# taz.de -- Konflikte beim Nato-Gipfel in Vilnius: Nato an der eigenen Front
       
       > Die Ukraine will ins Bündnis, nicht alle Mitgliedstaaten sind dafür. Auch
       > nebensächliche Differenzen werden den Blick aufs Wesentliche verstellen.
       
 (IMG) Bild: Gespräche vor dem Gipfel: Jens Stoltenberg (links) und Gitanas Nauseda
       
       Selten war ein Nato-Gipfel so entscheidend, selten war sein Ausgang so
       offen. Wenn sich die Staats- und Regierungschefs der 31 Nato-Mitglieder ab
       Dienstag in Litauens Hauptstadt Vilnius treffen, ist so gut wie nichts
       klar. Es ist Stand Montag nicht einmal gesichert, ob Ukraines Präsident
       Selenski seiner Gipfeleinladung folgt oder nicht. Schlimmstenfalls droht
       ein Scheitern. Das wäre eine gigantische Blamage mitten in einer
       entscheidenden Phase des Krieges in der Ukraine.
       
       Eine Mehrheit der Nato-Staaten will die Ukraine in [1][der Nato]. Joe Biden
       und Olaf Scholz wollen das nicht. Wenn die Nato-Staaten diesen Streit
       frontal austragen, wird der Gipfel platzen. Werden sie aber nicht, denn
       dann platzt der Gipfel. Man wird also Kompromisse erfinden, die
       unterschiedlich interpretierbar sind und die darauf hinauslaufen, dass die
       Ukraine erst in die Nato darf, wenn das nicht mehr akut nötig ist. Das
       dürfte die Ukraine nicht zufriedenstellen.
       
       Hinter dieser unbefriedigenden Lage stehen die vielen ungelösten
       atmosphärischen Konflikte innerhalb der Nato: um die Eitelkeiten einzelner
       Staatschefs, um Konkurrenz bei Rüstungsgeschäften, nicht zuletzt um die
       Nachfolge von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Die USA und
       Deutschland versuchen angeblich, Ursula von der Leyen als nächste
       Nato-Generalsekretärin einzufädeln, sehr zum Missfallen anderer wichtiger
       Nato-Staaten wie Großbritannien oder einiger osteuropäischer Länder. Völlig
       überflüssigerweise vertieft dieser Dissens um Personalien die bestehenden
       Differenzen zur Ukraine, weil er weitgehend entlang derselben Gräben
       verläuft.
       
       Vor einem Jahr, beim Nato-Gipfel in Madrid, gab es Entschlossenheit und
       Geschlossenheit. Damals ging es um eine geeinte Haltung gegen Russland –
       das war einfach. Heute, ein Jahr später, geht es [2][um eine geeinte
       Haltung für die Ukraine] – das ist kompliziert. Aber versagt die Nato,
       sobald die Dinge kompliziert werden? Die Menschen in der Ukraine haben im
       Überlebenskampf gegen den russischen Vernichtungskrieg Besseres verdient.
       
       10 Jul 2023
       
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