# taz.de -- Straßenbahn-Debatte in Hamburg: Es ist Zeit, das Volk zu fragen
       
       > Eine Stadtbahn wäre die schnellere und günstigere Alternative zur
       > geplanten U5. Über eine Volksinitiative wäre ein Umschwenken wohl noch
       > möglich.
       
 (IMG) Bild: War schon mal 2010 geplant: Computeranimation einer Stadtbahn auf dem Hamburger Überseering
       
       Einen Satz könnte Heike Sudmann eigentlich fest unter eine
       Copy-and-paste-Taste legen. „Die schnellere und viel kostengünstigere
       Alternative ist und [1][bleibt die Straßenbahn].“ Zuletzt floss er der
       Linken-Verkehrspolitikerin [2][dieser Tage aus den Tasten], als durch
       Ausschreibungen publik wurde, dass für die geplante U-Bahn-Linie U5 in
       Hamburg offene Gruben von bis zu einem Kilometer Länge nötig werden. Etwa
       von der Uni bis zum Grindelberg.
       
       Dabei hatte Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mal versprochen, dass die
       Bürger vom Bau dieser U-Bahn nichts mitbekommen würden. Das entpuppe sich
       als „Märchen“, sagt Sudmann. Die neue U-Bahn führe nicht nur im Bau zu
       Lärmbelästigungen.
       
       Sie werde auch sehr teuer und erst in 20 Jahren fertig. Und weil im
       Untergrund Hamburgs schon viel anderes gebaut sei, müsse sie so tief
       liegen, dass sie umständlich zu erreichen sein werde. Per Straßenbahn käme
       man [3][schneller von Tür zu Tür].
       
       Viele Argumente sprechen dafür, statt der U5 eine Stadtbahn über der Erde
       zu bauen. Nur, dass das mit [4][Hamburgs SPD] nicht zu machen ist, weil sie
       [5][die Scholz-Linie nicht ändern mag].
       
       Für andere politische Anliegen werden gern mal Volksinitiativen gestartet.
       Warum nicht auch für die Tram? 10.000 Unterschriften müssten für die erste
       Stufe gesammelt werden, etwa 66.000 binnen nur drei Wochen ein halbes Jahr
       später für die zweite. Ein dankbares Handlungsfeld etwa für Schüler, die
       auf der Straße für die Zukunft demonstrieren.
       
       ## Schneller zur Klimaneutralität
       
       Noch hat keiner dafür die Initiative ergriffen. „Die Idee einer
       Volksinitiative käme spät, aber nicht zu spät“, sagt Bernd Kroll von „Mehr
       Demokratie Hamburg“. „Will man die U5 stoppen, dann ist spätestens jetzt
       der richtige Zeitpunkt.“ Er meint, nachdem bekannt wurde, welche Baustellen
       drohen und dass auch ein U-Bahn-Bau das Klima belastet.
       
       Würde die Initiative bis November 10.000 Unterschriften sammeln, könnte sie
       im Sommer 2024 das Volksbegehren durchführen und 2025 zeitgleich zur
       Bundestagswahl den Volksentscheid. Juristisch möglich wäre eine
       Volksinitiative für die Straßenbahn, sagt Kroll. „Man müsste einen
       Kostendeckungsvorschlag machen. Das ist sehr einfach, weil es nach
       allgemeiner Erkenntnis viel günstiger ist, eine Straßenbahn zu bauen als
       die U5“.
       
       Beim Naturschutzbund Nabu wurde die Frage einer
       Pro-Straßenbahn-Volksinitiative noch nicht diskutiert, so Sprecher Jonas
       Voß. „Grundsätzlich finden wir U-Bahnen ein gutes Verkehrsmittel“, sagt er.
       Doch berechtigt sei die Kritik, dass die U5 zu spät fertig wird. „Alles,
       was schneller geht in Richtung Klimaneutralität, müsste man machen.“
       
       „Eine Volksinitiative müsste daraus hinauslaufen, dass man die U5-Planung
       sofort stoppt und die 2011 ad acta gelegte Planung für die Straßenbahn
       wieder aufnimmt“, sagt der parteilose Grünen-Mitgründer Aram Ockert, der
       sich auf Facebook der Thematik widmet. Für die Straßenbahn spreche, dass
       sie eine viel geringere Eingriffstiefe hat. „Heute eine U-Bahn durch eine
       gewachsene Stadt zu bauen, ist eine absurde Vorstellung.“
       
       „Ich halte da eine Menge von, wenn das gut vorbereitet wird“, sagt [6][Jens
       Ode von „Pro-Stadtbahn-Hamburg“] zur Idee einer Volksinitiative. „Es muss
       irgendwann kommen. Die Hamburger Bevölkerung muss vor dieser in
       Verkehrsfragen unfähigen Regierung gerettet werden“, ergänzt sein
       Mitstreiter Dieter Doege. „Das wäre eine super Sache“, sagt auch Norbert
       Holtz von der Initiative „Elbtram jetzt“.
       
       „Die Zeit dafür ist schon lange reif“, sagt auch Heike Sudmann. Und fügt
       hinzu: „Wenn der Senat so weiter macht, braucht man keine Volksinitiative
       mehr, weil sich das Problem von selbst erledigt.“ „Darauf würde ich nicht
       vertrauen“, sagt Ockert. „Der Senat wird aus sich heraus keinen Ausweg aus
       diesem Dilemma finden.“
       
       29 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Debatte-um-geplante-U-Bahn-in-Hamburg/!5899969
 (DIR) [2] https://www.linksfraktion-hamburg.de/neue-senatsplaene-fuer-u5-und-s32-gigantische-offene-baugruben-und-schon-wieder-werden-osdorf-und-lurup-abgehaengt/
 (DIR) [3] /Hamburger-Debatte-um-Nahverkehr/!5858347
 (DIR) [4] /Debatte-um-Hamburgs-Verkehrspolitik/!5852664
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 (DIR) [6] /Studienautor-ueber-Hamburger-Nahverkehr/!5876752
       
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