# taz.de -- Lionel Messi bei PSG suspendiert: Reisen mit Risiko
       
       > Der Weltfußballer und saudische Tourismusbeauftragte Messi wird von
       > katarischen Fußballbeauftragten bei PSG suspendiert. Sein Weggang ist
       > besiegelt.
       
 (IMG) Bild: Testimonial in der Bredouille: Lionel Messi, Weltmeister und Werbefigur
       
       Es sind tolle Bilder, die da aus Saudi-Arabien um die Welt gehen. Lionel
       Messi mit Frau und Kindern beim Flechten von Palmenblättern, dem Streicheln
       einer Gazelle oder beim Brettspiel in der [1][schicken Hotelanlage.]
       Familienurlaub am Persischen Golf. Nur, dass er eigentlich gerade nicht
       Urlaub hat.
       
       Stattdessen entfernte er sich am Montag und Dienstag unerlaubt von seinen
       Pflichten bei Paris St. Germain. So sehen sie es jedenfalls beim
       französischen Hauptstadtklub, wo sie den siebenfachen Weltfußballer daher
       laut übereinstimmender Medienberichte suspendiert haben. Einfach so, wie
       einen dahergelaufenen Straßenkicker. Zwei Wochen muss er dem Team
       fernbleiben, die Spiele gegen Troyes und Ajaccio auslassen und
       Gehaltseinbußen von rund 1,5 Millionen Euro in Kauf nehmen.
       
       Sein Konto wird es überleben; von den Saudis kassiert er für den Nebenjob
       als Tourismusbotschafter angeblich 25 Millionen Euro pro Jahr. Seine
       Reputation dürfte auch intakt bleiben – wo ihr doch der Sponsorendeal mit
       dem unter Menschenrechtsaspekten höchst bedenklichen Königreich bisher so
       wenig anhaben konnte wie das Engagement beim nur etwas besser beleumundeten
       katarischen Staat, Eigentümer des PSG. [2][Und Troyes? Ajaccio?] Das alles
       wird Messi sowieso bald nur noch wie eine düstere Fata Morgana vorkommen.
       
       Denn der Superstar ist sowieso auf dem Absprung. Die Familie ist nie so
       recht heimisch geworden seit dem Wechsel 2021 aus Barcelona, der ja von
       vornherein etwas Erzwungenes hatte, weil ihn sich sein Lebensklub nicht
       mehr leisten konnte. Messi gab sich zwar gewisse Mühe, die Ligue 1 spannend
       zu finden und zwischen den Egos von Neymar und Kylian Mbappé zu vermitteln.
       Aber einen auch nur annähernd so engagierten Eindruck wie bei seinem
       WM-Bravourstück mit Argentinien machte er nicht.
       
       ## 20 Tore, 19 Torvorlagen
       
       Die Verhandlungen um eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags
       stockten schon lange und galten als praktisch tot. Und so nutzten die
       Kataris jetzt Messis Testimonial-Reise zu einem politischen Rivalen dafür,
       um das mäßig überzeugende Duett mit einem Tusch aus der eigenen Kapelle zu
       beenden.
       
       Auch mit Messi hat der PSG nicht die Champions League gewonnen oder
       verführenden Fußball gespielt. Mit Messi oder erst recht mit Messi hat er
       den Eindruck einer völlig unbalancierten Mannschaft gemacht, in der
       Weltstars neben Mitläufern agieren. Die Pariser Fans pfiffen ihn des
       öfteren aus, trotz 20 Tore und 19 Torvorlagen in dieser Saison, allein gilt
       er als Sinnbild für einen Verein, der dieser Tage mal wieder besonders
       derangiert daherkommt.
       
       Trainer Christophe Galtier wird von Rassismusvorwürfen aus seinem
       ehemaligen Klub Nizza heimgesucht, und auf dem Platz wird in einem zähen
       Saisonfinish fast mehr verloren als gewonnen. Selbst die Meisterschaft ist
       fünf Spieltage vor Schluss bei nur noch fünf Punkten Vorsprung in Gefahr –
       wenn Paris so weiterkickt wie beim blamablen 1:3 am Sonntag gegen Lorient.
       
       Danach strich die Teamleitung unter dem Druck des empörten Umfelds die
       freien Tage, für die Messi laut der Version seiner Entourage den
       Arabien-Trip angemeldet hatte. Schon zweimal habe er diesen wegen
       ungünstiger Stimmungslage verschoben, so nach dem Champions-League-Aus
       gegen die Bayern. Eine erneute Stornierung der Reise sei aber keine Option
       gewesen, heißt es, denn bald werden die hohen Sommertemperaturen am Golf
       keinen seriösen Tourismusbotschafterauftritt mehr erlauben. Vom kurzfristig
       anberaumten Training in Paris habe Messi erst über den Wolken erfahren.
       
       Bloß weg also, bald auch ganz. In Barcelona träumen sie von seiner
       Rückkehr, die Verhandlungen laufen seit Monaten, hängen allerdings
       neuralgisch am selben Schuldenproblem des Vereins, das damals seinen Abgang
       einleitete. Alternativen wären die amerikanische MLS, in der Messi schon
       vor Jahren ein Faible für den David-Beckham-Klub Inter Miami zugab. Oder
       halt die Saudis, die ihm bisher ja letztlich nur Peanuts zahlen. Der alte
       Rivale Cristiano Ronaldo kassiert bei Al-Nassr rund 200 Millionen Euro pro
       Saison, für Messi würden sie wohl bis auf das Doppelte gehen.
       
       3 May 2023
       
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