# taz.de -- Wagenknecht kandidiert nicht mehr für Linke: „Reisende soll man nicht aufhalten“
       
       > Sahra Wagenknecht hat angekündigt, nicht mehr für die Linkspartei für den
       > Bundestag zu kandidieren. Die ersten Reaktionen aus ihrer Partei fallen
       > trocken aus.
       
 (IMG) Bild: Sahra Wagenknecht entfernt sich weiter von der Linkspartei
       
       BERLIN dpa | Die Linken-Vizechefin Katina Schubert hat kühl auf die
       Ankündigung der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht reagiert, nicht
       mehr für die Linke zu kandidieren. „Politik macht sie schon lange nicht
       mehr für die Linke“, sagte Schubert der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
       „Sie arbeitet schon lange auf eigene Rechnung. Ihr Geschäftsmodell ist,
       gegen die Partei zu hetzen, ihr ganzes Buch basiert darauf. Ich sag's mal
       so: Reisende soll man nicht aufhalten.“
       
       Wagenknecht hatte am Freitagabend bekannt gemacht, dass sie nicht mehr für
       die Linke für den Bundestag antritt. In der Linken eckte sie mit
       Parteikritik in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ an sowie mit abweichenden
       Positionen zu Themen wie Migration, Corona und Ukraine-Krieg. Mit einem
       „Manifest für Frieden“ und einer Großdemo in Berlin hat Wagenknecht zuletzt
       Tausende mobilisiert. Sie hat angedeutet, möglicherweise Teil einer
       Parteineugründung zu werden.
       
       Dazu sagte Schubert, die auch Berliner Landesvorsitzende ist: „Ehrlich
       gesagt, ich glaube da nicht dran, weil, das ist ihr viel zu viel Arbeit,
       nachdem sie gesehen hat, wie sie mit (der Bewegung) ‚Aufstehen‘ auf den
       Bauch gefallen ist. Aber selbst wenn es so ist, dann ist es so.“
       
       Wagenknecht habe für die „programmatische Entwicklung“ der Linken schon
       lange keine Rolle mehr gespielt. „Sondern ihr Geschäftsmodell ist, von der
       Seitenlinie Leute zu diffamieren und schlecht zu machen“, sagte Schubert.
       „Insofern: Eine Klärung würde vielleicht manches leichter machen.“
       
       Wagenknecht sitzt seit 2009 für die Linke im Bundestag und zog 2021 erneut
       über die Landesliste Nordrhein-Westfalen ins Parlament ein. Schubert sagte:
       „Ich glaube, sie wäre in Nordrhein-Westfalen auch nicht wieder aufgestellt
       worden.“ Wagenknecht habe dort ihr Büro geschlossen und Ressourcen
       zurückgezogen. „Sie hat ja damit deutlich gemacht, dass sie mit dieser
       Partei nichts mehr zu tun haben will.“
       
       Wagenknecht hat sich zu ihren Zukunftsplänen noch nicht öffentlich
       festgelegt. Der „Rheinpfalz“ sagte sie, sie wolle sich nach Ablauf der
       Legislaturperiode entweder aus der Politik zurückziehen und als Publizistin
       und Buchautorin arbeiten, „oder es ergibt sich politisch etwas Neues“. Zur
       möglichen Parteineugründung sagte sie der Zeitung nur: „Darüber wird an
       vielen Stellen diskutiert.“
       
       ## Wissler: Spekulationen um neue Partei nicht hilfreich
       
       [1][Linke-Chefin Janine Wissler] hat sich kritisch zu den Spekulationen um
       die Gründung einer neuen Partei durch die Bundestagsabgeordnete Sahra
       Wagenknecht geäußert. Die Linke habe „ein gutes Programm, wir haben
       wichtige Ziele und das Kokettieren mit neuen Parteien finde ich da nicht
       hilfreich“, sagte Wissler am Samstag am Rande eines außerordentlichen
       Parteitags der hessischen Linke in Wetzlar. Zugleich machte sie deutlich,
       sie kenne „keine genauen Pläne“ und „keine Bestrebungen dahingehend“.
       
       Wissler hatte sich zuletzt wiederholt von einer kürzlich von Wagenknecht
       und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer organisierten [2][“Aufstand für
       Frieden“-Demonstration] distanziert. Die Teilnehmer daran kamen aus
       verschiedenen politischen Richtungen, nach AfD-Angaben waren auch
       zahlreiche ihrer Mitglieder vor Ort.
       
       Am Samstag erklärte Wissler dazu: „Grundsätzlich finde ich das richtig und
       wichtig, dass Menschen auf die Straße gehen, um für Frieden zu
       demonstrieren, um deutlich zu machen, man ist solidarisch mit der
       ukrainischen Bevölkerung, und man fordert Friedensverhandlungen, das ist
       absolut notwendig.“ Das Eintreten für Frieden und Verhandlungen sei auch
       „keine Parteinahme für Putin.“ Immer mehr Menschen stellten sich die Frage,
       „ob immer mehr und schwerere Waffen diesen Krieg beenden“.
       
       4 Mar 2023
       
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