# taz.de -- taz appeliert an CDU und SPD: Zeigt euch auf zwei Rädern!
       
       > Nicht nur Radwege sollen in Berlin auf den Prüfstand. Auch die Mittel
       > könnten halbiert werden. Da hilft nur noch eine politische
       > Selbstbezichtigung.
       
 (IMG) Bild: Der erste, der sich meldet, ist der CDU-Radaktivist Heinrich Strößenreuther
       
       Dass Franziska Giffey (SPD, CDU-affin) lieber mit Oldtimern posiert, als
       sich auf ein Fahrrad zu setzen, ist nichts Neues. Aber wo sind die
       Fahrradfotos von Manja Schreiner, der Verkehrssenatorin (CDU, Bau-affin)?
       Hat jemand schon mal Stefan Evers, den Finanzsenator (CDU, mal Grün-affin),
       auf einem Fahrrad gesehen?
       
       Letzterer hat in seinem Entwurf für den Doppelhaushalt 2024 und 2025
       Kürzungen beim Bau und der Instandsetzung von Radwegen von 40 bis 60
       Prozent vorgeschlagen. [1][So berichtet es der RBB]. In der
       Verkehrsverwaltung hätten Experten Alarm geschlagen, heißt es. Natürlich
       anonym. Man weiß ja nie, ob Schreiner nicht nur Radwege stoppen will,
       sondern auch Laufbahnen.
       
       Von der Verkehrssenatorin gibt es bislang keine Stellungnahme dazu. Auch
       nicht vom Finanzsenator. Sollte der Bericht allerdings stimmen, wäre das
       „Moratorium“, wie Manja Schreiner ihren vorläufigen Planungsstopp für
       Radwege nennt, nur ein Präludium gewesen. Denn wenn kein Geld da ist, kann
       auch ein Radweg, den die Autosenatorin großzügig durchwinkt, nicht gebaut
       werden.
       
       Klingt nach großer Orchestrierung einer Koalition, die, so nannte es
       Franziska Giffey zum Start, eine „sozialdemokratische Handschrift“ trägt.
       In Wirklichkeit meinte sie wohl eine Koalition, die ihre, Giffeys,
       Handschrift trägt.
       
       ## „Wir sind Rad gefahren“
       
       Was tun, haben schon andere in ähnlichen Situationen geseufzt. Vielleicht
       wäre eine Selbstbezichtigung der nötige Wachrüttler. Nicht „Wir haben
       abgetrieben“, wie damals im Stern, sondern „Wir sind Rad gefahren“.
       
       Natürlich ist das nicht ohne Risiko. Christdemokraten, die sich auf einem
       Fahrrad ablichten lassen, leben womöglich gefährlich. Nicht nur, weil es
       bald keine neuen Radwege mehr gibt, sondern auch, weil ihr Bekenntnis das
       Zeug hat, als Verrat durchzugehen. Mindestens aber als unpassende Kritik am
       Auto.
       
       Nicht anders ist es bei radelnden Sozen. Erfüllt das bei einer
       Parteivorsitzenden, die sich auf allen vieren bewegt, nicht den Tatbestand
       der Majestätinnenbeleidigung?
       
       So kreuzen sich gerade zwei sehr gegensätzliche Trends in Berlin. Während
       die Drahteselbranche Zuwächse in nie gekannte Höhen vermeldet, sattelt die
       Politik um aufs Heilix-Blechle.
       
       Oder doch nicht? Schickt uns also Fotos mit euch auf dem Fahrrad, liebe
       Freundinnen und Freunde aus der CDU und SPD. Zeigt, dass ihr könnt, was
       schon Dreijährige können. Zeigt, dass ihr nicht vier Räder braucht, um euer
       Gleichgewicht zu halten.
       
       Aber macht schnell. Schon in der nächsten Woche soll der Haushaltsentwurf
       in den Senat.
       
       4 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/07/berlin-verkehr-radwege-finanzen-haushalt-cdu-kuerzungen-geplant.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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