# taz.de -- Norddeutsche Basketballteams: Ene mene mu, raus bist du
       
       > Zwei norddeutsche Basketballmannschaften haben es in die Playoffs
       > geschafft: EWE Baskets Oldenburg und BG Göttingen.
       
 (IMG) Bild: Der Spieler Rayshaun Hammonds soll der BG Göttingen in den Playoffs Punkte bringen
       
       HAMBURG taz | Playoff-Basketball ist anders: lauter, emotionaler, tougher.
       Und anders als in der regulären Saison hat ein Team nicht 34 Spiele, von
       denen es versucht, möglichst viele zu gewinnen, sondern fliegt ganz aus dem
       Kampf um die Meisterschaft, wenn es in einer Serie gegen ein gegnerisches
       Team nicht dreimal gewinnen kann.
       
       [1][In der Basketballbundesliga (BBL) starten die Playoffs in diesen
       Tagen]. Mit dabei sind zwei Teams aus dem Norden. Die EWE Baskets
       Oldenburg, die Vierter am Ende der regulären Spielzeit waren und die BG
       Göttingen, die auf dem sechsten Platz landeten. Die anderen beiden
       Nord-Teams, Hamburg und Braunschweig, verpassten punktgleich auf dem 14.
       und 15. Platz die sogenannte Postseason und haben damit bereits
       Sommerurlaub.
       
       Oldenburg hingegen kann berechtigt auf ein Weiterkommen in die zweite Runde
       hoffen. Der Gegner MHP Riesen Ludwigsburg, fünfter Platz, hat in dieser
       Saison in drei Spielen drei Mal gegen Oldenburg verloren. Die Ergebnisse
       waren allerdings knapp und hätten durchaus anders lauten können. Trainer
       Pedro Calles, in seiner ersten Saison bei Oldenburg, lehnt deshalb den
       Favoritenstatus ab: „Darüber zu reden, der Favorit zu sein, wäre schon der
       erste Fehler.“
       
       Er erwartet eine große Herausforderung für sein Team: „Wir müssen darauf
       achten, uns nicht einen Augenblick auszuruhen.“ Ludwigsburg ist seit Jahren
       bekannt für seine sehr aggressive, energetische Verteidigung und die vielen
       Dreierwürfe. Diese Saison ist für die Riesen aber eine der schwächeren der
       letzten Jahre gewesen.
       
       ## Das letzte Jahr lief schlecht für Oldenburg
       
       Calles – in Spanien aufgewachsen – ist nach zwei Saisons bei Rasta Vechta
       und zwei Jahren in Hamburg, in denen seine Mannschaften meistens sang- und
       klanglos aus den Playoffs flogen, nun in Oldenburg bei einem der stärkeren
       Clubs der Liga angelangt.
       
       Der Verein war in den 1960er-Jahren Gründungsmitglied der BBL, spielte in
       den Jahren danach aber kaum in der höchsten Spielklasse. Seit 2000
       allerdings, als der Wiederaufstieg gelang, war die Mannschaft sehr
       erfolgreich und konnte 2009 sogar den Titel holen.
       
       In den meisten anderen Saisons fand sich Oldenburg unter den besten fünf
       Teams wieder. Nicht so letztes Jahr: die Baskets kämpften gegen den Abstieg
       und landeten am Ende auf dem elften Platz. Mit vielen neuen Spielern und
       dem neuen Trainergespann lief es diese Saison deutlich besser.
       
       Bei Göttingen sieht das alles anders aus. Die BG gehört zu den Teams mit
       den kleinsten Budgets der Liga. Das Team spielt in einer Mehrzweckhalle,
       die es sich mit einem Gymnasium für den Schulsport teilt und die bald zu
       klein sein wird, um die BBL-Regularien zu erfüllen. Der Verein kann wegen
       seiner Finanzen Leistungsträger selten länger als ein Jahr halten, sehr zur
       Unzufriedenheit von Trainer und sportlichem Leiter Roel Moors. Es ist ein
       Problem, mit dem viele Bundesligisten kämpfen.
       
       Nach ihrem ersten Aufstieg in die BBL 2007 gab es einige erfolgreiche
       Saisons. Unter anderem konnte der Verein 2010 den europäischen Wettbewerb
       EuroChallenge gewinnen, bevor er 2012 abstieg und die Trägergesellschaft
       insolvent war. Unter neuer Trägerschaft gelang 2014 der Wiederaufstieg.
       Seitdem landete Göttingen in jeder Saison irgendwo zwischen den Abstiegs-
       und Playoff-Plätzen.
       
       ## Die Erwartungen sind niedrig
       
       Dieses Jahr konnten die Göttinger positiv überraschen. Moors, ehemaliger
       belgischer Nationalspieler, hatte bereits vor der Saison [2][das ehrgeizige
       Ziel der Playoffs verkündet]. Hätte sein Team nicht die letzten zwei
       Saisonspiele verloren, wäre es sogar auf dem 5. Platz gelandet.
       
       „Am Ende müssen wir zufrieden sein“, sagt Moors deshalb auch. Denn statt
       Oldenburg wartet nun Bayern München auf seine Mannschaft. München ist seit
       vielen Jahren ein Powerhouse in der BBL, hat ein großes Budget und einen
       tiefen Kader. Auch wenn die Münchner dieses Jahr immer wieder strauchelten,
       hält Göttingen die absolute Außenseiterrolle.
       
       Entsprechend gering sind die Erwartungen bei Moors. „Wir werden alles
       versuchen, um ein Spiel zu holen. Es ist schwierig, aber die Spieler müssen
       zuerst genießen, was sie erreicht haben und auch genießen, dass sie jetzt
       noch nicht spielen.“ Das sollten sie auch, da das Team in der nächsten
       Saison voraussichtlich sehr anders aussehen wird, angefangen bei Moors,
       dessen Vertrag ausläuft. Es gibt Spekulationen, dass er nach Ludwigsburg
       gehen wird.
       
       Für [3][Göttingen] sind die Playoffs nach Jahren der soliden Mittelklasse
       ein Highlight. Für Oldenburg sind sie eine Rückkehr zur Form, die – wie
       Verein und Trainer Calles hoffen – hoffentlich nur ein erster Schritt in
       einer langfristigen Entwicklung ist.
       
       14 May 2023
       
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