# taz.de -- Entscheidung im Abgeordnetenhaus: Semesterticket verhungert im Ausschuss
       
       > Der Vorstoß der Linken, auf ein neues Angebot des VBB hinzuwirken, ist
       > gescheitert. Der TU-AStA kritisiert, die Studierenden würden alleine
       > gelassen.
       
 (IMG) Bild: Die Studierenden fühlen sich beim Semesterticket allein gelassen
       
       BERLIN taz | Nach einem langen Sitzungstag inklusive
       [1][Regierungserklärung] hatte man es am Donnerstag um 20 Uhr im
       Abgeordnetenhaus noch mal eilig. Nicht nur, weil die erschöpften
       Abgeordneten dem Feierabend entgegenfieberten, sondern weil die Linke mit
       einem Dringlichkeitsantrag das Semesterticket für die Berliner Hochschulen
       zu „retten“ versuchte, wie es in ihrem Antrag hieß. Das Ergebnis nach 25
       Minuten Debatte: die Angelegenheit wird in die Fachausschüsse gegeben. Eine
       kurzfristige Lösung ist damit unwahrscheinlich geworden.
       
       Studierendenvertreter hatten in den vergangenen Monaten wiederholt gewarnt,
       das aktuelle Angebot des VBB sei nicht annehmbar. Der Verkehrsverbund
       Berlin-Brandenburg bietet den Studierenden ein Berlin-ABC-Ticket für rund
       32 Euro pro Monat an. Den Studierendenschaften von acht Berliner
       Hochschulen ist das zu teuer, aus ihrer Sicht lässt sich die auf einer
       Pflichtzahlung beruhende Solidarfinanzierung nur mit einem Ticket
       rechtfertigen, das deutlich unter dem „normalen“ Preis liegt.
       
       Andere Tarife sind [2][für einzelne Studierenden aber bereits jetzt
       günstiger]. Zuletzt hatte sich der AStA der Hochschule für Technik und
       Wirtschaft gegen das VBB-Angebot entschieden, sieben weitere Hochschulen
       müssen sich noch entscheiden. Es eilt, denn ab dem 1. Juni beginnen die
       Rückmeldungen für das Wintersemester an den Hochschulen. Dann müssen die
       Semesterbeiträge festgelegt werden und der Ticketpreis bekannt sein.
       
       ## CDU sieht Preisabstand gewahrt
       
       Tobias Schulze von der Linksfraktion appellierte im Abgeordnetenhaus wegen
       des Zeitdrucks, der Senat solle beim VBB ein sofort unterschreibbares
       günstigeres Angebot erwirken. Die SPD sieht hingegen keinen schnellen
       Handlungsbedarf, da „nur“ acht Hochschulen den Vertrag noch nicht
       unterzeichnet hätten. Die Grünen forderten eine rasche Einführung des
       29-Euro-Berlintickets und eine bundesweite Lösung.
       
       Die Berliner Koalition werde sich auf Bundesebene für ein deutschlandweites
       29-Euro-Ticket für Studierende einsetzen, so auch Johannes Kraft von der
       CDU-Fraktion. Er sieht den Preisabstand zu anderen Tickets weiterhin
       gewahrt. „Das Solidarprinzip ist mit dem Angebot also nicht in Gefahr“, so
       Kraft. Die AfD sprach sich gegen das aktuelle solidarfinanzierte Ticket und
       ebenfalls für eine bundesweite Lösung aus.
       
       Wann das bundesweite Semesterticket oder das geplanten 29-Euro-Berlinticket
       kommt ist, noch nicht absehbar. Gabriel Tiedje, Hochschulpolitischer
       Referent der Technischen Universität (TU), kritisiert die Aussage der CDU:
       „Vermutlich vergleicht die CDU den Preisabstand zum 49-Euro Ticket und
       nicht zu einem 9-Euro-Sozialticket“.
       
       Die Studierendenschaften müssten jetzt abwägen, unter welchen
       Tarifbedingungen welche Studierendengruppe profitiere, so Tiedje. Die
       Politik lade die Entscheidung bei ehrenamtlichen Studierenden ab. Ob die
       verbleibenden sieben Hochschulen mit ihren rund 68.000 Studierenden das
       Angebot des VBB unterschreiben, dürfte sich im Laufe der nächsten zwei
       Wochen klären.
       
       26 May 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Benjamin Probst
       
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