# taz.de -- Gewalteskalation in Nahost: Israel schießt zurück
       
       > Nachdem nach israelischen Angaben die Hamas Raketen vom Südlibanon und
       > Gazastreifen aus auf Israel abfeuerte, übt dessen Militär Vergeltung.
       
 (IMG) Bild: Eine Israelin schaut sich die Schäden in ihrem Haus in Sderot nach dem Raketenbeschuss an
       
       JERUSALEM/GAZA rtr | Im Westjordanland sind nach israelischen Angaben am
       Freitag zwei Israelinnen bei Schüssen auf ihr Auto getötet worden. Das
       Fahrzeug war nach Militärangaben in dem von Israel besetzten
       Palästinenser-Gebiet unterwegs. An einer Kreuzung in der Nähe der jüdischen
       Siedlung Hamra sei auf das Auto geschossen worden. Soldaten seien zu einem
       Autounfall gerufen worden, an dem ein israelisches und ein
       palästinensisches Fahrzeug beteiligt gewesen seien. Auf das Auto mit drei
       israelischen Frauen sei geschossen worden, erklärte das Militär. „Soldaten
       riegeln die Wege neben dem Schauplatz des Schussangriffs ab. Die Verfolgung
       der Terroristen hat begonnen.“
       
       Zuvor hatte die israelische Luftwaffe als Vergeltung für der Hamas
       zugeschriebene Raketenangriffe Ziele im Gazastreifen und im Südlibanon
       beschossen. In der Nacht zu Freitag waren in mehreren Teilen des
       Gazastreifens laute Explosionen zu hören. Nach israelischen Angaben wurden
       Tunnel und Waffenfabriken der radikal-islamischen Hamas getroffen, die seit
       Jahren den an den Süden Israels grenzenden Gazastreifen kontrolliert.
       
       Das israelische Militär teilte mit, es habe am frühen Morgen auch drei
       Ziele der Hamas im Südlibanon angegriffen, der nördlich von Israel liegt.
       Es habe darauf reagiert, dass die Hamas 34 Raketen vom Libanon aus auf den
       Norden Israels abgefeuert habe.
       
       Die Hamas, die international als Terrororganisation eingestuft wird,
       protestierte gegen den israelischen Beschuss. Den Angriffen vorausgegangen
       waren [1][Zusammenstöße zwischen israelischer Polizei und Palästinensern
       auf dem Tempelberg] in Jerusalem.
       
       Im Südlibanon berichteten Anwohner in der Umgebung des palästinensischen
       Flüchtlingslagers Raschidijeh bei Tyros von drei lauten Explosionen. Aus
       libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff habe ein kleines
       Gebäude auf einem Acker in der Nähe des Gebietes getroffen, von wo aus die
       Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Nach Angaben der libanesischen
       Zivilverteidigung gab es keine Verletzten.
       
       ## Israel: 25 von 34 Raketen abgefangen
       
       Nach israelischen Militärangaben wurden 34 Raketen vom Südlibanon aus gen
       Israel abgefeuert, 25 von ihnen seien vom Luftverteidigungssystem
       abgefangen worden. Es war der schwerste Angriff dieser Art seit 2006, als
       Israel einen Krieg gegen die schwer bewaffnete Hisbollah im Libanon führte.
       
       Diese mächtige schiitische Miliz, die von Israels Erzfeind Iran unterstützt
       wird, wird zwar nicht für die jüngsten Angriffe auf Israel verantwortlich
       gemacht, sondern die Hamas. Sicherheitsexperten gehen aber davon aus, dass
       die Hisbollah ihr Einverständnis für den Hamas-Angriff von libanesischem
       Boden aus gegeben hat.
       
       „Es ist kein Hisbollah-Beschuss, aber es ist schwer zu glauben, dass die
       Hisbollah nichts davon wusste“, schrieb Tamir Hayman, ein ehemaliger Chef
       des israelischen Militärgeheimdienstes, auf Twitter.
       
       Der libanesische Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte alle
       Militäreinsätze von seinem Land aus, da sie die Stabilität bedrohten. Die
       Hisbollah äußerte sich zunächst nicht.
       
       ## Bisher keine Berichte über Opfer der Luftangriffe
       
       Im Gazastreifen reagierte die Hamas auf die israelischen Luftangriffe mit
       Raketensalven. In israelischen Ortschaften im Grenzgebiet heulten darauf
       die Sirenen. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.
       
       „Israels Reaktion heute Nacht und später wird unseren Feinden einen
       erheblichen Preis abverlangen“, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
       nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts.
       
       Die Hamas verurteilte den Angriff auf libanesisches Gebiet in der Nähe von
       Tyros. „Die zionistische Besatzung ist voll verantwortlich für die schwere
       Eskalation und die ungeheuerliche Aggression gegen den Gazastreifen und für
       die Folgen, die dies für die Region haben wird.“
       
       Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte vor der Presse, der Einsatz
       sei für den Moment vorbei. „Niemand will jetzt eine Eskalation“, sagte er.
       „Ruhe wird mit Ruhe beantwortet, denke ich – zumindest in den kommenden
       Stunden.“
       
       Den Text haben wir am 7. April um 15.15 Uhr aktualisiert.
       
       7 Apr 2023
       
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