# taz.de -- Tarifstreit im öffentlichen Dienst: Warnstreik lähmt Flughafenbetrieb
       
       > An zahlreichen Flughäfen haben die Beschäftigten ihre Arbeit
       > niedergelegt. Schätzungweise 300.000 Passagiere sind deutschlandweit von
       > Flugausfällen betroffen.
       
 (IMG) Bild: Ein Schild „Heute: Warnstreik“ hängt im Terminal A vom Flughafen Hannover
       
       BERLIN dpa/taz | Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi hat am
       [1][Freitagmorgen wie angekündigt die meisten großen Flughäfen] in
       Deutschland erfasst. In Frankfurt, München, Hannover, Stuttgart, Bremen,
       Hamburg und Dortmund kam durch den Ausstand der reguläre Betrieb weitgehend
       zum Erliegen.
       
       Auch an nicht bestreikten Flughäfen wie etwa Berlin kam es in Folge der
       Warnstreiks teilweise zu Einschränkungen. Verdi sprach von einem sehr
       erfolgreichen Anlauf des Warnstreiks. Nach Schätzungen des
       Flughafenverbandes ADV sind knapp 300.000 Passagiere von gut 2.340
       Flugausfällen betroffen.
       
       Mit dem Ausstand nicht nur an den Flughäfen wollen die Beschäftigten ihren
       Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen
       Nachdruck verleihen. „Wenn sich jetzt nichts tut bei der Vergütung, dann
       wird uns allen wieder ein Chaos-Sommer bevorstehen – und das müssen wir
       dringend verhindern“, sagte Verdi-Vize Christine Behle am Freitagmorgen im
       RBB-Inforadio.
       
       Die Lufthansa will den Verdi-Warnstreik möglichst schnell hinter sich
       lassen. „Wir starten am Samstag sofort wieder in den Regelbetrieb“, sagte
       ein Sprecher. Am Freitag musste die größte deutsche Fluggesellschaft rund
       1.300 Flüge absagen – nachdem sie gerade erst eine von einem Bagger
       verursachte [2][IT-Störung vom Mittwoch] überwunden hatte.
       
       ## Mindestens 500 Euro mehr Lohn
       
       Neben dem öffentlichen Dienst gibt es teils auch örtliche
       Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite
       Tarifrunde für die Luftsicherheit. „Die Kollegen sind motiviert durch die
       Existenzängste, die sie haben, durch die Entwicklung der Inflation“, sagte
       Verdi-Bundesfachgruppenleiter Sven Bergelin der dpa-Audio-Redaktion. Man
       hoffe sehr auf das Verständnis der Passagiere.
       
       Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des öffentlichen
       Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die
       rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll
       zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen
       zurückgewiesen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23.
       Februar in Potsdam geplant. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bislang nicht
       vor.
       
       Begonnen hatte der Warnstreik in der Nacht auf Freitag am Flughafen
       Hannover. Der Flughafen hat als einziger der sieben bestreikten Flughäfen
       kein Nachtflugverbot.
       
       Die Deutsche Bahn verzeichnete angesichts der Warnstreiks am Freitag ein
       leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen. Insgesamt laufe der Bahnbetrieb ruhig,
       teilte der Konzern mit. Etwas stärker belastet sind nach der
       Fahrplanauskunft die Züge zwischen Frankfurt und München – dort wird oft
       eine „außergewöhnlich hohe“ Auslastung erwartet.
       
       Der Flughafenverband ADV sprach angesichts des Warnstreiks von einer
       „beispiellosen Eskalation“. Für Passagiere setzen sich damit Chaos-Tage im
       Luftverkehr fort. Aus dem Mittelstand kommt scharfe Kritik an der
       Gewerkschaft. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Verdi seine Tarifforderungen
       auf dem Rücken der gesamten deutschen Wirtschaft auslebt“, sagte der Chef
       des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Markus Jerger. Die
       Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstandsgesellschaft MIT, Gitta Connemann,
       sagte der Bild (Freitag): „Eine Gewerkschaft darf nicht ein ganzes Land für
       ihre Interessen in Geiselhaft nehmen.“
       
       Verdi-Vizechefin Behle hatte erklärt, dass über Notdienste Hilfsflüge ins
       türkisch-syrische Erdbebengebiet vom Streik ausgenommen werden. Zudem
       könnten Hilfsgüter über den nicht bestreikten Flughafen Frankfurt-Hahn
       ausgeflogen werden. Es fällt aber auch an den sieben bestreikten Flughäfen
       eine unbekannte Zahl von Passagierflügen in die Türkei aus, die zumindest
       theoretisch Hilfsgüter als Beiladung hätten transportieren können. Für
       Freitag geplante Frachtmaschinen der Turkish Airlines und der Lufthansa
       Cargo sollen nach Auskunft der Airlines starten dürfen.
       
       Der Warnstreik läuft zum Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz, die als
       eines der wichtigsten Treffen zur Sicherheitspolitik weltweit gilt. Von der
       Aussetzung des normalen Passagierbetriebs in München seien Flüge für die
       Sicherheitskonferenz ausgenommen, betonte der Flughafen. Die Konferenz
       arbeite daran, die Anreise der Teilnehmer gewährleisten zu können. Behle
       hatte die Anreise mit der Bahn oder über den Flughafen Nürnberg empfohlen.
       
       Auch außerhalb des Flugsektors finden Warnstreiks statt. In den letzten
       Wochen hatten bereits [3][Post-Mitarbeiter:innen gestreikt], in
       Nordrhein-Westfalen zuletzt vielerorts der öffentliche Nahverkehr. In
       Berlin wird die Berlinale derzeit als Plattform für [4][Streiks von
       Kino-Angestellten] genutzt.
       
       17 Feb 2023
       
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