Öfteren im Netz. Wer sich etwa
       entschuldigt, wird von einer Armee von Besserwissern umgehend darauf
       hingewiesen, dass man sich nicht entschuldigen kann, man könne nur um
       Entschuldigung bitten. Auch die Arsenal-London-Sager wurden reflexartig
       zurechtgewiesen. Fast alle sagen und schreiben nun brav FC Arsenal. Noch.
       Die ersten Gescheitmeier sind schon unterwegs und weisen meist in aller
       Unfreundlichkeit darauf hin, dass es ja wohl korrekt Arsenal FC (sprich:
       effsieh) heißen muss. [1][So wie es Chelsea FC] heißen müsse oder Liverpool
       FC.
       
       Das London-Phänomen hat übrigens auch seine Entsprechung in Deutschland.
       Lange war es üblich, den traditionsreichen blau-weißen Fußballklub aus
       Westberlin als „Hertha BSC Berlin“ zu bezeichnen. Das sei doch wohl ein
       Pleonasmus, ein weißer Schimmel, heißt es heute. BSC stehe schließlich für
       Berliner Sport-Club. Im Verein selbst hat man das lange nicht so eng
       gesehen. Im Logo, das der Klub zwischen 1995 und 2012 verwendet hat, wird
       mit dem B-Wort jedenfalls nicht geknausert. Dort steht „Hertha BSC Berlin“.
       
       [2][Auch der tief gefallene ehemalige Serienmeister der DDR] wird
       namenstechnisch von einer Horde von Korrektoren beschützt. Konnte man
       früher weitgehend unbehelligt von „Dynamo Berlin“ sprechen, kann es gut
       sein, dass man heutzutage erst mal als unverbesserlicher Schlechterwessi
       bezeichnet wird, wenn man nicht „BFC Dynamo“ sagt. Schon klar: BFC seht für
       Berliner Fußballclub.
       
       ## Der oder die SSC Neapel?
       
       Der Klub, der in der Regionalliga Nordost ein angemessen trauriges
       Schicksal fristet, dürfte im Kreis der Teams, die um europäische Titel
       spielen, weitgehend in Vergessenheit geraten sein. Dort gewöhnt man sich
       [3][gerade an den 1. FC Union Berlin] – womit wir beim Thema Artikel wären.
       Den lässt man bei den Köpenickern tunlichst unter den Tisch fallen. Die
       Union ist schließlich etwas ganz anderes und eher schwarz als rot-weiß.
       
       Andere Klubs haben über die Jahre ihren Artikel gewechselt oder einen
       bekommen, den sie früher nicht hatten. So spielte der unvergessene Diego
       Armando Maradona beim SSC Neapel, während Victor Osimhen, ein Star der
       heutigen Mannschaft des Klubs, bei der SSC Neapel spielt. Logisch, werden
       die Connaisseure sagen, SSC steht schließlich für Società Sportiva Calcio
       Napoli, la Società, die Società. Aus dem jahrelang weitgehend artikelfreien
       Klub AS Monaco wird gerade die AS Monaco. Association Sportive ist im
       Französischen feminin. Man kennt dieses Sprachspiel aus der Politik. Da ist
       aus Front National irgendwann der Front National geworden. Korrigieren muss
       das heutzutage aber niemand mehr. Längst heißt die rechtsextreme Partei
       Rassemblement National, der Rassemblement, versteht sich.
       
       Ähnlich ist es dem AS Rom gegangen, der wahlweise „die AS Rom“ genannt wird
       oder nur „die Roma“, was vielleicht besonders weltgewandt klingt. So wie
       häufiger nur noch „Atleti“ gesagt wird, wenn Atlético Madrid spielt.
       
       Bei anderen Klubs halten sich liebgewonnene deutsche Gewohnheiten. Noch. So
       kann man etwa „AC Mailand“ durchaus noch sagen, ohne von Besserwissern
       belehrt zu werden. Aber immer öfter ist nur noch von „Milan“ die Rede, weil
       der von einem Engländer gegründete Klub von Anfang an den englischen Namen
       der italienischen Stadt getragen hat. Auch „AC Milan“ ist öfter zu hören.
       „Die AC Milan“ natürlich. Olympique Marseille ist ebenfalls noch üblich.
       Doch unweigerlich wird bald der Hinweis kommen, dass es eigentlich
       Olympique de Marseille heißt. Und der Artikel? „Der“ natürlich. Der
       Olympique de Marseille hat gegen Paris Saint-Germain mit 0:3 verloren.
       Gegen PSG. Den PSG. Da sind sich hoffentlich alle einig. Oder? FC Paris
       Saint-Germain sagt übrigens niemand. Wäre auch falsch. Korrekt heißt es
       schließlich Paris Saint-Germain FC.
       
       Es bleibt schwierig.
       
       7 Mar 2023
       
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