# taz.de -- Schulstart für Kinder: Jetzt fängt der Ernst des Lebens an
       
       > Es ist eine seltsame Tradition, dass Kindern vor der Einschulung oft
       > Angst gemacht wird. Unsere Autorin versucht eine andere Strategie.
       
 (IMG) Bild: Was Erwachsene gerne als „Ernst des Lebens“ bezeichnen, könnte vielleicht schön sein: Schulstart
       
       Du kommst im September in die Schule? Na, dann fängt jetzt aber der
       [1][Ernst des Lebens] an. Dann ist Schluss mit lustig“, sagt eine Bekannte
       zu meinem Kind. Dem Kind springt eine Mischung aus Unsicherheit und
       Gleichgültigkeit aus den Augen, während ich ihr mit einem Kopfschütteln zu
       verstehen geben will, dass sie bitte das Thema wechseln soll.
       
       Ich fand das als Kind schon unangenehm, aber heute finde ich dieses „Hohoho
       – jetzt wird es ernst“-Gehabe vor [2][angehenden Schulkindern] unangebracht
       und kontraproduktiv. Ja, das Kind kommt bald in eine ganz neue Situation,
       die es überhaupt nicht einschätzen kann. Woher auch.
       
       Alles ist neu, die Umgebung, die Menschen, die Aufgaben, die Regeln. Es
       lässt den vertrauten Kindergarten und seine Freunde hinter sich. Sich
       darauf zu freuen, scheint zu viel verlangt. Also ist das Ziel, dass es
       möglichst neutral auf diese Veränderung zugehen kann. Dass ihm jetzt
       ständig Menschen sagen, es sei Schluss mit lustig, ist nicht hilfreich für
       diesen Prozess.
       
       Ich meine, es würde sich doch jeder, der vor einer größeren Veränderung in
       seinem Leben steht, wünschen, dass die Leute drumherum dem mindestens
       gelassen gegenüberstehen. Oder vielleicht aufbauende Worte verlieren. Ein
       „Naaa, du bist sicher schon total aufgeregt, dass du bald in die Schule
       kommst?“ ist ein Satz, der dazu führen kann, dass ein Kind, das vorher
       nicht aufgeregt war, abends wach liegt.
       
       Wir machen hier bisher gar kein Gewese [3][um den Schulstart]. Ich hab mir
       immer gewünscht, dass ich als Mutter in der Lage bin, nicht übermäßig
       Stress zu verbreiten, wenn es um die Schule geht. Wir werden sehen, ob ich
       dem entsprechen kann.
       
       ## Mehr Möglichkeiten als damals
       
       Mein erster Eindruck auf dem Elternabend vergangene Woche war, dass das
       Kind mit seiner Klasse viel Glück gehabt hat. Ich weiß trotzdem noch nicht,
       wie es sich in der Schule verhalten wird. Ob es ihm Spaß machen wird, zu
       lernen. Wenn es nach seinem Vater kommt, wird es auch 30 Jahre nach seinem
       Abschluss noch mathematische und physikalische Grundsätze aufsagen können.
       
       Wenn es nach mir kommt, wird es immer zu spät sein, überdurchschnittlich in
       den einen Fächern und unterdurchschnittlich in den anderen, schusselig und
       unaufmerksam genannt werden. Vielleicht ist das Kind weder das eine noch
       das andere. Auch gut.
       
       Mit dem Schulanfang startet für uns alle ein neues Kapitel. Es ist schön,
       dass das Kind heute andere Möglichkeiten hat als wir damals. Es kommt in
       eine Mehrstufenklasse in einer Ganztagsschule. Die Mehrstufenklasse besteht
       aus 22 Kindern aus vier Schulstufen. Es gibt keine Hausaufgaben und mehr
       Bewegungseinheiten.
       
       Die Kinder können sich im Schulstoff freier bewegen und die Kleineren
       lernen von den Größeren. Wer weiß, hätte es das früher schon gegeben,
       vielleicht wäre ich auch ein bisschen aufmerksamer gewesen.
       
       6 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Spaeterer-Unterrichtsbeginn/!5859895
 (DIR) [2] /Einkaeufe-zum-Schulbeginn/!5877962
 (DIR) [3] /Vorsitzende-der-Kultusminister-zu-Bildung/!5931969
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Saskia Hödl
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Kinderspiel
 (DIR) Einschulung
 (DIR) Spaß
 (DIR) Schule
 (DIR) Kolumne Kinderspiel
 (DIR) Influencer
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Kolumne Kinderspiel
 (DIR) Schule
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Urlaub mit Kindern: Ich hab’s mir nicht so ausgesucht
       
       Mit Kindern kommt die häufige Enttäuschung. Etwa wenn ständig Termine
       abgesagt werden müssen – oder wenn das Geld wieder nicht für den Urlaub
       reicht.
       
 (DIR) Veränderte Körper nach der Geburt: Your Body is a Horrorland
       
       Würden wir in einer besseren Welt leben, dann gäbe es für mindestens die
       ersten zwei Jahre nach der Geburt eine speziell bezahlte Nachsorge.
       
 (DIR) Kita-Streik in Jena: Streiken ist kein Kinderspiel
       
       Kitaerzieher:innen sehen sich als Idealist:innen, denen es nur um die
       Kinder geht. Wie schafft man es, dass sie für eigene Interessen einstehen?
       
 (DIR) Einkäufe zum Schulbeginn: Ich kann nicht, ich will nicht
       
       „Care-Arbeit“ gibt's nicht, schon klar. Warum aber betreiben viele so einen
       Aufwand, ihr zu entgehen? Weil's Mama am Ende mal wieder richten soll.
       
 (DIR) Späterer Unterrichtsbeginn: Niemand möchte aufgeweckte Schüler
       
       In Niedersachsen wird mal wieder ein späterer Schulbeginn diskutiert. Der
       wäre zwar vernünftig, kommt aber bestimmt trotzdem nicht.