# taz.de -- Klimaaktivist:innen besetzen Hörsäle: Vermummt und unaufgeregt
       
       > An der Bremer Uni besetzen Klimaaktivist:innen seit Sonntag einen
       > Hörsaal. Es ist eine von rund 20 Aktionen an Hochschulen in Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Der besetzte Hörsaal kann von hier aus nicht weit sein: Campus der Universität Bremen
       
       BREMEN taz | Am Dienstag in den frühen Morgenstunden begann die Besetzung:
       An der Uni Bremen halten Aktivist:innen der Umweltgruppe „EndFossil:
       Occupy“ einen Hörsaal seither besetzt. Ein Kicker, Sofas und Sessel und
       zwei Lautsprecher stehen darin herum. Mit einigem Abstand sitzen
       Studierende am Donnerstag hier beisammen. Die Besetzer*innen wollen nun
       ihre Forderungen verkünden. Einer der Besetzer schlägt auf eine große
       Trommel. „Wir beginnen nun!“, ruft er der Menge zu.
       
       Nicht nur in Bremen, auch in Hamburg und nach eigenen Angaben weltweit sind
       derzeit Schulen und Universitäten durch „[1][EndFossil: Occupy]“-Gruppen
       besetzt. Allein in Deutschland sind derzeit rund 20 Campusse betroffen.
       
       Während der Besetzung in Bremen haben die Aktivist*innen Vorträge,
       Gesprächsrunden und Aktionstrainings organisiert. „Wir machen das so lange,
       bis wir zufrieden sind“, sagt eine Sprecherin der Gruppe, Malin Zimmer, die
       nicht wirklich so heißt. Ihren echten Namen will sie nicht in der Zeitung
       lesen, da die Gruppe [2][Repressionen gegen Klimaaktivist*innen]
       befürchtet. „Klimaaktivist*innen werden vermehrt kriminalisiert und wir
       schützen uns entsprechend“, sagt sie auch mit Blick auf den Umgang mit
       Aktivist*innen der [3][Letzten Generation].
       
       Nacheinander treten die Aktivist*innen ans Mikrofon und verkünden ihre
       Forderungen. Sie sind alle vermummt, tragen Mützen, Coronamasken und
       Halstücher. Nach jeder Rede applaudieren die rund 70 Studierenden, die den
       Forderungen zuhören.
       
       Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit will die Gruppe zusammen denken,
       deswegen fordert sie beispielsweise auch einen kostenfreien Nahverkehr für
       Bremen, die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Mitspracherechte für
       Studierende in den Entscheidungsgremien der Universität. Außerdem tritt die
       Gruppe für mehr Freiräume für Studierende ein. Erst im Winter wurde das von
       Studierenden selbst errichtete und verwaltete GW3 von der Uni abgerissen.
       „Da, wo studentischer Freiraum abgebaggert wird, entsteht neuer
       studentischer Freiraum“, sagt Zimmer.
       
       Das Rektorat der Uni Bremen bezeichnet die Proteste der Studierenden als
       legitim. Räumungsmaßnahmen seien derzeit nicht geplant. Die
       Besetzer*innen selbst stehen dem Rektorat aber eher ablehnend
       gegenüber. So kritisiert eine der Aktivist*innen in ihrer Rede, dass
       die Uni sich die [4][Klimaproteste] lediglich für ihr Image zu eigen machen
       wolle. „Wir machen diese Aktion nicht für Verhandlungen mit dem Rektorat,
       sondern für die Politisierung der Studierendenschaft und um Bündnisse zu
       schmieden“, sagt Zimmer.
       
       Die Kanzlerin der Uni Bremen, Frauke Meyer, ist auch zur Besetzung
       gekommen. Dass die Besetzer*innen nicht verhandeln wollen, hat sie zur
       Kenntnis genommen: „In dem gewünschten Ausmaß können wir die Forderungen
       der Besetzer*innen nicht umsetzen, viele Forderungen gehen weit über
       das hinaus, wofür wir als Universität Bremen zuständig sind“, sagt sie. Die
       Besetzung erfahre in ihrer Wahrnehmung nur bedingt Zuspruch unter der
       Studierendenschaft.
       
       Das scheint auf Hamburg auch ein Stück weit zuzutreffen. Ohnehin zeigt sich
       hier ein ähnliches Bild: „Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit,
       Demokratisierung“ steht auf einem Transparent, das im Hörsaal hängt. Rund
       35 Aktivist*innen halten den Raum seit Mittwochmittag besetzt. Die
       Tischtennisplatte bleibt am Donnerstagvormittag zusammengeklappt in der
       Ecke stehen, während die Besetzer*innen gemütlich in einem Sitzkreis
       sitzen.
       
       Zu lesen ist vom Eingang aus auch, dass Menschen, die das „linke Vokabular“
       nicht beherrschen, willkommen sind. Die Resonanz bleibt trotzdem
       überschaubar, die Stimmung ist unaufgeregt.
       
       5 May 2023
       
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