# taz.de -- Die Kunst der Woche für Berlin: Schön im Schlaf
       
       > Was Malerei kann: Patrizio Di Massimo lässt seine (Wahl-)Familie
       > schlummern, Bridget Riley bringt in ihren Wandarbeiten Farben und Formen
       > zum Flirren.
       
 (IMG) Bild: Die Decke verbindet: Patrizio di Massimo, Installationsansicht von „Out Like a Light“ (2023)
       
       Unter Schlafstörungen scheinen sie nicht zu leiden, die
       Protagonist*innen von Patrizio di Massimos neuen, bei [1][ChertLüdde]
       ausgestellten Gemälden der Ausstellung „Out Like a Light“. Selig schlummern
       sie vor sich hin, ungestört von der geschäftigen Welt des Tages. Die
       Abbildungen schlafender Menschen, Wesen, Gottheiten, die Welt des Schlafs
       und des Traums hat Künstler*innen zu allen Zeiten fasziniert. Für di
       Massimo ist es eine Methode, Nähe zu den Abgebildeten herzustellen und
       diese – es handelt sich allesamt um Personen aus seinem direkten Umfeld –
       durch ihre physischen Position und die sie umgebenden Objekte zu
       charakterisieren.
       
       Die Tochter des Künstlers ist zu sehen, auf dem einzigen kleinformatigen
       Bild, mit Plüschhund Pancetta im Arm; er selbst und seine Partnerin, die
       voneinander abgewandt ein Bett teilen, friedlich vereint aber durch Decke
       und Kissen. Die Künstlerin Marianna Simnett, gekleidet in einem
       rosafarbenen, schimmernden Ganzkörperanzug, scheint sich in ihrem Studio
       inmitten vielerlei Materialien nur mal eben kurz aufs Ohr gelegt zu haben.
       Das Künstlerpaar Álvaro Urbano und Petrit Halilaj kuscheln auf dem Sofa mit
       einem jener Waschbärkostüme, die sie für Performances benutzen.
       
       Di Massimo begann als multidisziplinär arbeitender Künstler, widmete sich
       zunächst Video, Fotografie und Performance, wechselte dann urplötzlich das
       Medium. Seit 2015 malt er, figurativ, vor allem Porträts in dem ihm
       eigenen, sowohl an barocke alte Meister wie an popkulturelle Fotografien
       erinnernden Stil. Wie Szenen aus Filmen wirken seine Bilder der Schlafenden
       – Fellini wird als große Inspiration di Massimos genannt – intim, aber
       etwas zu schön, etwas zu fantastisch komponiert für echte Momentaufnahmen.
       Sichtbar machen sie vielmehr den zarten, liebevollen Blick des Vaters,
       Lebenspartners und Freundes.
       
       ## Im Gegenüber mit Bridget Riley
       
       Eine ganz andere Art von Malerei ist derzeit in der Potsdamer Straße in der
       [2][Galerie Max Hetzler] zu sehen. Die neunte Einzelausstellung der 1931
       geborenen britischen Künstlerin Bridget Riley füllt dort die Wände.
       Wortwörtlich. Insgesamt 13 Wandarbeiten sind ausgestellt, um die bisher
       umfassendste Retrospektive solcher Arbeiten der Künstlerin handle es sich,
       heißt es in der Pressemitteilung.
       
       Gewaltig, umwerfend ist diese definitiv. Vielleicht sogar noch ein bisschen
       mehr als das bei Rileys Leinwänden der Fall ist, muss man diese
       Wandarbeiten unbedingt in echt sehen. Abbildungen geben nur das Motiv und
       die Form der Bilder wieder, die noch dazu bei der teils riesigen Größe der
       Arbeiten, wenn man in Persona vor ihnen steht, kaum mehr erfasst werden
       können. Hin und her schauen muss man dafür, sich selbst, den eigenen Körper
       in Beziehung dazu setzen.
       
       Vor allem aber setzt nur bei der physischen Gegenüberstellung mit Rileys
       Kunst jener Effekt ein, der diese so grandios macht: wie sie die
       Wahrnehmung austrickst, sich beim Betrachten in Bewegung setzt. Sie
       verschwimmt, flirrt und flimmert. Formen schieben sich je nach Farbe nach
       Vorne oder nach Hinten, so dass aus flachen Bildern, dreidimensionale
       Reliefe zu werden scheinen.
       
       17 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://chertluedde.com/gallery-one/
 (DIR) [2] https://www.maxhetzler.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Scheder
       
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