# taz.de -- Wiederaufbau der Ukraine: Koalition der Überzeugten
       
       > Verbündete der Ukraine sprechen in London über Hilfen zum Wiederaufbau
       > des Landes. Sie wollen, dass sich Russland an den hohen Kosten beteiligt.
       
 (IMG) Bild: Russland hat gezielt ukrainische Infrastruktur angegriffen. Der Aufbau wird langwierig und teuer
       
       BERLIN taz | Nach [1][Lugano und Berlin] nun also London: Zum dritten Mal
       treffen sich Vertreter:innen von Nichtregierungsorganisationen, den UN,
       der EU, von Wirtschaftsorganisationen sowie von 60 Staaten, um mitten im
       Krieg den Wiederaufbau der Ukraine anzugehen. Die Konferenz findet rund 16
       Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine statt, und niemand weiß,
       wie lange der Krieg noch dauern wird.
       
       Bei der Konferenz in London am Mittwoch und Donnerstag will man die
       Unterstützer:innen bei der Stange halten – und etliche neue gewinnen.
       „Beim Wiederaufbau geht es um Geld“, sagt Außenministerin Annalena Baerbock
       (Grüne) auf der Konferenz. Laut Weltbank um vermutlich mehr als 400
       Milliarden US-Dollar.
       
       Und, so Baerbock: Es geht um eine kollektive Anstrengung. Die aktuelle
       finanzielle Unterstützung der Staaten fließt in Waffen, in humanitäre
       Hilfe, in die Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung. Aber mittel- und
       langfristig soll mit dem Geld die Ukraine in ganz neuem Lichte erscheinen.
       Es geht um den Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft, einer Versorgung mit
       erneuerbaren Energien – in einem Land, in dem Klimaschutz eine große Rolle
       spielt.
       
       Die verbündeten Staaten geizen nicht mit weiteren Finanzzusagen in
       Milliardenhöhe: für den Aufbau von Straßen, Häusern, Schulen sowie [2][die
       Energie- und Wasserversorgung]. Und das, obwohl es sich bei der
       Wiederaufbaukonferenz, wie auch zuvor in Lugano und in Berlin, nicht um
       eine Geberkonferenz handelt, sondern vielmehr darum, eine Perspektive für
       die Ukraine nach dem Krieg zu schaffen.
       
       ## EU-Beitritt der Ukraine ist ein Thema
       
       Aber auch Geld von Privatinvestoren wird notwendig. Baerbock,
       US-Außenminister Antony Blinken, der britische Amtskollege James Cleverly –
       sie alle werden nicht müde, ihre Solidarität und ihre Verpflichtungen
       gegenüber der Ukraine zu versichern. „As long as it takes“ taucht in nahezu
       allen Reden der Staatenvertreter:innen auf. Ebenso einig sind sie
       sich darüber, dass der Sieg der Ukraine nicht nur von Waffenlieferungen
       abhängt, sondern auch von ökonomischer Resilienz. Das soll Investoren
       locken und ihnen garantieren, dass ihr Geld nicht im Kriegsgebiet
       versickert, sondern gut angelegt ist.
       
       Die Staaten wollen das Risiko ihrer Unternehmer:innen schmälern,
       bieten Garantien an. Auch über eine sogenannte Kriegsrisikoversicherung
       wird derzeit verhandelt. Vor allem Großbritannien hofft auf eine solche
       Vereinbarung. Mehrere Hundert britische Unternehmen wollen in der Ukraine
       investieren.
       
       Auch der baldige [3][Beitritt der Ukraine zur EU] ist Thema auf der
       Konferenz. Allerdings nicht ohne klare Auflagen für die Ukraine. Der Kampf
       gegen Korruption muss voranschreiten, Rechtsstaatlichkeit gesichert sein,
       Presse- und Meinungsfreiheit sowie demokratische Werte ernst genommen
       werden. Gefordert wird auch ein Bekenntnis, die Klimakrise aufhalten zu
       wollen.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski forderte die Staats- und
       Regierungschefs via Videobotschaft auf, endlich anzuerkennen, dass sein
       Land jetzt schon ein wichtiger Bestandteil ihrer Wirtschafts- und
       Verteidigungsbündnisse sei. Wie für Baerbock bestehen auch für
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an einem EU-Beitritt der
       Ukraine keine Zweifel. Sie zeigte sich beeindruckt von der Reformagenda
       der Ukraine und deren hohem Tempo.
       
       ## Den Täter zur Verantwortung ziehen
       
       Wie schwer der Wiederaufbau wird, machte Achim Steiner in London deutlich.
       Der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms war vor wenigen Tagen erst in der
       Ukraine. Er spricht von Menschen, die Schutt und Trümmer beseitigen müssen,
       von Frauen, Männern und Kindern, die versuchen sich ein Leben aufzubauen –
       mitten im Krieg. Die Minen sind ein großes Problem für sie, sagt er, viele
       Menschen haben keine Jobs mehr. Firmen mussten schließen, die
       Wirtschaftsleistung ist am Ende. Deshalb braucht die Ukraine die
       finanzielle Unterstützung ihrer Verbündeten.
       
       So erklärte auch US-Außenminister Antony Blinken in London: „Um es klar zu
       sagen: Russland hat die Zerstörung der Ukraine verursacht, und Russland
       wird letztendlich die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine tragen.“ Die
       EU will eingefrorenes russisches Vermögen für die Unterstützung der Ukraine
       einsetzen. „Der Täter muss zur Verantwortung gezogen werden“.
       
       21 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tanja Tricarico
       
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