# taz.de -- Repressionen in Afghanistan: Taliban stoppen auch NGO-Schulen
       
       > Nach den Einschränkungen der Bildung für Mädchen und Frauen verbieten die
       > Taliban jetzt auch Hilfsorganisationen entsprechende Programme.
       
 (IMG) Bild: Kabul, am 25. März: Schulmädchen am ersten Schultag
       
       BERLIN taz | Die Taliban drehen in Afghanistan weiter an der
       Verbotsschraube. Das Bildungsministerium ordnete jetzt an, in den
       Südprovinzen Kandahar und Helmand alle nichtstaatlichen Bildungsaktivitäten
       zu stoppen. Das soll gelten, bis Differenzen bei der Führung der
       betreffenden Einrichtungen ausgeräumt und ein „nationaler Konsens“
       hergestellt sei.
       
       Angeblich habe es Beschwerden gegeben. Eine vom Bildungsministerium
       ausgewählte Delegation soll jetzt alle diese Einrichtungen untersuchen. Wer
       genau betroffen ist, bleibt nebulös.
       
       Das im Taliban-Schreiben verwendete Wort „muasesat“ bedeutet allgemein
       „Institutionen“, wird im Alltag aber vor allem für
       Nichtregierungsorganisationen (NGOs), manchmal auch für die UNO gebraucht.
       Betroffen sein dürfte also vor allem die sogenannte gemeinschaftsbasierte
       Bildung. Das sind entweder Schulen in Gebieten, die das staatliche
       Bildungssystem nicht erreicht, außerschulische Lernzentren oder Kurse, in
       denen während des 20-jährigen letzten Krieges versäumte Schuljahre
       nachgeholt wurden, und oft in lokaler Privatinitiative entstanden.
       
       Finanziert werden diese Institutionen häufig von der UNO und afghanischen
       wie internationalen NGOs, die dort oft auch Lebensmittel oder Milch an die
       Schüler*innen verteilen.
       
       ## Lernen Jungen und Mädchen bei NGOs im gleichen Raum?
       
       Dass manchmal Jungen und Mädchen im selben Gebäude lernen, ist wohl ein
       Grund für die Beschwerden. Sie dürften aber eher von Taliban-nahen
       Geistlichen stammen. Taliban-Quellen nennen zudem mangelnde Transparenz und
       Korruption.
       
       In seiner Botschaft zum nahen Ende des Ramadan schreibt Taliban-Chef
       Hebatullah Achundsada: „Die schlechten intellektuellen und moralischen
       Auswirkungen der 20-jährigen Okkupation enden jetzt.“
       
       Dank der Registrierung der Vorgängerregierung zwecks Besteuerung von NGOs
       haben die Taliban einen guten Überblick über diesen Bereich. Allein in
       Kandahar gebe es 400 bis 500 solcher Schulen und Kurse für 20.000 Kinder;
       landesweit seien 118 afghanische und 60 ausländische NGOs in diesem Bereich
       tätig.
       
       Das UN-Kinderhilfswerk Unicef betreibt nach eigenen Angaben landesweit
       5.000 Nachholkurse, die zur Hälfte von Mädchen besucht würden.
       
       ## UNO überprüft noch ihre Aktivitäten in Afghanistan
       
       Offenbar will der Führung um den ultrakonservativen Taliban-Chef, der in
       Kandahar sitzt, erst in der eigenen Hochburg aufräumen. Er hat bereits
       Mädchen ab Klasse 7 den Zugang zu Schulbildung, jungen Frauen zu
       Universitäten und vielen Frauen Lohnarbeit verboten.
       
       Auch das jüngste Arbeitsverbot für afghanische Frauen bei der UNO begann in
       einer Provinz, bevor es landesweit ausgedehnt wurde. Seitdem [1][überprüft
       die Weltorganisation ihre gesamte Tätigkeit in Afghanistan].
       
       18 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Ruttig
       
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