# taz.de -- Alte Herren im Verteidigungsministerium: „Rechtsextremistisch beeinflusst“
       
       > Der Alte Herr Jan H. feiert das Fechten als „waffenstudentischen
       > Tradition". Er ist nicht der einzige Burschenschaftler im
       > Verteidigungsministerium.
       
 (IMG) Bild: Burschenschaftler mit gezückten Degen: Szene von einem Burschentreffen auf der Wartburg 2012
       
       Eine Mensur ist kein Freizeitsport, meint Jan H. Er ist Alter Herr der
       Landsmannschaft „Mecklenburgia-Rostock“ zu Hamburg und findet, dass das
       Duellieren in erster Linie die Wehrhaftigkeit schult. Die Idee, beim
       Fechten besser von einer „kampf- und körperbetonten Sportart“ zu sprechen,
       kommt H. fast einem Werteverrat gleich. Ohnehin hält er eine „Anpassung an
       den Zeitgeist“ bei nahezu jeder [1][Tradition von Landsmannschaften] als
       einen Verlust von Ehre und Identität.
       
       Wehrhaftigkeit, die durchs Fechten geübt werden soll, beschäftigt H. auch
       beruflich. Er ist Referent beim Bundesverteidigungsministerium (BMVg), in
       der Abteilung Planung I „Strategische Steuerung und Planung“,
       Unterabteilung BMVg Plg I 5 „Multinationale Verteidigung NATO, EU und VN,
       Interoperabilität, Standardisierung“.
       
       Die Position zur Mensur legte H. in einem Artikel für das Magazin des
       Coburger Convent (CC) dar. In dem Dachverband ist die Landsmannschaft
       Mitglied. Den Beitrag veröffentlichte Martin Vaupel, Pressesprecher des CC
       und Chefredakteur des Magazins, aber nicht. Die Aussagen H.s kommen für
       Vaupel ungelegen, versuchen doch die schlagenden Verbindungen gegenwärtig
       einen Dreh zu finden, um das Fechten zu beschönigen. Schon länger steht ein
       [2][mögliches Verbot] im Raum.
       
       Dem Alten Herrn im Ministerium ficht das nicht an. Der „Geist“ ihrer
       „[3][waffenstudentischen Tradition] mit den Leitbegriffen von Ehre,
       Freiheit, Freundschaft, Vaterland“ verlange von den Landsmannschaften,
       „nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der Tat, d.h. mit der Waffe in
       der Hand, wehrhaft zu sein“. Der Wille, sich auch „gegen unsere Gegner zu
       wehren“, käme „auch in der Mensur zum Ausdruck“. Das Fechten solle nicht
       sportlicher Teil einer bunten Gesellschaft werden.
       
       H.s Landsmannschaft ist nicht bloß eine von vielen Landsmannschaften.
       Bereits 1993 erklärte der Verfassungsschutz Hamburg, dass die Mecklenburgia
       „zumindest rechtsextremistisch beeinflusst“ sei. Enge Kontakte bestehen
       auch zur Hamburger Burschenschaft „Germania“, die der Verfassungsschutz
       auch schon in seinen Jahresbericht erwähnte. Bei Nachfragen ist das BMVg
       dennoch sehr zurückhaltend. „Ich bitte um Verständnis, dass wir zu
       Einzelpersonen aus Gründen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte
       keine Auskünfte im Sinne Ihrer Fragestellung erteilen und nicht erteilen
       dürfen“, sagt eine Sprecherin.
       
       Der Alte Herr ist nicht der einzige Korporierte, der im BMVg auffiel. Jan
       G. und Marko B. von der Hamburger Burschenschaft „Germania“ sollen
       [4][ebenso im Ministerium tätig sein]: G. als Regierungsdirektor und B. als
       höherer Beamter. 2020 und 2021 wurde ihre Mitgliedschaft in der
       Burschenschaft bekannt. Das BMVg teilte damals mit, dass eine Überprüfung
       liefe. Ob und wie die ausgegangen ist, ist allerdings offen: „Zu Fragen im
       Zusammenhang mit etwaigen Disziplinarverfahren können und dürfen wir keine
       Auskunft erteilen“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.
       
       2 Jun 2023
       
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