# taz.de -- Studie zu ukrainischen Geflüchteten: Gekommen, um zu bleiben
       
       > Seit Beginn des russischen Angriffs sind über eine Million
       > Ukrainer*innen nach Deutschland geflohen. Wie es ihnen hier ergeht,
       > zeigt eine Studie.
       
 (IMG) Bild: Ankunft von Geflüchteten aus der Ukraine in Berlin im März 2022
       
       BERLIN taz | Laut einer Studie bringen Geflüchtete aus der Ukraine gute
       Voraussetzungen mit, um am Leben in Deutschland teilzuhaben – dafür
       brauchen sie aber noch mehr Unterstützung. Das ist das [1][zentrale
       Ergebnis einer Studie], die der Mediendienst Integration am Donnerstag auf
       einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt hat. Beteiligt waren unter
       anderem das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das
       Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf).
       
       Seit Beginn des russischen Angriffskriegs wurden laut
       Bundesinnenministerium [2][bis heute rund 1,1 Millionen Geflüchtete] aus
       der Ukraine registriert, so der Mediendienst Integration. Dank der
       „Richtlinie für vorübergehenden Schutz“ können sie in Deutschland arbeiten,
       Sprachkurse besuchen und erhalten – im Gegensatz zu anderen Geflüchteten –
       Sozialleistungen nach dem SGB II.
       
       Für die Studie wurden 18- bis 70-jährige Ukrainer*innen befragt, die
       zwischen Februar und Juni 2022 nach Deutschland geflüchtet sind. Für diese
       Gruppe könne das Ergebnis verallgemeinert werden, so die Forscher*innen.
       Trotz der guten Ergebnisse der Befragung wollen sie auf vier Aspekte
       hinweisen, die „eine besondere Aufmerksamkeit seitens der Politik
       benötigen“, sagte Yuliya Kosyakova vom IAB.
       
       ## Wo braucht es noch Unterstützung?
       
       37 Prozent der Geflüchteten möchten für mehrere Jahre oder für immer in
       Deutschland bleiben, 34 Prozent bis zum Kriegsende, 2 Prozent noch für ein
       Jahr, der Rest ist unentschieden. Daher sollte nach Ansicht der
       Forscher*innen die staatliche Unterstützung auch auf einen
       längerfristigen Aufenthalt ausgerichtet werden.
       
       80 Prozent der Befragten sind Frauen – in der Ukraine gilt ein
       Ausreiseverbot für wehrpflichtige Männer. Ein Drittel der geflüchteten
       Frauen ist (vorübergehend) alleinerziehend. Viele der Frauen wollen in
       Deutschland arbeiten und haben ein hohes Bildungsniveau und
       Arbeitserfahrung.
       
       Aber ohne geeignete Kinderbetreuung sei der Zugang zu Sprachkursen und
       Arbeit erschwert, so Kosyakova. „Angesichts der Bedeutung von Arbeit und
       auch von Kontakt von Kindern zu anderen Kindern für die gesellschaftliche
       Integration sollte die Schaffung von geeigneten
       Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine hohe Priorität haben.“
       
       ## Die Sorge um Familienangehörige ist groß
       
       Im Vergleich zur deutschen Bevölkerung geht es den Geflüchteten aus der
       Ukraine psychisch schlechter, vor allem die Sorge um Familienangehörige ist
       groß. Die psychosoziale Beratung und Sorge durch Fachpersonal sei von
       zentraler Bedeutung, so Kosyakova.
       
       Viele der Geflüchteten kannten schon vor der Flucht Menschen, die in
       Deutschland wohnen. [3][Das hätte den Staat entlastet], erklärte Nina
       Rother vom Bamf. Denn 74 Prozent der Geflüchteten wohnen in privaten – und
       nicht in staatlichen – Unterkünften. 26 Prozent davon bei Familie, Freunden
       und Bekannten.
       
       „Für das Ankommen und das Einleben sind aber auch soziale Kontakte der
       Aufnahmegesellschaft besonders wichtig“, sagte Rothe. Aber laut der
       vorgestellten Studie hätten bisher nur rund 44 Prozent der Geflüchteten
       regelmäßig Kontakt zu Deutschen. Kosyakova fordert den Staat daher auf,
       mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. [4][Immerhin gaben drei Viertel
       der Befragten an, sich in Deutschland willkommen zu fühlen.]
       
       16 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://doku.iab.de/grauepap/2022/gesamtbroschuere_ukraine.pdf
 (DIR) [2] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Deutschland/!5901674
 (DIR) [3] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Deutschland/!5906862
 (DIR) [4] /Engagement-fuer-ukrainische-Gefluechtete/!5883345
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Oskar Paul
       
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