# taz.de -- Podcast „Schöner Wohnen“: Viele Fragen zur Wohnungsfrage
       
       > In einem neuen Podcast informieren zwei Linken-Politiker über Fragen der
       > Stadt- und Wohnungspolitik. Gut recherchiert, manchmal etwas abstrakt.
       
 (IMG) Bild: Wohnpolitik bewegt die Gemüter, vor allem in Berlin: „Karneval der Enteignung“ am 4. Februar 2023
       
       Schöner Wohnen, so lautet das Versprechen der großen Immobilienunternehmen.
       Doch der Podcast mit demselben Namen richtet sich an eine andere Klientel.
       Der zweite Teil des Titels, [1][„zur Wohnungsfrage“], bezieht sich auf die
       bekannte Schrift von Friedrich Engels, die letztes Jahr 150 Jahre alt
       wurde. [2][Sie propagiert], dass die Wohnungsfrage im Kapitalismus nicht
       lösbar ist.
       
       Der Podcast „Schöner Wohnen – Zur Wohnungsfrage“ will Menschen erreichen,
       die etwa im September 2021 [3][das Berliner Volksbegehren] Deutsche Wohnen
       und Co enteignen unterstützt haben. Bis heute ist es bekanntlich trotz
       großer Unterstützung nicht umgesetzt worden. Dafür haben sowohl der alte
       als auch der neue Berliner Senat in den letzten 12 Jahren knapp 55.000
       Wohnungen von Immobilienkonzernen zurückgekauft, einige davon waren erst
       vor 20 Jahren privatisiert worden.
       
       Was bedeutet diese Form der Rekommunalisierung von Wohnraum für den
       Wohnungsmarkt? Ist sie nicht für einige Immobilienkonzerne gar ein
       Geschäftsmodell? Und profitieren die Mieter*innen davon? Das sind einige
       der Fragen, die kundig erörtert werden. Die Macher des Podcasts sind der
       wohnungspolitische Sprecher der Fraktion der Linken im Berliner
       Abgeordnetenhaus, Niklas Schenker, und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter
       Philipp Möller, der seit mehreren Jahren publizistisch zum Thema Mieten und
       Wohnen arbeitet.
       
       „Wir beschäftigen uns beide seit vielen Jahren mit Wohnungs- und
       Stadtpolitik und haben festgestellt, dass ein Podcast fehlt, der sich
       diesen Themen widmet, sagt Schenker der taz. Tatsächlich zeichnen sich die
       bisher elf Folgen dadurch aus, dass sie abseits von parteipolitischer
       Polemik einige grundsätzliche Fragen zur Wohnungs- und Mietpolitik
       behandeln und auch vor linker Selbstkritik nicht zurückschrecken.
       
       So erinnern Möller und Schenker daran, dass die damalige Partei PDS die
       Privatisierung von städtischen Wohnungen in Berlin unter dem Stichwort
       „progressive Entstaatlichung“ verkaufen wollte. Sie haben Verständnis
       dafür, dass auch der PDS-Nachfolgepartei in Teilen der
       Mieter*innenbewegung Misstrauen entgegengeschlagen ist, ob sie
       verlässliche Partner*innen sind. Auch die anderen Podcast-Beiträge sind
       von hoher Qualität.
       
       ## Stilistische Gratwanderung
       
       Titel wie „Zeitenwende in der Immobilienwirtschaft – Chancen für das
       soziale Wohnen?“ oder „Wohnungsbau und Gewerkschaften – Gute Jobs durch
       sozialen Neubau?“ zeigen, dass sich die Autoren mit ihren unterschiedlichen
       Gesprächspartner*innen gründlich mit der Materie befassen.
       
       Allerdings besteht die Gefahr, dass eher Hörer*innen von Radiofeatures
       auf Deutschlandfunk Kultur als von Verdrängung bedrohte Mieter*innen
       angesprochen werden. Die in der Regel einstündigen Gespräche und
       Wortbeiträge werden nicht durch Musik aufgelockert, was die Konzentration
       erschwert. Das Problem ist Schenker und Möller durchaus bewusst.
       
       „Das ist eine Gratwanderung und wir sind noch nicht perfekt darin, alle
       Perspektiven zu vereinen, aber wir versuchen es“, betont Möller. „Unser
       Ziel ist es, verschiedene Zielgruppen anzusprechen, von direkt betroffenen
       Mieter*innen über Aktivist*innen bis hin zu einem Fachpublikum“,
       sagt Schenker.
       
       In den nächsten Folgen will sich das Duo mehr der Zielgruppe zuwenden, die
       nicht so sehr mit akademischen Diskursen vertraut ist. „Um uns künftig
       breiter aufzustellen, planen wir ein Mieten-ABC, in dem wir die Grundlagen
       des Wohnungsmarktes und der Wohnungspolitik kurz und knapp darstellen
       wollen“, schildert Möller.
       
       In den kommenden Folgen wollen sich Möller und Schenker auch stärker mit
       aktivistischen Perspektiven von Mieter*innen beschäftigen. „Zu den
       Themen, die wir diskutieren wollen, gehören die Frage nach Instrumenten für
       eine bessere Wohnraumverteilung sowie der Kampf gegen die Diskriminierung
       auf dem Wohnungsmarkt“, sagt Möller.
       
       „Außerdem wollen wir uns mit Wohnungspolitik in anderen Städten oder auch
       in ländlichen Regionen beschäftigen“, ergänzt Schenker. Schließlich sind
       die dort verhandelten Themen von bundesweitem Interesse.
       
       1 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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