# taz.de -- Aufruf von Gewerkschaft Verdi: Flughafen-Warnstreiks am Freitag
       
       > Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten an deutschen Flughäfen zum
       > Arbeitskampf auf. Es geht um gleich drei separate Tarifkonflikte.
       
 (IMG) Bild: Streik der Bodenverkehrsdienste am Flughafen Hamburg im Jahr 2019
       
       BERLIN/FRANKFURT dpa/afp | Flugreisende in Deutschland müssen sich am
       Freitag auf massive Behinderungen einstellen. Grund dafür ist ein
       Streikaufruf von Verdi für mehrere Flughäfen, darunter auch die Drehkreuze
       München und Frankfurt am Main. „Aufgrund des Streiks ist mit starken
       Auswirkungen vor allem im innerdeutschen Flugverkehr von Verspätungen, über
       Ausfälle bis hin zum teilweise Erliegen des Luftverkehrs zu rechnen“,
       erklärte die Gewerkschaft in der Nacht zum Mittwoch. Die Beschäftigten der
       Betreibergesellschaften werden häufig nach den Tarifverträgen der Kommunen
       bezahlt.
       
       Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf
       Samstag enden. Hilfslieferungen zu den Erdbebenopfern in die Türkei und
       nach Syrien sollen vom Streik ausgenommen sein.
       
       Mit den nun fortgesetzten Warnstreiks wollen die Beschäftigten ihren
       Forderungen im laufenden Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und
       Kommunen Nachdruck verleihen. Bis zur zweiten Runde der Tarifverhandlungen
       am 22. und 23. Februar sind weitere Warnstreiks unter anderem in Hessen,
       Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen angekündigt.
       
       In den laufenden Tarifverhandlungen fordern Verdi und der Beamtenbund dbb
       10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5
       Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die
       Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die
       Arbeitgeber haben die Forderungen bislang zurückgewiesen.
       
       ## Drei separate Tarifkonflikte
       
       Gleich drei Tarifkonflikte werden am Freitag an den Flughäfen ausgetragen.
       Neben dem öffentlichen Dienst sind es örtliche Verhandlungen für die
       Bodenverkehrsdienste sowie eine Tarifrunde für die Luftsicherheit, in der
       bundesweit verhandelt wird.
       
       Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle sagte, bei den
       Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste herrsche [1][nach wie vor ein
       katastrophaler Arbeitskräftemangel]. Um diese Situation zu ändern, müsse
       für sie eine attraktive Lohnerhöhung erfolgen. Die Beschäftigten der
       Luftsicherheit hätten Anspruch auf eine Erhöhung der Zuschläge in den
       Manteltarifverträgen. Im „Handelsblatt“ (Mittwoch) warnte sie: „Wir
       brauchen dringend bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im
       Luftverkehr, sonst droht der nächste Chaossommer.“
       
       „Inflation, hohe Energie- und Lebensmittelpreise treiben die meisten
       Beschäftigten in eine unsichere Situation“, sagte Behle laut
       Verdi-Mitteilung und fügte hinzu: „Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre
       Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen. Sie brauchen deutlich
       mehr Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Das müssten die
       Arbeitgeber einsehen und dementsprechend reagieren.
       
       ## Hilfslieferungen ins Erdbebengebiet nicht betroffen
       
       Wegen des Streiks ist der Gewerkschaft zufolge mit starken Auswirkungen vor
       allem im innerdeutschen Flugverkehr zu rechnen – von Verspätungen, über
       Ausfälle bis hin zum teilweise Erliegen des Luftverkehrs. Behle wies darauf
       hin, [2][Hilfslieferungen für die Erdbebenopfer in die Türkei und nach
       Syrien] würden nicht bestreikt. Viele Hilfslieferungen würden zudem über
       das Zentrum für Auslandslogistik des THW in Mainz erfolgen.
       
       Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel,
       kritisierte den angekündigten Warnstreik scharf. Wenige Tage vor der
       zweiten Runde der Tarifverhandlungen setze Verdi den deutschen Luftverkehr
       einer beispiellosen Eskalation aus, sagte er. Wenn am Freitag sieben der
       größten zehn deutschen Flughäfen ganztägig bestreikt würden, habe dies
       nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun. „In unzumutbarer Weise soll ein
       ganzes Land vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden.“ Die
       Leidtragenden seien Hunderttausende Passagiere, Privat- wie
       Geschäftsreisende, zusätzlich Teile der Luftfracht und Warenlogistik.
       
       Verdi hatte im Januar bereits in zwei anderen Tarifkonflikten die Flughäfen
       in Berlin und Düsseldorf bestreikt. In der NRW-Hauptstadt ging es um einen
       neuen Abschluss beim Bodenabfertiger Aviapartner, in Berlin streikten die
       Beschäftigten der Betreibergesellschaft, der Bodenverkehrsdienste sowie die
       Luftsicherheitskontrolleure. In Berlin wurde nach dem Warnstreik eine
       Einigung erzielt.
       
       ## Luftverkehr gewerkschaftlich zersplittert
       
       Der Luftverkehr ist wegen der zersplitterten Dienstleister [3][extrem
       streikanfällig], weil viele kleine, sicherheitsrelevante Gruppen
       streikmächtig genug sind, den Betrieb lahm zu legen. Im Grunde reicht der
       Streik der Flughafenfeuerwehr, um den gesamten Betrieb stillzulegen.
       
       In der Vergangenheit haben beispielsweise die Kräfte an der
       Passagierkontrolle, die Piloten, Techniker, Flugbegleiter, Vorfeldlotsen
       oder das Bodenpersonal gestreikt. Sie werden teilweise von
       Spartengewerkschaften vertreten. Verdi hat unter anderem über den hier im
       Streit stehenden Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, nach dem viele
       Beschäftigte der Flughafengesellschaften bezahlt werden, Zugriff auf die
       Fluginfrastruktur.
       
       Der bisher letzte große Warnstreik mit ähnlichen Folgen liegt bereits
       einige Jahre zurück: Im April 2018 mussten deutschlandweit Hunderte Flüge
       annulliert werden, weil die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der
       Kommunen und des Bundes nicht vorankamen. In acht Bundesländern legten
       daher bei einem Warnstreik Zehntausende Beschäftigte die Arbeit nieder.
       Neben Flughäfen waren vielerorts auch der städtische Nahverkehr, Kitas,
       Kliniken, Verwaltungen und Hallenbäder betroffen.
       
       15 Feb 2023
       
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