# taz.de -- „Make Amazon pay“: Weltraumprojekte? Tariflöhne!
       
       > Amazon-Beschäftigte haben in Friedrichshain vor dem Tower des Konzerns
       > demonstriert. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen.
       
 (IMG) Bild: 35 Stockwerke hoch: der Amazon-Tower an der Warschauer Straße
       
       BERLIN taz | An der Warschauer Straße ist es am Dienstagnachmittag
       geschäftig und laut wie immer. Passant*innen schlendern über die Gehwege
       an der viel befahrenen Straße. Daneben ragt der Edge East Side Tower,
       besser als „Amazon Tower“ bekannt, in den Himmel. In der Fassade des
       140-Meter-Turms spiegelt sich der weiße Himmel, es ist bewölkt.
       
       In den Verkehrslärm mischt sich ein Sprechchor. „Pay pay pay, make Amazon
       pay!“ Die Rufe stammen von rund 40 Personen, die vor dem Gebäude eine
       Kundgebung abhalten: hauptsächlich Männer, einige halten Transparente mit
       „Gesundheit vor Profit“ und dem Verdi-Logo hoch. Was sie fordern? „Einen
       Tarifvertrag“, sagt Nonni Morisse, einer der Organisatoren.
       
       Viele Amazon-Beschäftigte arbeiteten unter prekären Arbeitsbedingungen,
       Toiletten- und Trinkpausen seien nur eingeschränkt möglich und würden genau
       überwacht, berichten die Demonstrierenden. Ein Zusammenschluss von
       Beschäftigten aus Niedersachsen und Berlin-Brandenburg tage daher gerade in
       Berlin zu Gewerkschaft und Organisation im Betrieb. Die Mittagspause
       nutzten sie für den Protest.
       
       „Wir stehen hier, um klarzumachen, dass die Milliarden von [1][Jeff Bezos]
       aus der Arbeit der Beschäftigten stammen“, sagt Morisse. „Eigentlich
       sollten die Milliarden, mit denen so ein Tower gebaut wird, den
       Beschäftigten gehören und nicht in irgendwelche Weltraumprojekte fließen“,
       fügt er hinzu und deutet auf das Hochhaus. Der Tower mit den 35 Stockwerken
       wird seit 2018 gebaut und [2][soll dieses Jahr fertig werden]. 28
       Stockwerke will dann der Amazon-Konzern mieten. Immer wieder ist der
       Standort seither [3][Schauplatz von Protesten].
       
       ## Respekt vor den Mitarbeitenden
       
       Bislang verändere sich zu wenig, meint einer der Demonstrierenden, der sich
       Sulyman nennt. „Ich wünsche mir mehr Respekt vor den Mitarbeitenden und
       eine fairere Bezahlung“, sagt er. Schon ein paar Mal habe er an Streiks wie
       diesen teilgenommen. „Das sind dann unbezahlte Arbeitsstunden, und wenn wir
       am nächsten Tag wieder auf der Arbeit erscheinen, ist alles wie immer.“
       
       Die Demonstrierenden bekräftigen die Forderungen mit Erfahrungsberichten
       über die Arbeitsbedingungen bei Amazon. So unterstütze der Konzern seine
       Mitarbeiter*innen kaum darin, [4][Betriebsräte] zu gründen oder einer
       [5][Gewerkschaft] beizutreten, berichtet einer.
       
       Viele der Beschäftigten kämen aus dem Ausland, gerade für sie sei es
       wichtig, Betriebsräte zu gründen. Zwischen den Wortbeiträgen rufen die
       Demonstrierenden „Ohne uns keine Pakete“ und recken die Fäuste in die Luft.
       Zum Abschluss stimmen sie noch mal gemeinsam an: „Make Amazon pay!“. Dann
       löst sich die Gruppe so schnell auf, wie sie erschienen ist.
       
       23 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] /Betriebsrat/!t5020538
 (DIR) [5] /Gewerkschaft/!t5012030
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marlena Wessollek
       
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