# taz.de -- Schwarz-rote Wohnungspolitik in Berlin: Blindflug beim Neubau > Bausenator Christian Gaebler (SPD) lobt sich für 340 neue Wohnungen. Der > Mieterverein sieht das anders und fordert einen Wohnraumbedarfsbericht. (IMG) Bild: Geht oft auf Richtfeste: Bausenator Christian Gaebler (SPD) BERLIN taz | Eigentlich wollte Christian Gaebler eine gute Nachricht unter die Leute bringen. „Wir haben 340 Wohnungen auf den Weg gebracht“, sagte der SPD-Bausenator am Dienstag [1][im Anschluss an die Senatssitzung]. Dort war der Flächennutzungsplan für das geplante Neubaugebiet am Lichterfelder Ring/Ecke Waldsassener Straße in Marienfelde verändert worden. Steht es um die Neubaubilanz des Senators schon so schlecht, dass er wegen 340 Wohnungen in die Senatspressekonferenz kommen muss? Auf die Frage nach weiteren größeren Neubauvorhaben nennt Christian Gaebler das [2][Projekt der Groth-Gruppe in Lichterfelde-Süd], das demnächst starten soll, sowie Vorhaben in Johannisthal und Adlershof. Weitere fielen ihm auf Anhieb nicht ein. „Da sind ja so viele Projekte im Fluss, dass man da den Überblick verlieren kann“, scherzte Gaebler. „Aber ich gehe grade oft zu Richtfesten.“ Ob das hilft? Ganze 2.747 geförderte Sozialwohnungen hat Berlin im vergangenen Jahr gebaut, hält Mietervereins-Geschäftsführerin Ulrike Hamann dem Bausenator vor. Das ist nur knapp die Hälfte der 5.000 Sozialwohnungen, die sich Schwarz-Rot zum Ziel gesetzt hat. In den kommenden Jahren gehen aber mindestens 30.000 Sozialbindungen verloren. „Dieses offene Problem wird vom Senat nicht adressiert“, kritisiert Hamann nun. Stattdessen werde so weiter gemacht wie bisher. ## Ziel wieder verpasst Zwar hat die Koalition aus CDU und SPD ihre Wohnungsbauförderung auf jährlich 1,5 Milliarden Euro verdoppelt. Auch sollen bislang mehr Berlinerinnen und Berliner in den Genuss eines WBS kommen. „Bevor der Senat öffentliches Geld in die Förderung steckt, sollte aber dringend eine Bedarfsanalyse erfolgen“, betont Hamann. Der letzte Wohnraumbedarfsbericht ist 2019 erschienen. Der [3][Mieterverein] kritisiert insbesondere, dass nun auch Wohnungen mit Einstiegsmieten von 11,50 Euro pro Quadratmeter als Sozialwohnungen gelten. Die SPD begründet dies damit, dass auch so genannte Normalverdiener eine Sozialwohnung bekommen sollen. „Wer sich die hohen Einstiegsmieten leisten kann, wurde jedoch noch nicht erhoben“, sagt Mietervereinschefin Hamann. „Wir warten weiter auf den Wohnraumbedarfsbericht 2023.“ Von den 340 Wohnungen, deretwegen Gaebler in die Senats-PK kam, sind 170 Sozialwohnungen. Inwieweit diese zur Erreichung des 5.000-Ziels 2023 beitragen, konnte er nicht sagen. „Das hängt auch davon ab, inwieweit das Fördervolumen angenommen wird.“ Er gehe aber davon aus, „dass wir uns spätestens nächstes Jahr auf die 5.000 zubewegen werden“. 8 Aug 2023 ## LINKS (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=ViCk7WhvVSs (DIR) [2] https://neulichterfelde.de/ (DIR) [3] https://www.berliner-mieterverein.de/ ## AUTOREN (DIR) Uwe Rada ## TAGS (DIR) Schwarz-rote Koalition in Berlin (DIR) Mieterverein (DIR) Bauen (DIR) Flughafen Tegel (DIR) Volksbegehren Deutsche Wohnen enteignen (DIR) Volksbegehren Deutsche Wohnen enteignen (DIR) Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Schumacher Quartier in Tegel: Auf dem Holzweg? Das neue Quartier soll ein Vorzeigeprojekt werden. Noch aber hat es mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Eine Frage lautet: Wie teuer ist der Holzbau? (DIR) Wohnungsbaubilanz in Berlin: Der Neubau macht ein Nickerchen Die Investitionen der Wohnungsunternehmen sind drastisch eingebrochen, sagt der Verband BBU. Stabile Mieten seien nicht gut für die Vermieter. (DIR) Stadtentwicklungssenator über Wohnungsnot: „Soll ich eine Revolution ausrufen?“ Berlins Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) sieht Vergesellschaftung mit Skepsis. Gegen hohe Mieten will er vor allem auf Neubau setzen. (DIR) Bilanz des Wohnungsbündnisses: Bündnis für Beschwichtigung Das Wohnungsbündnis des Senats mit der privaten Wohnungswirtschaft verfehlt Teile seiner Ziele. Der SPD-Bausenator und der Regierende sind zufrieden.