# taz.de -- Debatte über TikTok-Verbot in den USA: Das Wichtige bleibt im Dunkeln > In den USA grassiert die Angst vor der Videoplattform TikTok. Bei allem, > was man weiß, gibt es tatsächlich eine Gefahr chinesischer > Desinformation. (IMG) Bild: Spionage-Werkzeug oder gezielte Desinformation aus Peking? Das Misstrauen gegen TikTok ist groß Es ist ein bisschen ironisch: Ausgerechnet in den USA, die weltweit eine der umfassendsten Infrastrukturen zur digitalen Überwachung von Bürger:innen aufgebaut haben, grassiert die Angst vor Tiktok. Aus Sorge unter anderem darüber, dass über die Videoplattform Daten von US-Bürger:innen an die chinesische Regierung fließen. Der [1][US-Bundesstaat Montana] etwa verbietet ab 2024 das Anbieten – nicht die Nutzung, das wäre auch kaum möglich – der App. Influencer:innen klagen nun gegen das Verbot. Nun könnte man sagen: Die Sorge ist in den USA so groß, weil sie wissen, was technisch und geheimdienstlich möglich ist. Mag sein. Doch es geht bei Tiktok nicht nur um die Angst vor Überwachung. Denn rational betrachtet hat die chinesische Regierung sicher Interesse an den persönlichen Daten einzelner politisch oder gesellschaftlich wichtiger Persönlichkeiten. Aber kaum an denen der breiten Masse. Auch wenn sich nicht sicher sagen lässt, wie genau der chinesische Staat [2][Tiktok] und andere Digitalunternehmen für seine Zwecke nutzt, liegt ein Interesse nahe: die Beeinflussung der öffentlichen Meinung auch außerhalb Chinas. So haben beispielsweise im vergangenen Jahr Recherchen von NDR, WDR und „Tagesschau“ gezeigt, wie die Plattform Inhalte herausfiltert. Unter anderem „Sex“, „schwul“ und „LGBTQI“ gehören zu den Wörtern, die dazu führen, dass Kommentare blockiert werden. Nutzer:innen umgehen die Filter teils durch kreative Abwandlungen der Schreibweise, aber das ändert nichts am grundsätzlichen Problem. ## Nur die Spitze des Eisbergs Denn was auffällt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Was weitgehend im Dunkeln bleibt: Wie stark pushen Tiktoks Algorithmen Inhalte oder halten sie zurück und welche sind das? Wie eng ist die Verbindung zwischen dem Mutterkonzern ByteDance und der chinesischen Regierung? Wie ernsthaft geht das Unternehmen gegen [3][Desinformation] vor? Was daher nötig wäre: umfassende Vorgaben für Transparenz. Am besten gleich für Plattformen aus allen Ländern. 21 May 2023 ## LINKS (DIR) [1] /TIkTok-Verbot-in-den-USA/!5935655 (DIR) [2] /Angst-vor-TikTok/!5921307 (DIR) [3] /Anhoerung-im-US-Kongress/!5924102 ## AUTOREN (DIR) Svenja Bergt ## TAGS (DIR) TikTok (DIR) KP China (DIR) Desinformation (DIR) USA (DIR) Frauen-Fußball-WM 2023 (DIR) Repression (DIR) USA (DIR) G7-Gipfel (DIR) TikTok (DIR) TikTok ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Die WM bei Tiktok: Alles super! Die Fifa hat sich mit der Social-Media-Plattform Tiktok verbandelt. Ein Ausflug in eine Welt, in der die gute Laune regiert – und Ken Jebsen. (DIR) Chinas repressives System gegen Promis: Außenminister, 57 Jahre, vermisst Chinas Spitzendiplomat Qin Gang ist seit drei Wochen verschwunden. Selbst bei Pflichtterminen war er nicht da. Ein pikantes Gerücht macht die Runde. (DIR) US-Schuldenobergrenze: „Produktiv“, aber ergebnislos Den USA droht die Zahlungsunfähigkeit. Die Regierung muss einen Kompromiss mit den Republikanern finden. Ein Treffen zwischen Biden und McCarthy blieb ergebnislos. (DIR) Abschluss des G7-Gipfels: Kritische Töne gegen China Keine "Abkoppelung" von China, aber weniger Abhängigkeiten: Die G7 üben sich in Distanz zu Peking. Die Gipfel-Beschlüsse im Überblick. (DIR) TIkTok-Verbot in den USA: Influencer gegen Montana Montana verbietet TikTok. Influencer*innen haben jetzt dagegen geklagt. Sie sehen sich in ihrem Lebensunterhalt bedroht – und in der Redefreiheit. (DIR) BookTok: Große Gefühle, gute Geschäfte Buchempfehlungen auf TikTok sind zur Macht im Literaturbusiness geworden. Doch es gibt auch Arroganz und Hass – in insbesondere gegen junge Frauen.