# taz.de -- Schwarzer-Wagenknecht-Demo: Demozahlenwirrwarr
       
       > Mindestens 50.000 Menschen hätten an der Berliner Kundgebung von Alice
       > Schwarzer und Sahra Wagenknecht teilgenommen, behauptet die „Emma“.
       > Stimmt das?
       
 (IMG) Bild: Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer auf der Demo. Über die Anzahl der Demonstrierenden gibt es unterschiedliche Meinungen
       
       Dass Medien unter Berufung auf Polizeiangaben die Zahl der
       Teilnehmer:innen an [1][der von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht
       organisierten Berliner Kundgebung „Aufstand für Frieden“] mit 13.000
       angegeben haben, sei „schlicht lächerlich“, empört sich die von Schwarzer
       herausgegebene Zeitschrift EMMA in ihrer Onlineausgabe am 26. Februar.
       Damit erreiche „die Manipulation der Fakten einen einsamen Höhepunkt“.
       Denn, so EMMA: „Schon auf den Fotos, sowie nach ersten Schätzungen und
       mathematischen Berechnungen waren es mindestens 50.000 TeilnehmerInnen.“ 
       
       ## Richtig ist:
       
       Wie bei Demonstrationen üblich, entsprechen weder die Veranstalterinnen-
       noch die Polizeiangaben der Realität. Zur Überprüfung gibt es ein
       hilfreiches Tool mit dem Namen [2][„Map Checking“], mit dem sich berechnen
       lässt, wie viele Menschen an einer Kundgebung teilgenommen haben. Dazu muss
       man die Größe der Fläche definieren, auf der sie sich aufgehalten haben,
       und wie eng sie beieinander standen.
       
       Die Schwarzer-Wagenknecht-Kundgebung fand vor dem Brandenburger Tor auf der
       Straße des 17. Juni statt. EMMA behauptet, sie hätte „bis fast zur
       Siegessäule“ (2 Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt) gereicht. Das ist
       eindeutig falsch. Die Kundgebung reichte nur bis zum Sowjetischen Ehrenmal
       (400 Meter), wobei es sich dort schon sehr ausgedünnt hatte.
       
       Gut gefüllt war es bis zu Gerhard Marcks' „Der Rufer“-Statue (280 Meter).
       Vor-Ort-Beobachtungen der taz ergaben: Vor der Bühne war es sehr eng, dann
       lockerte es sich peu à peu auf. Je nachdem, welche Dichte an welcher Stelle
       man veranschlagt, ergibt das eine Teilnehmer:innenzahl zwischen etwa
       22.000 und 29.000.
       
       In einer gemeinsamen Erklärung behaupten Schwarzer und Wagenknecht, „die
       größte Friedenskundgebung in Deutschland seit vielen Jahren“ organisiert zu
       haben. Wie man auch zählt: Das ist, freundlich formuliert, grober Unfug.
       Aber woher sollten die beiden auch wissen, wieviele vor einem Jahr in
       Berlin gegen den Ukraine-Krieg demonstriert haben?
       
       Am 27. Februar 2022 war die Straße des 17. Juni tatsächlich vom
       Brandenburger Tor bis zur Siegessäule voll Demonstrant:innen. Mindestens
       100.000 seien es gewesen, schätzte die Polizei, die Veranstalter sprachen
       von 500.000 Menschen. Schwarzer und Wagenknecht waren nicht dabei.
       
       4 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kundgebung-Aufstand-fuer-Frieden/!5918192
 (DIR) [2] https://www.mapchecking.com/
       
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 (DIR) Pascal Beucker
       
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